In der tiefsten Krise der Fußball-Geschichte stellt sich Europa blind hinter den gefallenen UEFA-Boss Michel Platini.
UEFA-Verbände stehen zu Platini
Die 54 Verbände der Europäischen Fußball-Union (UEFA) sprachen dem Franzosen am Donnerstag trotz der gravierenden Anschuldigungen und entgegen der Sorgen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) das Vertrauen aus - eine Kandidatur des 60-Jährigen bei der Präsidentenwahl des Weltverbands FIFA scheint aber trotzdem ausgeschlossen.
Wahl soll nicht verschoben werden
Am Wahltermin (26. Februar 2016) wollen die sieben europäischen Vertreter im FIFA-Exekutivkomitee, das am 20. Oktober in Zürich tagt, aber nicht rütteln. "Wir werden nicht nur nicht fordern, dass er verschoben werden soll - wir sind dagegen, dass der Kongress verschoben wird", sagte Infantino.
Bis zum Bewerbungsschluss am 26. Oktober müsste Platini deshalb für Aufklärung sorgen, um den Integritätscheck der FIFA-Ethikkommission zu bestehen. Die Zeit wird kaum reichen.
Platini und Blatter gesperrt
Der Franzose war aufgrund einer bislang unerklärten Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken (1,83 Millionen Euro), die Platini im Jahr 2011 von FIFA-Boss Joseph S. Blatter (79) angeblich für längst vergangene Beraterdienste erhalten hatte, für 90 Tage gesperrt worden.
Die Entscheidung der Ethikkommission, die im gleichen Atemzug auch Blatter bis einschließlich 5. Januar 2016 aus dem Verkehr gezogen hatte, hatte den Weltfußball ins Chaos gestürzt.
Infantino: "Wir unterstützen Platini"
Die Mitgliedsverbände der UEFA stellten sich am Donnerstag dennoch hinter ihren Präsidenten. "Wir unterstützen Michel Platinis Recht auf einen gerechten Prozess, auf ein gerechtes Verfahren und sein Recht, seinen Namen reinzuwaschen", sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino: "Wir appellieren eindringlich an alle Instanzen, die beteiligt sind, schnell zu arbeiten und sicherzustellen, dass es bis spätestens Mitte November 2015 eine abschließende Entscheidung gibt."
Kandidaten für die FIFA-Wahl gibt es bislang nur einen: Der jordanische Prinz Ali bin al Hussein (39), der im Mai an Blatter gescheitert war, hat seine Papiere eingereicht.
Das hatte zwar auch Platini - aber dann kam das Ethikurteil. Sein Einspruch bei der FIFA-Berufungskommission läuft, der nächste Schritt wäre der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) - dafür braucht er Zeit. Und gute Anwälte.
Niersbach sorgt sich
Für Platini gelte die Unschuldsvermutung, nichts sei bewiesen, hatte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach vor der offenbar kontrovers geführten Sitzung in Nyon der Wochenzeitung Die Zeit gesagt.
Dennoch lasteten die Vorwürfe wie ein Rucksack auf dem UEFA-Präsidenten, "der einen möglicherweise in die Knie zwingen kann". Nach Ansicht des DFB-Präsidenten darf der europäische Verband nicht unter den Anschuldigungen gegen Platini leiden. Sollte durch den "Fall Platini" auch die UEFA in die FIFA-Skandale mit hineingezogen werden, wäre das "fatal".
Niersbach: "Müssen UEFA schützen"
Das "müssen wir mit allen Kräften verhindern. Wir müssen die UEFA schützen", äußerte der DFB-Boss vor der Sitzung. Zu seinen eigenen Ambitionen auf Ämter bei der UEFA oder der FIFA äußerte sich Niersbach erneut eher kryptisch.
"Ich will und werde mich nicht davor drücken, meinen Beitrag zu leisten", sagte der 64-Jährige. Auf die Frage, wie ein solcher Beitrag aussehen könnte, sagte Niersbach: "Diese Geschichte ist sicher nicht über die Medien zu gewinnen. Die gewinnen Sie nur, wenn Sie intern einen klaren Kurs fahren und dafür Mehrheiten gewinnen."
Platini will an Kandidatur festhalten
Die Verbände der Europäischen Fußball-Union (UEFA) haben ihrem suspendierten Präsidenten Michel Platini (60) das volle Vertrauen ausgesprochen und ihre Unterstützung zugesichert. Dies ergab die Krisensitzung der 54 UEFA-Länder am Donnerstag in Nyon/Schweiz.
Platini war durch die Ethikkommission des Weltverbands FIFA ebenso wie FIFA-Präsident Joseph S. Blatter (79) für 90 Tage gesperrt worden. Grund ist eine bislang unerklärte Millionen-Zahlung von Blatter an Platini im Jahr 2011. Platini hatte umgehend angekündigt, seinen Namen reinwaschen und an seiner Kandidatur für die FIFA-Präsidentenwahl (26. Februar 2016) festhalten zu wollen.
Derzeit endet die Bewerbungsfrist am 26. Oktober, vier Monate vor der Wahl - dass Platini aber den nötigen Integritätscheck der FIFA-Ethiker bestehen würde, ist derzeit unwahrscheinlich.