Erst Europameister, jetzt Champions-League-Sieger: Handball-Nationalspieler Tobias Reichmann hat nach einer sensationellen Aufholjagd seinen nächsten großen Titel gewonnen.
Krimiheld Reichmann auf Europas Thron
Der Rechtsaußen siegte mit dem polnischen Meister KS Vive Kielce in einem völlig verrückten und an Dramatik nicht zu überbietenden Finale des Final Four in Köln gegen den ungarischen Champion MVM Veszprem trotz eines 19:28-Rückstands 14 Minuten vor dem Ende mit 4:3 im Siebenmeterwerfen.
Nach der Verlängerung hatte es 35:35 (29:29, 13:17) gestanden.
"Werden die Stadt auseinandernehmen"
"Nach dieser Leistung in der zweiten Halbzeit werden wir jetzt die ganze Stadt auseinandernehmen. Eigentlich habe ich nicht mehr daran geglaubt. Ich bin überglücklich, dass wir das Spiel noch drehen konnten. Am Ende haben wir uns in einen Rausch gespielt", sagte Reichmann bei Sky.
Dieser hatte am ersten Triumph der Polen in der Königsklasse mit acht Toren als bester Werfer seines Teams und einem sicher verwandelten Siebenmeter beim Showdown großen Anteil.
Kielce glückt sensationelle Aufholjagd
Die Polen holten in einem Handball-Krimi den großen Rückstand mit neun Toren in Folge auf, dann versagten ihnen bei zwei verworfenen Siebenmetern in der Schlussphase zunächst die Nerven.
Krzysztof Lijewski rettete Kielce aber mit seinem Ausgleich drei Sekunden vor dem Ende in die Verlängerung.
Dort lag Kielce drei Sekunden vor dem Ende vorne, doch Cristian Ugalde sorgte mit seinem Treffer für das Siebenmeterwerfen, in dem Julen Aguinagalde das entscheidende Tor erzielte.
Kiel verliert auch Spiel um Platz drei
Im Halbfinale hatte sich Veszprem etwas glücklich mit 31:28 nach Verlängerung gegen den deutschen Rekordmeister THW Kiel durchgesetzt.
Kielce war durch ein 28:26 gegen Top-Favorit Paris St. Germain erstmals ins Finale der Champions League eingezogen. Kiel beendete das Turnier nach einem 27:29 gegen Paris im Spiel um Platz drei auf dem letzten Platz.
"Diese Chance bekommt man nicht oft. Deswegen werden wir alles reinlegen. Es geht nur über die Leidenschaft", sagte Reichmann vor dem Anpfiff in der mit 19.750 Zuschauern ausverkauften Kölner Arena.
Nervöser Beginn von Kielce
Kielce begann allerdings sehr nervös und lag schnell mit 0:3 im Hintertreffen. Krzysztof Lijewski gelang erst nach 5:51 Minuten der erste Treffer der Polen.
Angeführt vom Ex-Kieler Aron Palmarsson wurde Veszprem auch in der Folge seiner Favoritenrolle gerecht. Dank eines variablen Angriffsspiels wirbelten sie Kielces Abwehr immer wieder durcheinander, verdienter Lohn war eine 8:4-Führung (14.).
Zwei Treffer in Folge von Reichmann brachten Kielce zwar wieder heran, doch die Ungarn waren weiterhin das bessere Team und leisteten sich weniger Fehler. Beim Stand von 7:11 (19.) scheiterte Reichmann zudem mit einem Siebenmeter an Torhüter Roland Mikler.
Veszprem ging mit einem beruhigenden Vier-Tore-Vorsprung in die Pause, auch weil der polnische Nationaltorhüter Slawomir Szmal bei Kielce lange Zeit nicht seinen besten Tag erwischt hatte.
Reichmanns Kielce gibt nicht auf
Auch nach dem Wechsel war Veszprem sofort besser im Spiel. Aggressiv in der Abwehr, wurfgewaltig im Angriff - die Ungarn wollten ihre große Chance auf den Champions-League-Triumph unbedingt nutzen und zogen auf 24:16 (40.) davon.
Angetrieben von Reichmann gab Kielce auch beim 19:28 nicht auf und kämpfte sich in bemerkenswerter Weise zurück.
Zu Beginn der Verlängerung ging Kielce erstmals in Führung. Veszprem kam aber zurück, doch am Ende jubelten Reichmann und seine Mitspieler.