Gareth Bale riss die Arme in die Höhe und schrie seine Freude in den Himmel über Paris, dann tollte er mit seiner Tochter Alba Viola über den Rasen.
Wales triumphiert dank Eigentor
Wales steht nach der kleinen "Battle of Britain" gegen Nordirland im Viertelfinale der EM - allerdings trugen sie selbst nur wenig dazu bei. Nur dank eines Eigentores von Gareth McAuley (75.) setzten sich die favorisierten Waliser im zähen Duell der Debütanten glücklich mit 1:0 (0:0) durch.
"Was soll ich sagen? Wir wussten dass es ein hässliches Spiel wird, wir wussten, dass kaum Platz sein würde", sagte Bale, betonte aber: "Wir haben hart gearbeitet. Wir wussten, dass ein Tor das Spiel entscheiden könnte." Immerhin: Bale hatte das entscheidende Tor mit einer scharfen Flanke erzwungen. (Ergebnisse und Spielplan der EM 2016)
Größter Erfolg seit 58 Jahren
"Diese Jungs geben nicht auf, das zeichnet sie aus", sagte der walisische Teammanager Chris Coleman und betonte: "Das Erreichte ist fantastisch."
Für Wales ist es der größte Erfolg seit 58 Jahren, seit der WM 1958 in Schweden, als die damalige Mannschaft ebenfalls im Viertelfinale stand. Gegner in der Runde der letzten Acht ist am kommenden Freitag in Lille Belgien oder Ungarn. (Die Statistiken zum Spiel)
Das Spiel vor 44.342 Zuschauern im Pariser Prinzenpark war das bislang schwächste der EM-Endrunde, nichts für Feinschmecker, allenfalls für Liebhaber rustikalen britischen Fußballs. Das räumte auch Coach Coleman gerne ein: "Wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt, und wir müssen Nordirland zu dieser Leistung gratulieren. Sie waren gefährlich. Wir haben sehr viel Mut gezeigt. Jetzt genießen wir die Nacht."
Mutiger als gegen Deutschland
Was die dennoch gut gelaunten und stimmkräftigen Anhänger beider Mannschaften zu sehen bekamen, hatte wenig Hoffnung auf eine Entscheidung vor dem Elfmeterschießen gemacht. Auch Bale, kam nicht zur Geltung: Die Nordiren hingen an ihm wie Kletten. (Die Torjäger der EM 2016)
Dennoch besaß Bale die beste Gelegenheit, seine Mannschaft in Führung zu schießen: Es lief die 58. Minute, der Angreifer von Real Madrid stellte sich auf zum Freistoß - zweimal bereits hatte er im Turnier eine derartige Chance genutzt. Diesmal aber wehrte Torhüter Michael McGovern, der bereits gegen Deutschland hervorragend gehalten hatte, reaktionsschnell ab.
Die Waliser hatten ansonsten Mühe, ihre spielerische Überlegenheit zur Geltung zu bringen. Das lag vor allem daran, dass die Nordiren eng am Mann waren und kompromisslos in die Zweikämpfe gingen. Die "Green and White Army" ging außerdem etwas mutiger zu Werke als noch beim 0:1 gegen Deutschland, hatte demzufolge gute Chancen - ohne dabei aber zwingend zu werden. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Der Ideenreichtum ihrer sangeskräftigen Anhänger war den Mannschaften fremd. Es ging meist typisch britisch hin und her, mehr hoch und weit denn flach und präzise, bei Ballbesitz des Gegners versammelten sich Waliser wie Nordiren zügig mit möglichst vielen Spielern hinter dem Ball und mit mindestens einer Fünferkette vor dem eigenen Strafraum. Bezeichnend, dass ein Eigentor das Spiel entschied.