2014 wurde Mesut Özil Weltmeister mit Deutschland. In einem von der Bild vorab veröffentlichten Auszug seiner Biographie "Die Magie des Spiels" erzählt Özil, wie es überhaupt dazu kam, dass sich der Arsenal-Profi für die deutsche Nationalmannschaft und gegen die Türkei entschied.
Özil: Das bete ich während der Hymne
Der Mittelfeldspieler berichtet von einem langen Findungsprozess. Denn obwohl der Mittelfeldspieler in Deutschland geboren wurde, hatte er zunächst nur den türkischen Pass. Eine doppelte Staatsbürgerschaft gab es damals noch nicht.
Familie zweigeteilt
So zog Özil seine Familie zu Rate. Seine Mutter und sein Onkel sprachen sich dafür aus, dass der Profi vom FC Arsenal für die Türkei spielen solle. Sein Vater und sein Bruder tendierten dagegen klar für die deutsche Nationalmannschaft. "Mesut ist in Deutschland geboren. Er ist in Deutschland zur Schule gegangen. Er hat bei deutschen Vereinen Fußballspielen gelernt. Also muss er auch für Deutschland spielen", begründete sein Vater seine Entscheidung.
Özil hegte ähnliche Gedanken, wollte aber niemanden verärgern und enttäuschen. Im Frühjahr 2006 war es endlich soweit. Der Mittelfeldspieler entschied sich für Deutschland und gab seinen türkischen Pass beim Generalkonsulat in Münster ab.
"Ich bin stolz, mich trotz des Drucks für die deutsche Nationalmannschaft entschieden zu haben. Und ich bin froh, der Türkei dabei nie den Rücken gekehrt zu haben", erklärte Özil.
Immer dasselbe Ritual
In seiner Biographie berichtet Özil, wie er sich auf die Spiele vorbereitet und was er während der Nationalhymne betet. "Kurz vor dem Anstoß bete ich. Auch das hat bei mir Tradition. Es ist immer derselbe Text, den ich kurz vor dem Anstoß auf dem Rasen vor mich hinsage. Ich bete auf Türkisch."
"Allah (Gott), gib uns für das heutige Spiel Kraft und schütze mich und meine Teamkollegen vor Verletzungen. Allah (Gott), Du kannst uns den Weg (Erfolg) eröffnen oder auch verschließen. Führe uns nicht vom rechten Weg ab. Amen."
Immer zuerst mit rechts
Dabei betritt Özil das Spielfeld immer zuerst mit seinem rechten Fuß. "Wenn ich aus dem Bett aufstehe, trete ich zunächst auch erst mit dem rechten Fuß auf. Ich esse mit meiner rechten Hand, obwohl ich eigentlich Linkshänder bin. Das alles hat religiöse Gründe. Die rechte Hand ist die reine, die linke dient dazu, Schmutz zu entfernen. Wenn ich zunächst mit dem linken Fuß den Platz betreten würde, könnte ich nicht spielen", erklärt er.
Insgesamt drei Gebete als Vorbereitung
Vor der Nationalhymne spricht der Weltmeister beim Aufwärmen und in der Kabine bereits ein paar Sätze auf Arabisch. Die Gebete hat er bereits in seiner Kindheit gesprochen. Er betet sie auch nach dem Aufstehen, nach dem Essen und bei der Nationalhymne.
"Im Namen Gottes, des sich Erbarmenden, des Barmherzigen! Preis sei Gott, dem Herrn der Welten, dem sich Erbarmenden, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tage des Gerichts. Dir allein dienen wir, und Dich allein bitten wir um Hilfe! Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen Du gnädig bist, nicht derer, denen du zürnst, und nicht der Irrenden", heißen die Sätze auf Deutsch, die Özil während des Warmmachens auf dem Platz spricht.
Anschließend folgt das zweite Gebet in der Kabine, bevor es auf den Platz geht. "Im Namen Gottes, des sich Erbarmenden, des Barmherzigen! Er ist Allah (Gott), der Einzige, Allah, der Unabhängige und von allen Angeflehte. Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt und keiner ist Ihm gleich."