Bastian Schweinsteiger ließ sich nicht locken. Zu sehr wirkten die Emotionen noch auf den 32-Jährigen ein. Der scheidende DFB-Kapitän wollte nur den Moment genießen.
Schweinsteigers letzter großer Traum
Den Applaus. Die Standing Ovations. Den Jubel bei jedem Ballkontakt. Die Ehrenrunde. Die echte Zuneigung der Fans. Da war kein Platz für Gedanken an die Rückkehr in den Alltag. An den Kater, der wohl auf die Feierlichkeiten folgen wird.
Dann sind die Huldigungen wieder ein gutes Stück weit weg, die Liebe der Anhänger für den "Fußballgott", wie Schweinsteiger bei seinem Abschied von der Nationalmannschaft beim 2:0 gegen Finnland genannt wurde.
Selfies von der Tribüne
Schweinsteiger muss bei Manchester United zurück in die zweite, wenn nicht sogar die gefühlt dritte Reihe. Mehr als Selfies von der Tribüne im Old Trafford, seinem momentanen Stammplatz unter Jose Mourinho, wird es künftig nicht geben. Und verbale Unterstützung für die Mannschaft ("Come on Guys"), zu der er aktuell nicht mehr gehört.
Vielleicht auch Mitleid, dass er im Herbst seiner Karriere zum Zuschauen verdammt ist. Sich irgendwo auch verdammen lässt. Denn der 32-Jährige hält weiter an seinem letzten großen Traum fest.
Neben der Frage nach seinen Gefühlen musste Schweinsteiger in diesen Tagen rund um sein 121. und letztes Länderspiel natürlich auch fast genauso oft Stellung zu seinen Plänen beziehen, zu seiner Zukunft.
Das tat er vehement, immer wieder betonte er, dass es ein "Traum" sei, für Manchester United zu spielen. Auch, als Ex-Nationalspieler Sebastian Kehl, der nach der Karriere eine Weltreise unternahm, ihm eindeutig zweideutig unter die Nase rieb, wie schön doch New York sei.
"Höre auf mein Herz"
Doch Schweinsteiger ist keiner, der plant, wie er selbst zugab. "Ich höre auf mein Herz. Natürlich tausche ich mich aus mit anderen, aber letztlich entscheide ich selbst. Ich bin ein Mensch, der eher aus der Intuition heraus handelt", sagte der Weltmeister.
Bis 2018 läuft sein Vertrag bei Manchester United, bis Oktober will er anschauen, ob er unter Mourinho noch eine faire Chance bekommt. Momentan sieht es nicht danach aus, als würde er eine erhalten.
"Manchester war neben Bayern München immer der Verein, wo er auch einmal spielen wollte. Deswegen wünsche ich ihm, dass noch einmal alles so kommt, wie er es sich wünscht und Basti noch einmal im Old Trafford auflaufen kann", sagte sein Bruder Tobias Schweinsteiger.
(Noch) kein Plan B
Und falls nicht? Offensichtlich weiß Schweinsteiger selbst nicht so ganz, wie der Plan B dann aussieht. Er lässt es auf sich zukommen. Im gehobenen Fußballeralter hat er inzwischen die Lockerheit, die Ruhe und Geduld, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind.
Sicher ist, dass er nicht aufhören will, Fußball zu spielen. Mit der Aussage, zu keinem anderen europäischen Verein mehr wechseln zu wollen, hat er seine Optionen allerdings sehr stark eingeschränkt. Am Deadline Day, der auf seinen Abschied aus der Nationalmannschaft fiel, war Schweinsteiger kein Thema.
Dass die USA eine seiner Optionen ist, daraus hat er keinen Hehl gemacht. Aber: Die Saison der Major League Soccer läuft, Ende Oktober beginnen bereits die Playoffs.
USA oder Katar als Optionen
Das Transferfenster ist seit dem 3. August geschlossen und öffnet erst wieder Mitte Februar 2017, ehe die neue Saison im Frühjahr beginnt. Für einen spontanen Einstieg in die Liga mit Altstars wie Andre Pirlo oder Steven Gerrard müsste ManUnited den millionenschweren Vertrag mit Schweinsteiger auflösen.
Bliebe als eine weitere mögliche Alternative noch Katar, wo das Transferfenster noch bis Ende September geöffnet ist.
Was Schweinsteiger am Ende auch machen wird, sicher ist zumindest eines: Am Ende wird er auf sein Bauchgefühl hören.