Das DFB-Pokalspiel zwischen Borussia Dortmund und Union Berlin am vergangenen Mittwoch musste mit 15-minütiger Verspätung angepfiffen werden, der BVB sprach vor der Partie von einem "versuchten Eingangssturm" durch Berliner Fans.
Eingangssturm? Polizei widerspricht BVB
Der Verein schrieb auf seinem offiziellen Twitteraccount: "Vor etwa 50 Minuten gab es einen versuchten Eingangssturm mit Polizeieinsatz, daraufhin wurde der Einlass gestoppt."
"Wir reden nicht von einem Sturm"
Doch die Dortmunder Polizei widersprach nun der Schilderung des Klubs.
"Wir reden nicht von einem Sturm, etwa auf Zäune oder Kassenhäuschen. Davon hat Borussia Dortmund gesprochen. Wir können bestätigen, dass es ein Gedränge auf dem Stadionvorplatz seitens der Berliner Fans gegeben hat, weil man dort wohl nicht weiterkam", sagte Polizeisprecher Oliver Peiler auf SPORT1-Nachfrage.
Heiß her ging es in Dortmund auf jeden Fall: Anhänger der Gäste hatten am Dortmunder Hauptbahnhof Böller gezündet, bei der Einlasskontrolle kam es zu Auseinandersetzungen. Drei Personen wurden in Gewahrsam genommen und 28 Strafanzeigen gestellt. Zudem wurden insgesamt 23 Personen leicht verletzt, darunter sechs Polizeibeamte.
Peiler erklärte zu den Vorfällen vor dem Stadion: "Auch zum Spielbeginn standen nicht wenige Berliner Fans noch vor dem Stadionbereich. Was die Ursache war, da müsste man Borussia Dortmund fragen. Es hat dabei eine kurzfristige, schwierige Gedrängesituation gegeben. Aber wir reden jetzt nicht von irgendeinem Sturm auf das Stadion."
Union beklagt chaotische Organisation
Die Berliner wiesen in einer scharf formulierten Pressemitteilung die Verantwortung für die Ausschreitungen energisch von sich. Stattdessen habe "eine dilettantische und chaotische Organisation vor Ort zu erheblichen Beeinträchtigungen für tausende Gästefans" geführt, wie es in der Stellungnahme des 1. FC Union hieß.
"Die Dimensionierung der Kontrollanlagen und das Tempo der Einlasskontrollen waren vollkommen ungeeignet, die im Vorfeld bekannte Anzahl an Gästefans in angemessener Weise aufzunehmen", kritisierte der Zweitligist: "Einen organisierten oder mutwilligen Blocksturm durch Union-Fans gab es nicht. Vielmehr sind durch die organisatorischen Schwächen zahlreiche Menschen in Gefahr gebracht worden."
Noch kein Statement vom BVB
Der BVB äußerte sich am Freitagabend in einem offiziellen Statement. Von chaotischer Organisation wollen die Dortmunder nichts wissen, die Vorwürfe seien ungerechtfertigt.
"Nicht angebliche organisatorische Schwächen, sondern das Abbrennen von Pyrotechnik haben Menschen in Gefahr gebracht", teilte der deutsche Vizemeister mit. Zu den Verzögerungen beim Einlass hätten nicht allein die intensiven Kontrollen geführt, "sondern auch das Verhalten Berliner Fans", heißt es in der BVB-Mitteilung. So hätten Union-Anhänger auf dem Weg zum Stadion unter anderem zwei Straßenbahnen demoliert.
Schuldzuweisungen auch von Dortmund
Außerdem habe es "weitere Vorfälle im Eingangsbereich, verursacht durch Anhänger von Union Berlin" gegeben. Deshalb seien neun der 46 Einlassstellen für die Berliner Fans vorübergehend gesperrt worden.
Polizeisprecher Peiler hatte zuvor erklärt, verantwortlich für den Andrang vor dem Spiel sei der Dortmunder Ordnungsdienst: "Die Eingangssituation war sicherlich eine schwierige, aber die Polizei hatte damit eigentlich wenig zu tun. Es standen eben viele Fans draußen vor dem Zaun und kamen nicht rechtzeitig rein. Und das waren nicht wenige. Wir reden hier nicht über zehn, zwanzig oder fünfzig - sondern es waren zum avisierten Spielbeginn um 20.45 Uhr mit Sicherheit mehr als tausend, die noch nicht drin waren."
Derby gegen Schalke steht an
Am kommenden Samstag steht in Dortmund das heiße Derby gegen den Erzrivalen Schalke 04 (ab 18.30 Uhr LIVE auf SPORT1.fm und im LIVETICKER) an.
Aus Sicht der Polizei gibt es allerdings keinen Anlass, etwas am Sicherheitskonzept zu ändern: "Auch hier würde ich gerne auf Borussia Dortmund verweisen", sagte Peiler: "Wir können bei der Eingangssituation als Polizei natürlich beraten. Aber der Hausherr Borussia Dortmund muss sehen, wie und mit welchem Sicherheitspersonal er seine Gäste, die bezahlt haben, in das Stadion lässt. Ob Borussia das genauso machen wird wie gestern, entzieht sich meiner Kenntnis."
Vor dem Spiel gegen Union war auch die Verkehrslage in Dortmund angespannt. Mit Blick auf das Revierderby sieht die Polizei aber auch hier keinen zusätzlichen Handlungsbedarf: "Dass bei Heimspielen von Borussia Dortmund die Verkehrslage natürlich immer eine etwas schwierigere ist, das ist ja keine Überraschung. Das ist ja auch nicht das erste Derby, das hier stattfindet. Wir haben eigentlich eine ausreichende Anzahl von Parkplätzen. Wir hatten nur gestern das Problem, dass es eine Messe in Dortmund gab und dadurch waren relativ viele Parkplätze vorher schon belegt. Dieses Problem gibt es so aber am Samstag nicht", sagte Peiler.