Mit ausgebreiteten Armen sprintete Pokal-Held Alexander Schwolow seinen Mitspielern entgegen und musste aufpassen, nicht von der Jubeltraube erdrückt zu werden.
Bielefeld gelingt nächste Sensation
Nur wenige Meter entfernt schlich Ibrahima Traore tieftraurig von dannen: Nach einem Elfmeterkrimi im Viertelfinale des DFB-Pokals hat Favoritenschreck Arminia Bielefeld sein nächstes Opfer gefunden.
Mit 5:4 im Elfmeterschießen gewann der Spitzenreiter der Dritten Liga gegen den Champions-League-Aspiranten Borussia Mönchengladbach - Arminia-Torhüter Schwolow parierte gegen Raffael und Traore.
Nach 120 Minuten hatte es 1:1 (1:1, 1:1) gestanden.
Nächster Elfmeter-Knockout
Gladbach scheiterte damit bereits zum siebten Mal in den vergangenen 20 Pokal-Jahren im Elfmeterschießen und muss beim Finale am 30. Mai erneut vor dem Fernseher sitzen. Zum bislang letzten Mal stand die Borussia 1995 im Endspiel von Berlin (3:0 gegen Wolfsburg).
"Das ist ganz bitter, wir wollten unbedingt nach Berlin. Dass es hier überhaupt zum Elfmeterschießen gekommen ist, haben wir selber zu verantworten. Wir waren einfach nicht aufmerksam, ganz einfach", sagte Gladbachs Nationalspieler Max Kruse bei Sky.
Gladbachs Eberl bedient
Sportdirektor Max Eberl meinte: "Das war eben keine Bundesliga, sondern ein Pokalspiel. Für uns ist das natürlich enttäuschend."
Bielefelds Sportlicher Leiter Samir Arabi dagegen sagte: "Wir sind überglücklich. Wann zieht man schonmal als Drittligist ins Pokal-Halbfinale ein?"
Die Ostwestfalen, die zuvor schon die Erstligisten Hertha BSC und Werder Bremen ausgeschaltet hatten, sind der insgesamt siebte Drittligist im Halbfinale und der erste seit Einführung der eingleisigen Dritten Liga 2008.
Von den bisherigen sechs Außenseitern erreichten drei das Finale, den "Pott" holte bisher keiner. (DATENCENTER: Spielplan und Ergebnisse)
Kruse mit umstrittenem Handelfmeter
Manuel Junglas, schon beim 3:1 gegen Bremen zweimal erfolgreich, brachte die Arminia in Führung (26.), Nationalspieler Max Kruse glich mit einem umstrittenen Handelfmeter aus (32.).
Bereits in der Verlängerung hatte Bielefelds Torjäger Fabian Klos in der 114. Minute den Siegtreffer auf dem Kopf.
Gladbachs Coach Lucien Favre hatte gegenüber dem starken 4:1 bei 1899 Hoffenheim wie nahezu immer in englischen Wochen zwei Offensivspieler gewechselt: Diesmal bekamen Thorgan Hazard und Andre Hahn den Vorzug vor Fabian Johnson und Raffael.
Den verletzten Abwehrchef Martin Stranzl ersetzte wieder Roel Brouwers.
Bielefeld kämpft bravourös
Der Underdog machte jedoch schnell klar, dass der Champions-League-Anwärter dieses Spiel alleine über seine spielerischen Fähigkeiten nicht wird dominieren können.
"Unser Ziel war eigentlich nur, heute ein gutes Spiel zu machen - und jetzt haben wir wieder ein Spiel mehr. Dabei ist unsere Mannschaft für die vielen englischen Wochen eigentlich gar nicht breit genug aufgestellt", resümierte Bielefelds Coach Norbert Meier.
Die Bielefelder kämpften von der ersten Sekunde an leidenschaftlich und errichteten nicht etwa ein Abwehr-Bollwerk, sondern suchten mutig den Weg nach vorne.
Und so hatte der Drittligist auch die klaren Chancen in dieser Phase: Den 25-m-Schuss von Christoph Hemlein lenkte Borussia-Keeper Yann Sommer mit den Fingerspitzen über die Latte (16.), nach einer Rettungsaktion von Brouwers flog der Zentimeter drüber (23.).
Spätestens jetzt begannen die Heim-Fans unter den 26.137 Zuschauern - rund 50.000 Tickets hätte die Arminia verkaufen können - an die nächste Sensation zu glauben.
Junglas trifft per Schlenzer
Und als Junglas per Schlenzer die Führung erzielte, wurde die altehrwürdige Alm zum Tollhaus.
Der heftig diskutierte Strafstoß - Kruse hatte Florian Dick den Ball aus kurzer Distanz an den Unterarm geschossen und danach sicher verwandelt - brachte die taumelnde Borussia zurück ins Spiel.
Der Favorit gewann nun etwas an Sicherheit, klare Dominanz versprühten die Borussen aber auch weiter nicht. Die Arminia berappelte sich bald wieder und kam weiter zu Chancen, das Spiel stand stets auf Messers Schneide.
Während bei der Borussia nur Sommer und Kruse Normalform erreichten, gefielen bei Arminia Dennis Mast, Stephan Salger und Matchwinner Schwolow.