Selbstverherrlichung passt einfach nicht zu einem von Haus aus introvertierten und bescheidenen Zeitgenossen wie Zinedine Zidane. Selbst nach zwei Champions-League-Siegen bleibt sich der Vater des Erfolgs von Real Madrid treu.
Zidane: Im Eiltempo zur Trainer-Legende
"Ich bin nicht der beste Trainer der Welt", schmälerte Zidane seinen Anteil an dem jetzt schon legendären 4:1 gegen Juventus Turin und verwies auf seine Spieler: "Nur mit ihnen kann man so etwas schaffen. Ich bin auch ein Teil dieser Mannschaft, ein Teil dieses Erfolgs, aber nicht derjenige, der spielt."
Nach der magischen Nacht von Cardiff, einer der vor allem in der zweiten Halbzeit größten Machtdemonstrationen überhaupt in einem Königsklassen-Endspiel, hätte dem Franzosen wohl niemand ein wenig mehr Eigenlob verübelt.
Fabelzahlen der Kategorie Guardiola
Selbst die dem Erzrivalen FC Barcelona zugetane Presse aus Katalonien, die Juve wenig überraschend offenkundig die Daumen gedrückt hatte, verneigte sich vor ihm. "Zidane wird zum Mythos auf der Trainerbank", titelte die Mundo Deportivo, während die Sport von einem "verdienten Sieg für Madrid" und einer "harten Lehrstunde für Juve" schrieb.
Auf derartige Worte der Anerkennung musste Zidane lange warten. Seine Beförderung zum Profi-Coach im Januar 2016 stieß zunächst auf eine Menge Skepsis. Nicht zu Unrecht, schließlich hatte er zuvor als Verantwortlicher von Reals Reserve kaum Argumente für höhere Aufgaben geliefert.
Der ein oder andere Kritiker spottete sogar, die UEFA habe ihm die Trainer-Lizenz nachgeworfen. Er belehrte sie eines Besseren. 17 Monate nach seinem Amtsantritt hat Zidane fünf Titel geholt, in diesem Jahr das erste Double aus nationaler Meisterschaft und Europapokal seit 1958.
Im Schnitt gewinnt er alle 17 Spiele eine Trophäe. Seine Tormaschine trifft nun mehr seit 65 Spielen am Stück. Fabelzahlen, die in die Kategorie Pep Guardiola fallen. Und dafür musste Zidane keineswegs den Fußball revolutionieren.
"Sind eine Familie geworden"
Klar: Sein Name macht ihm vieles einfacher. Er war der beste, eleganteste Kicker seiner Zeit, für die meisten seiner heutigen Schützlinge das große Idol. Mit Kapitän Sergio Ramos zauberte er sogar noch zusammen im Santiago Bernabeu.
"Wir sind unter Zizou eine Familie geworden", sagte Ramos schon nach dem ersten Champions-League-Sieg mit Zidane. In den Trainingseinheiten spielt der Coach sogar oft noch selbst mit, vor den Spielen umarmt er seine Spieler herzlich.
Diese Art Trainer kommt bei einem Starsensemble wie Real besser an als strenge Lehrer wie Zidanes Vorgänger Rafael Benitez, der Weltfußballer Cristiano Ronaldo einen USB-Stick mit Spielszenen von ihm überreichte, die er besser hätte lösen können.
Auch Weltmeister Toni Kroos fühlt sich unter Zidane sichtlich wohl. "Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Er braucht sich auch gar nicht über uns zu stellen, weil er's einfach kann, weil ihm eh jeder zuhört", berichtete Kroos nach dem Finale.
Mehr als ein Spielerversteher
Es wäre jedoch falsch, Zidane nur auf den charismatischen Spielerversteher zu reduzieren. Er erwartet von seinen Stars auch Leistung und schafft es, sogar Superstars wie Ronaldo zu Pausen zu überreden.
Ronaldo taten die Pausen so gut, dass er in der heißen Saisonphase wie am Fließband traf - fünf Mal im Viertelfinale gegen Bayern, drei Mal im Halbfinale gegen Atletico und zwei Mal im Finale gegen Juve.
"Der Trainer hat viel rotiert und jedem das Gefühl gegeben, dass er wichtig ist. Das war vor allem für die Meisterschaft entscheidend", so Kroos.
Auch konsequente Entscheidungen, wie etwa im Finale gegen Juventus auf den fitten und formstarken Isco statt Heimkehrer Gareth Bale zu setzen, sprechen für ihn. Seine Mannschaft sei vor allem in der Breite "die beste, die Real jemals hatte", wie zuletzt Stürmer-Legende Raul sagte.
"Zidane war als Spieler der Beste und ist es jetzt auch als Trainer", lobt Präsident Florentino Perez.
Worte, die der bescheidene Franzose niemals über sich selbst verlieren würde.