Ein nach dem Sprengstoffanschlag auf seinen Mannschaftsbus eine Halbzeit lang völlig verunsicherter Vizemeister Borussia Dortmund steht in der Champions League vor dem Aus.
BVB-Stimmen: "Wir sind nur Menschen"
Die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel unterlag im Viertelfinal-Hinspiel trotz der bedingungslosen Unterstützung ihrer Fans und einer Leistungssteigerung nach der Pause AS Monaco mit 2:3 (0:2) und erwartet im Rückspiel im Fürstentum am 18. April eine ganz schwere Aufgabe.
SPORT1 fasst die Stimmen von Sky, der Pressekonferenz und der Mixed-Zone zusammen.
Marcel Schmelzer (Kapitän, Borussia Dortmund): "Es sind nicht einmal 24 Stunden seit dieser Sache vergangen und wir müssen wieder auf dem Platz stehen. Wir verstehen deshalb überhaupt nicht, dass man das einfach so festlegt und wir wie Puppen einfach funktionieren müssen. Es war kein Anschlag auf unseren Bus, sondern ein Anschlag auf uns Menschen. Das kommt mir ein bisschen zu kurz."
zur Vorbereitung auf das Spiel: "Wir haben heute außer in den Sitzungen nicht einmal über Fußball gesprochen. Wir hatten unendliches Glück, dass nur Marc verletzt wurde. Wir sind sehr glücklich, dass wir heute hier überhaupt stehen können. Eigentlich musst du noch über alles sprechen und dann ist schon der Spieltag, worauf man als Sportler jedes Jahr hinarbeitet. Das unter einen Hut zu packen ist nicht einfach. Es war eigentlich ein gemachter Champions-League-Abend für Borussia Dortmund, aber nicht vor dem Hintergrund."
Nuri Sahin (Mittelfeldspieler Borussia Dortmund): "Wir wussten, dass es heute nicht einfach wird, uns auf Fußball zu konzentrieren. Bis zum Anpfiff war bei mir alles außer Fußball im Kopf. Als das 3:1 fiel, habe ich den Jungs gesagt, dass wir noch ein Tor brauchen. Dass wir das geschafft haben, ist überragend. Das Tor war Gold wert."
Zum Anschlag: "Was gestern passiert ist, das wünsche ich niemandem. Es war mir im ersten Moment nicht bewusst. Erst als ich gestern nach Hause kam und meine Frau und mein Sohn vor der Türe standen, da habe ich realisiert, wie viel Glück wir hatten. Man sollte nicht vergessen, dass wir Menschen sind. Das war nicht schön. Die Gesichter aus dem Bus werden mich ein Leben lang begleiten. Das war schrecklich."
Julian Weigl (Mittelfeldspieler, Borussia Dortmund): "Am Anfang hat man es stark gemerkt. Wir konnten nicht so frei spielen, wie wir das eigentlich können. Zum Glück haben wir uns dann ein Stück weit davon gelöst. In der zweiten Halbzeit haben wir dann einfach die Köpfe ausgeschaltet, Gas gegeben und zum Glück noch ein relativ ordentliches Ergebnis gestalten können."
Zu seinen Emotionen: "Es bestand ja keine andere Möglichkeit. Es war natürlich schon schwierig für uns. Die meisten Jungs haben wie ich auch nur wenig geschlafen. Es gibt nicht den goldenen Weg, wie man damit umgehen kann, weil es für jeden das erste Mal war. Ich habe versucht, die Zeit mit meiner Familie zu verbringen und ein bisschen runterzukommen. Wir haben das Bestmögliche daraus gemacht."
Über den verletzten Marc Bartra: "Marc, wir denken ganz fest an dich. Wir haben heute für dich gekämpft und hoffen, dass du bald wieder zu uns kommst."
Thomas Tuchel (Trainer Borusssia Dortmund): "Ich fand die zweite Halbzeit sehr gut. Die erste Halbzeit war nicht so gut, aber es war auch ein ganz bitterer Verlauf für uns. Das erste Tor war Abseits, das muss man sehen. Insgesamt kann man von zwei Eigentoren und einem Abseitstor sprechen. Es ist nicht für uns gelaufen. Leider hatten wir heute den Spielverlauf nie auf unserer Seite. Es gibt heute keinen Vorwurf an irgendjemanden."
Zur Schwere der Aufgabe: "Es hat viel Mut und Courage erfordert. Das haben wir heute gezeigt. Es ist nicht vergessen und nicht verarbeitet. Wir hätten uns gewünscht, mehr Zeit zu haben. Da fühlen wir uns komplett übergangen. Es geht hier einerseits um Verarbeitung, aber auch um unseren Champions-League-Traum. Wir werden uns noch mal schütteln, und wir haben keine Lust rauszugehen."
Zur Ausgangsposition: "Im Rückspiel haben wir natürlich eine große Aufgabe. Aber es ist Halbzeit und wir liegen 2:3 zurück. Mal schauen, wir werden auf jeden Fall weiter dran glauben und alles versuchen."