Valentino Lazaro hat den viel diskutierten Kniefall von Hertha BSC vor dem Spiel gegen Schalke 04 verteidigt.
PR-Gag? Hertha-Profi wehrt sich
Den Verwurf, es handle sich bei der Protestaktion um einen PR-Gag, wies der 21-Jährige entschieden zurück.
"Die Leute, die das sagen, haben nicht so viel Ahnung von dem Thema", sagte der Österreicher auf SPORT1-Nachfrage. "Die PR-Gag-Aussagen lassen wir an uns abprallen. Wir wissen, wofür es stehen soll und die, die das auch so sehen, hat es berührt und die freuen sich darüber."
Zeichen für Vielfalt und Toleranz
Auch Hertha-Mittelfeldspieler Salomon Kalou verteidigte die Kniefall-Aktion seiner Mannschaft:
"Wir leben in 2017, die Welt ist einfacher und schöner, wenn man zusammenhält. Es war ein Moment für uns Spieler, jedem zu zeigen, dass Hertha gegen Rassismus ist. Man muss nicht erst Opfer gewesen sein, um aktiv zu werden. Jeder sollte es tun. Ich bin froh, dass wir es gemacht haben."
Hertha wollte nach eigenen Angaben ein Zeichen für "Vielfalt, Toleranz und Verantwortung" setzen. Vorbild dieser Aktion sind die Proteste in der NFL, wo einige Spieler bei der US-Hymne knien, um gegen Rassismus, Diskriminierung und die Politik von US-Präsident Donald Trump zu protestieren.
Lazaro: Trumps Verhalten wird weltweit beobachtet
"Es zeigt, dass das Verhalten des amerikanischen Präsidenten weltweit beobachtet wird", sagte der Hertha-Stürmer. "Der Präsident regt sich auf, dass man damit in der NFL die amerikanische Hymne beleidigt und nicht respektiert."
Trainer Pal Dardai wollte sich am Montag am Rande des Trainings nicht zu der Aktion vom Samstag äußern.
Die Geste fand weltweit Beachtung, auch in den USA. Unter anderem widmeten ihr die Washington Post und die New York Times Artikel.
Ex-NFL-Profi Werner reagiert verwundert
In deutschen Medien gibt es aber auch teils massive Kritik. "Dumm und unangebracht" nannte ihn in einem Bild-Kommentar Chefredakteur Julian Reichelt ("Die freie, vereinte Stadt, in der sie ihrem traumhaften Beruf nachgehen dürfen, gäbe es nicht ohne die Fahne, die sie mit ihrem lächerlichen Kniefall verhöhnen"). Und auch die Süddeutschen Zeitung spricht in harten Worten von "falschem bzw. gefälschtem Pathos", von "einem Imitat und einer künstlichen Konstruktion zum Zweck von Anbiederung und Wichtigtuerei. Selbstgerecht, eitel, narzisstisch."
Zwiespältig sieht die Aktion NFL-Profi Björn Werner. "Ich habe es gestern gesehen und mich gefragt: 'Warum knien die denn jetzt?'", sagte der gebürtige Berliner. "Cool, wenn es der richtige Support ist. Aber ich bin der Meinung, das hat etwas mit der NFL zu tun und da sollte man sich raushalten. Du kennst die ganzen Gründe nicht. Es ist schwierig, wenn du in einem anderen Land lebst."
Der frühere Bundesliga-Profi und ghanaische Nationalspieler Hans Sarpei nahm die Hertha dagegen in Schutz: "Jedes Zeichen gegen Rassismus und Diskrimierung ist wichtig und richtig. Jeder, der es selbst erlebt hat, kann es besser einschätzen."