Zwei Spiele, sechs Punkte: Der FC Bayern befindet sich nach dem 2:0-Arbeitssieg bei Werder Bremen voll auf Kurs.
Müller angefressen wegen Ancelotti
Torjäger Robert Lewandowski war nach nach seinen beiden äußerst sehenswerten Treffern für Sportdirektor Hasan Salihamidzic einfach nur der "Knaller", selbst die gegen Leverkusen mitunter mit heftigen Problemen kämpfende Abwehr stand gegen eine - wenn auch äußerst harmlose - Bremer Offensive deutlich stabiler. Eigentlich also Grund genug, um sich zufrieden auf die Rückreise nach Bayern zu machen.
Doch ausgerechnet dem Spaßvogel vom Dienst war an diesem Samstagnachmittag alles andere als zum Lachen zumute.
Während der Partie noch feixend auf der Bank in seinem Element (s. Bild unten), verfinsterte sich Thomas Müllers Stimmungslage nach dem Schlusspfiff gravierend.
Müller macht den Wüterich
"Ich weiß nicht genau, welche Qualitäten der Trainer sehen will, aber meine sind scheinbar nicht hundertprozentig gefragt", sagte der Weltmeister, nachdem er im Weserstadion 73 Minuten auf der Bank geschmort hatte, mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Wut ins Mikrofon des ARD-Hörfunks und gab einen Einblick, wie es um seinen Gemütszustand bestellt ist.
Dass Müller nach einer starken Vorbereitung nach nur einer schwächeren Partie direkt wieder aus der Startelf von Coach Carlo Ancelotti rutschte, war so im Vorfeld nicht unbedingt zu erwarten gewesen.
Ancelotti räumt Probleme ein
Und der Weltmeister von 2014 brauchte nicht lange, um dem Trainer zu zeigen, dass er ein wichtiger Eckpfeiler für die Münchner sein kann.
Nur 120 Sekunden nach seiner Einwechslung schaffte Müller mit einem geschickten Laufweg Lewandowski den Raum, den der Pole zum Treffer zum 2:0 nutzte. Genugtuung sprach dabei aus seinem Gesicht, und selbst Ancelotti musste zugeben, dass es dem Rekordmeister ohne Müller enorm schwerfiel, das grün-weiße Abwehrbollwerk zu knacken. "Wir haben eine Stunde lang Probleme gehabt, die nötigen Freiräume zu finden", räumte der Italiener ein.
Trotzdem durfte Müller erst nach dem ersten Lewandowski-Treffer (72.) auf den Rasen. Den unkonzentrierten und fahrigen Franck Ribery hatte Ancelotti bis zu diesem Zeitpunkt mit erstaunlicher Geduld gewähren lassen, umso mehr war der Frust des deutschen Nationalspielers nachvollziehbar.
"Rein taktische Entscheidung"
Später auf der Pressekonferenz erklärte der Italiener, warum er zunächst auf die klassischen Flügelspieler Ribery und Arjen Robben setzte. "Es war eine rein taktische Entscheidung. Wir wollten das Spiel mehr in die Breite ziehen und mehr Ballbesitz im Mittelfeld haben."
Diese taktische Maßnahme griff in den 72 Minuten ohne Müller nur bedingt. Ein Müllerscher Überraschungsmoment hätte dem Spiel des Rekordmeisters durchaus gut getan, was auch Ancelotti anerkennen musste. "Als er reinkam, hat er gut gespielt", so der Italiener.
So hatte Müller auch seinen Anteil daran, dass die Münchner zum 14. Mal hintereinander ihren Lieblingsgegner bnezwangen, der den einen oder anderen Nadelstich setzen konnte, aber ansonsten wie gewohnt praktisch chancenlos war.
Entspannter als sein angefressener Teamkollege Müller konnte Manuel Neuer auf den unspektakulären Arbeitssieg bei den Hanseaten zurückblicken.
Neuer sieht noch Luft nach oben
Sein Liga-Comeback nach überstandenem Mittelfußbruch war so unauffällig wie fehlerfrei, auch weil die Bremer Offensive einfach zu schwach war, um sein Tor ernsthaft in Gefahr zu bringen.
"Natürlich muss ich weiter an meiner Fitness arbeiten, diesmal war die Belastung zum Glück noch nicht so hoch. Aber es war ein schönes Gefühl, wieder auf dem Platz zu stehen", sagte der Bayern-Kapitän.
Bundestrainer Joachim Löw, der in Bremen auf der Tribüne saß, hatte am Freitag bekannt gegeben, den 31-Jährigen in der Länderspielpause noch beim Titelverteidiger in München zu belassen.
Auch Neuer war aufgefallen, dass das Bayern-Spiel ohne Müller oftmals etwas unrund lief. "Speziell in der ersten Halbzeit haben manchmal die entscheidenden Pässe gefehlt", sagte der Keeper.
Dass der Nationalspieler anders als in der Vorsaison, als er sich vor allem in den großen Spielen meist auf der Reservebank wiederfand, im Herbst 2017 weiter großen Rückhalt intern genießt, machte Sportdirektor Hasan Salihamidzic kurz nach Müllers emotionaler Offenbarung deutlich.
"Wir haben in dieser Saison viele Spiele und wissen, was wir an Thomas haben", so Salihamidzic bei Sky.
Gegen Werder benötigte er für die Untermauerung dieser These keine zwei Minuten.