Nicolai Müller verewigte sich gleich zum Bundesliga-Saisonstart im Kuriositätenkabinett.
Jubel-Tollpatsch rehabilitiert HSV
Als das gesamte Volksparkstadion nach dem Tor des Tages durch den 29 Jahre alten Stürmer noch im Freudentaumel war, lag der Torschütze des Hamburger SV mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Für einige Momente herrschte Fassungslosigkeit - nicht nur bei den Fans.
"Das ist schon ein Wermutstropfen", sagte Trainer Markus Gisdol nach dem 1:0 (1:0) gegen den FC Augsburg.
Nach seinem typischen Propeller-Jubel war Müller in der achten Minute unglücklich gelandet und hatte sich dabei das Knie verdreht. (Highlights bei Bundesliga Pur - So., 9.30 Uhr im TV auf SPORT1)
Müller mit der kuriosesten Verletzung der Saison
Kyriakos Papadopoulos rief sofort hektisch die Ärzte. Nach einer kurzen Behandlung schleppte sich Müller zwar wieder auf den Platz, doch es ging nicht mehr.
Schon in der 15. Minute musste der tragische Held vom Platz und wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. (Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Am Sonntagmorgen folgte die traurige Gewissheit: Müller zog sich bei der Aktion einen Kreuzbandriss zu und fällt voraussichtlich rund sieben Monate aus.
"Das ist extrem bitter. Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns", kommentierte Dennis Diekmeier den Ausfall - noch ohne die Diagnose zu kennen. Papadopoulos fand es einfach nur "scheiße".
Sportchef Jens Todt sprach nach der niederschmetternden Diagnose am Sonntagmorgen von einem "großen Schock". Sie sei "ein schwerer Schlag zum Saisonstart und natürlich extrem bitter auch für Nicolai. Wir wünschen ihm einen guten Heilungsverlauf und unterstützen ihn dabei so gut wir nur können."
Müllers Verletzung drückte merklich die Stimmung bei den Hamburgern, denn eigentlich hatte der HSV allen Grund zum Feiern. Nach der Blamage am vergangenen Sonntag im Pokal beim Drittligisten VfL Osnabrück zeigten die Gastgeber eine Reaktion.
Nach Kühne-Zoff: Gisdol gönnt sich Bier
Zudem gewann der HSV erstmals seit sieben Jahren wieder seine Auftaktpartie in der Bundesliga. Auch wenn das Spiel nicht hochklassig war, kämpften die Hanseaten leidenschaftlich um jeden Ball und sicherten so den knappen Erfolg. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
"Es ist schön, dass wir mit einem Sieg gestartet sind. Das tut uns gut", sagte ein erleichterter Gisdol, gab aber auch zu, dass "noch nicht alles Gold war, was glänzt".
Nach einer unruhigen Woche, in der Investor Klaus-Michael Kühne per Rundumschlag einige Spieler als "Luschen" bezeichnet und auch Gisdol, Sportchef Todt sowie Vorstandsboss Heribert Bruchhagen angezählt hatte, dürfte viel Druck von dem 48 Jahre alten Trainer abgefallen sein.
Da darf man sich auch mal ein Bier gönnen. "Genauso werde ich das machen. Ganz locker mit einem kleinen Schmunzeln und ein bisschen zurückblickend", sagte er bei Sky.
Augsburger hadern mit Chancenverwertung
Keinen Grund zum Schmunzeln hatten derweil die Augsburger. "Wir waren nicht zwingend genug und sind deswegen sehr angefressen. Am Ende des Tages müssen wir uns an die eigene Nase fassen, weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben", sagte Trainer Manuel Baum.
Für Manager Stefan Reuter waren drei Faktoren ausschlaggebend für die Niederlage: "Teilweise hat die Präzision gefehlt, teilweise die Überzeugung und teilweise das Quäntchen Glück."
Der Ex-Hamburger Michael Gregoritsch erlebte bei seiner Rückkehr einen unglücklichen Auftritt. Der Österreicher sah nach einer Schwalbe im HSV-Strafraum die Gelbe Karte (28.) und erntete ein gellendes Pfeifkonzert.
Das Treffen mit seinen alten Kollegen hatte er sich bestimmt anders vorgestellt.