Nun ist Peter Bosz der Auserwählte. Der 53-Jährige übernimmt zur neuen Saison den Trainerstuhl bei Borussia Dortmund und beerbt Thomas Tuchel.
So wird Bosz den BVB spielen lassen
Bosz leistete vor allem in den Niederlanden über Jahre hinweg hervorragende Arbeit, kam aber erst ins Scheinwerferlicht, als er zu Beginn der vergangenen Saison Ajax Amsterdam übernahm. Den Traditionsklub aus Amsterdam führte er bis ins Finale der Europa League - seine Eintrittskarte in die Bundeliga.
Bosz als exzellenter Taktiker bekannt
Bosz, der hervorragend Deutsch spricht und die Liga aus seiner Spielerzeit bei Hansa Rostock bereits kennt, tat sich in den vergangenen Jahren vor allem als exzellenter Taktiker hervor.
Und ähnlich wie in Amsterdam wird er auch in Dortmund mit vielen jungen lernwilligen Spielern arbeiten dürfen. Die Bartras, Dembeles und Pulisics könnten zu seiner Vorstellung von Fußball passen.
Parallelen zu Tuchel und Guardiola
Bosz, wie auch Tuchel, ist ein offensiv denkender Trainer, der seine Mannschaften bevorzugt am Ball und nicht im Verteidigungsmodus sieht. Schon beim Mittelklasseteam Vitesse Arnheim hatten Bosz' Spieler hohe Ballbesitzanteile - allerdings nicht immer mit Erfolg.
Vergleichbar mit Tuchel oder auch Pep Guardiola bleibt Bosz bei ausbleibendem Erfolg seiner Linie treu.
Ob dies jedoch bei Borussia Dortmund und der hohen Erwartungshaltung möglich sein wird, ist eine der Schlüsselfragen.
Weiträumiges 4-3-3
Auf lange Sicht sollte aber Bosz' Vorstellung von Fußball dem BVB-Team entgegenkommen. Ähnlich wie viele andere niederländische Trainer seiner Generation vertraut er auf die 4-3-3-Grundordnung und ein weiträumiges Offensivspiel.
Die Außenverteidiger schalten sich frühzeitig nach vorn ein, die Mittelfeldspieler bewegen sich unablässig im Zentrum und die Innenverteidiger unternehmen situative Vorstöße. Insbesondere der letzte Punkt könnte in der Bundesliga zum Erfolg führen und wurde bereits von Mats Hummels und später von Marc Bartra unter Tuchels Ägide praktiziert.
Aufrückende Innenverteidiger in Kombination mit umtriebigen Mittelfeldakteuren stellen ein effektives Mittel gegen die mannorientierten Verteidigungsschemen vieler deutscher Erstligisten dar. Ein weiteres Merkmal, das im Speziellen Ajax unter Leitung von Bosz auszeichnete, waren die weiten Vertikalpässe flach aus der Abwehr auf die zentrale Sturmspitze.
BVB bräuchte einen "Wandstürmer"
Da Pierre-Emerick Aubameyang den BVB wohl verlässt, könnte sich mit der Verpflichtung von Bosz auch das Beuteschema der Borussen auf dem Transfermarkt verschieben.
Für die Umsetzung dieser Spielweise im Angriff braucht es in jedem Fall einen "Wandstürmer", der mit dem Rücken zum Tor agieren kann und über entsprechende Genauigkeit bei Ablagen verfügt.
Ein weiteres Element aus Bosz' Ajax-Zeit, das den Dortmundern helfen könnte, wäre die Stärke im Gegenpressing. Zuletzt war der BVB gelegentlich anfällig nach Ballverlusten.
Bosz' Mannschaften sind jedoch bekannt dafür, die gestreckte Formation im defensiven Umschalten schnellstens zusammenzuziehen, wobei selbst die Außenverteidiger gegebenenfalls nach innen rücken. Wird dies effektiv umgesetzt, ist der Ball schnell wieder in den eigenen Reihen. Die Dominanz wird aufrechterhalten und der Gegner entnervt.
Hürden abseits der Taktiktafel
Der Taktiker Bosz könnte sich nach den Querelen um Tuchel als Glücksgriff für die Schwarzgelben erweisen. Allerdings ist das Bundesliga-Geschäft natürlich komplex und geht weit über die reine taktische und strategische Arbeit mit den knapp 20 Profispielern hinaus.
Gerade beim BVB war zuletzt zu erkennen, dass politische Kräfte innerhalb der Mannschaft und innerhalb des Vereins wirken. Auch damit muss Bosz klarkommen, war er bisher als Spieler und als Trainer doch vornehmlich bei kleinen und mittelgroßen Clubs tätig.
Anders als Lucien Favre, der zunächst als heißer Kandidat auf den Posten gehandelt wurde, passt Bosz' Philosophie besser zum Kader der Borussen und auch zum Anspruch an den eigenen Fußball, der sich unter Tuchel nochmals stärker in Richtung Offensivdominanz entwickelt hat.
Insofern erscheint die Verpflichtung des 53-jährigen Niederländers als ein logischer Schritt.