Für den ersten Knalleffekt bei den Aufräumarbeiten des Hamburger SV sorgte Rene Adler - via Facebook. Nach fünf Jahren und 129 Pflichtspielen macht der ehemalige Nationalkeeper mit dem frisch geretteten Bundesliga-Dino Schluss.
Adler verlässt Hamburger SV
"Ich habe den HSV-Verantwortlichen eben mitgeteilt, dass ich meinen Vertrag über den 30.06. hinaus nicht verlängern werde", schrieb Adler: "Es wird für mich also leider kein sechstes Jahr für diesen besonderen Verein mit seinen einzigartigen Fans geben."
Adler betonte, dass ihm klar sei, "dass diese Art der Entscheidung im Fußballgeschäft unüblich ist, aber mir waren in meiner ganzen Karriere Rückgrat und Selbstbestimmung immer sehr wichtig". Er gehe "nicht im Groll, aber mit viel Wehmut - besonders nach diesem mal wieder emotionalen Saisonfinale!"
In den Jahren 2014 und 2015 schaffte der gebürtige Leipziger mit dem HSV erst in der Relegation den Klassenerhalt. Die beste Saison erlebte Adler in seinem ersten Jahr in Hamburg, als der Klub unter Trainer Thorsten Fink den siebten Platz erreichte.
Sein Abgang dürfte nur der Startschuss für den Umbruch an der Elbe sein.
Womöglich kam der frühere Leverkusener den Klub-Bossen mit seiner Entscheidung nur zuvor. Es galt zuletzt keineswegs als gesichert, dass die Hanseaten ihren langjährigen Stammtorwart und Top-Verdiener (2,7 Mio. Euro per annum) um jeden Preis halten wollen. "Wir respektieren Renes Wunsch, sich sportlich zu verändern. Er war über fünf Jahre hinweg eines der prägenden Gesichter", sagte Sportchef Jens Todt und dankte Adler.
Adler offenbar ein Kandidat für Bayern
Wohin der 32-Jährige wechselt, ließ er offen. "Ich habe keinen Plan B, es fanden noch keine Gespräche mit anderen Vereinen statt. Wohin es mich nach der Sommerpause zieht, weiß ich noch nicht", schrieb er.
Adler ist unter anderem beim FC Bayern im Gespräch, falls Manuel Neuers Stellvertreter Sven Ulreich den Klub verlassen sollte. Der Klub will aber angeblich Ulreich, dessen Vertrag bis 2018 läuft, nicht vorzeitig gehen lassen.
Lautern-Keeper und ein Schwede im Gespräch
Als Adlers Nachfolger beim HSV wird der 22 Jahre alte U21-Nationaltorwart Julian Pollersbeck vom 1. FC Kaiserslautern gehandelt.
Auch Schwedens Nationalkeeper Robin Olsen vom FC Kopenhagen (9 Länderspiele) gilt laut Bild-Zeitung als Kandidat auf den Posten neben Christian Mathenia.
Gisdol will "hungrige Mannschaft bauen"
Zwei Tage nach dem Happy End gegen den VfL Wolfsburg (2:1) im Kampf um den Klassenerhalt ist damit der Umbau beim HSV bereits voll im Gange.
"Wir haben die Mannschaft schon ausgepresst. Jetzt müssen wir kluge Entscheidungen treffen und eine hungrige Mannschaft bauen", sagte Trainer Markus Gisdol im NDR-Sportclub am Tag nach der ausgelassenen Klassenerhalts-Feier im hohen Norden. Auch bei der wilden Party in einem Club auf der Reeperbahn war er vorweg marschiert: "Wenn du dann mal was zu feiern hast, musst du auch da sein."
Bruchhagen will reinen Tisch machen
Doch Vorstandsboss Heribert Bruchhagen, Todt und Gisdol haben längst eine nüchterne Analyse der schwierigen Saison angekündigt, die den HSV sein Alleinstellungsmerkmal in der Bundesliga beinahe gekostet hätte.
"Alles kommt auf den Tisch", sagte Bruchhagen. Positives wie der Teamspirit, aber auch die großen Schwierigkeiten, die den Traditionsklub mit seinen treuen Fans an den Rand des ersten Abstiegs brachten.
"Wir müssen uns ein Stück weit in die Richtung entwickeln, dass die Jungs das Wappen mit Stolz tragen", sagte Gisdol zum Aufbau der kommenden Mannschaft: "Es geht nicht darum, dass man so wahnsinnig viel verändert, sondern um gezielte Veränderungen. Da reichen manchmal vier, fünf Positionen im Kader."
Lasoggas Zukunft ungewiss
Mit dem Abgang von Adler und der Trennung von Ex-Kapitän Johan Djourou verändert sich die Hierarchie schon einmal deutlich. Unklar ist die Zukunft von Pierre-Michel Lasogga (Vertrag bis 2019) und Linksverteidiger Matthias Ostrzolek (Vertrag läuft aus).
Bei Kyriakos Papadopoulos wird sich der HSV mächtig strecken, um den Leihspieler fest von Bayer Leverkusen zu verpflichten. Dies könnte wohl nur mit einem weiteren Engagement von Anteilseigner Klaus-Michael Kühne gelingen.