Borussia Dortmund hat einen großen Schritt Richtung direkte Champions-League-Qualifikation gemacht und sich Befreiung verschafft nach den schwierigen Wochen nach dem Anschlag auf die Mannschaft.
BVB-Kabinenfeier nach Big Points
Vier Tage vor dem Halbfinal-Kracher im DFB-Pokal bei Bayern München kam die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel bei Borussia Mönchengladbach zu einem verdienten 3:2 (1:1)-Erfolg und zog an 1899 Hoffenheim vorbei auf Platz drei, der zur direkten Teilnahme an der Königsklasse berechtigt (Die Tabelle der Bundesliga).
Gladbach bleibt vor dem Pokal-Halbfinale am Dienstag gegen Eintracht Frankfurt zwar vorerst auf Platz zehn. Im Kampf um einen Europa-League-Platz bedeutete die Niederlage aber einen empfindlichen Rückschlag.
Die Treffer erzielten Lars Stindl (43.) und Marcel Schmelzer per Eigentor (48.).
Ausgelassene Stimmung beim BVB
"Ich bin natürlich sehr zufrieden. Wir haben ein tolles Auswärtsspiel gezeigt und hochverdient gewonnen", sagte Tuchel bei Sky. "Spielerisch haben wir dominiert. Das ist eine tolle Reaktion."
Mit Blick auf das Halbfinale im DFB-Pokal am Mittwoch beim FC Bayern fügte Tuchel hinzu: "Jetzt wollen wir den Bayern die Saison ein Stück weit vermiesen!"
Marco Reus (10./Foulelfmeter), Joker Pierre-Emerick Aubameyang (59.) und Raphael Guerreiro (87.) trafen für die Westfalen, die nun einen Punkt vor Hoffenheim liegen (Alle Ergebnisse der Bundesliga im Überblick).
Das Trio feierte den erlösenden Sieg mit den Mannschaftskollegen erst vor den mitgereisten Fans, danach in den Katakomben.
"Die Stimmung in der Kabine ist sehr ausgelassen. Mit lauter Musik, das ist ihr gutes Recht", sagte Tuchel.
Bürki: "Sind wieder da"
Auch der BVB-Coach wirkte sichtlich befreit, dachte aber schon an die nächsten Aufgaben:
"Natürlich ist es auch eine entscheidende Saisonphase auch für unsere Ziele. Die wollen wir trotz aller Umstände erreichen. So ein Sieg kann auch noch mal ein Verstärker sein. Unser Selbstvertrauen wird daran sicher wachsen."
So sah es auch Roman Bürki. "Es tut gut, wieder einen Sieg einzufahren. Es war ein schwieriges Spiel. Über das Geschehene möchte ich eigentlich nicht mehr sprechen", sagte der BVB-Torwart.
"Ich bin froh, dass wir wieder Fußball spielen können. Heute haben wir gezeigt, dass wir wieder da sind."
Zorc: Aufklärung des Attentats hilft
Dass die Dortmunder "wieder da sind", liegt laut Tuchel auch an der besonderen Entwicklung des jungen BVB-Kaders. "Es zeigt sich, dass sie sehr empathisch und rücksichtsvoll miteinander umgehen. Sie trauen sich auch, Gefühle zu zeigen und darüber zu sprechen", lobte der Coach.
"Das schweißt auf einer Ebene zusammen, die man sonst normalerweise nicht hat. Das ist natürlich ein weiterer Klebstoff."
Auch die Aufklärung des Bomben-Attentats und die Festnahme des mutmaßlichen Täters am Freitag haben laut BVB-Manager Michael Zorc für etwas Befreiung gesorgt: "Es ist ein Stück weit Erleichterung, zu wissen, wer es war, dass er gefasst ist und hoffentlich auch bestraft wird. Die Motivlage ist genauso krank wie sie bei einem terroristischen Anschlag gewesen wäre. Vielleicht hilft es aber bei der schnelleren Verarbeitung."
Negative Nachrichten vor Bayern-Duell
Bei allen positiven Nachrichten gab es auch einen Wermutstropfen für Tuchel. Im DFB-Pokalspiel gegen Bayern muss er höchstwahrscheinlich auf Nuri Sahin verzichten. Der Mittelfeldspieler zog sich eine Knöchelverletzung zu und musste ausgewechselt werden (22.).
Auch für Innenverteidiger Sokratis könnte der Einsatz gegen Bayern zu früh kommen. Der Abwehrchef hat muskuläre Probleme und stand gegen Gladbach nicht im Kader.
Noch frustrierter waren die Gladbacher, die sich vor allem über ihre Passivität ärgerten. "Wir scheißen uns ein bisschen in die Hosen und spielen nicht den Fußball, den wir spielen können", monierte Tobias Strobl.
BVB lange klar besser
Die Dortmunder bestimmten mit der frühen Führung durch Reus im Rücken von Beginn an das Spiel. Ousmane Dembélé (12.) und Reus (27.) verpassten das 2:0.
Gladbach fiel dagegen ohne die verletzten Raffael und Thorgan Hazard in der Offensive überhaupt nichts ein.
Mit der ersten Möglichkeit kamen die Gastgeber noch vor der Pause zum schmeichelhaften Ausgleich. Nach einem haarsträubenden Fehlpass von Merino bediente Andre Hahn Sturmpartner Stindl, der sein zehntes Saisontor erzielte.
Nach der Pause entwickelte sich eine Partie auf Augenhöhe. Nach einer scharfen Hereingabe von Oscar Wendt lenkte Schmelzer den Ball unglücklich ins eigene Tor.
Aubameyang nach Blitztor vor Lewandowski
Tuchel reagierte auf den Rückstand und brachte Aubameyang, der nur 108 Sekunden nach seiner Einwechslung sein 27. Saisontor erzielte und sich damit alleine an die Spitze der Torjägerliste setzte.
Guerreiro hatte bereits in der 83. Minute den Siegtreffer auf dem Fuß, scheiterte jedoch am Innenpfosten. Vier Minuten später köpfte er dann das umjubelte 3:2.