Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat nach den Vorfällen bei der Partie zwischen dem BVB und RB Leipzig den Gastgeber Borussia Dortmund kritisiert.
Polizeigewerkschaft kritisiert BVB
Insbesondere Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke habe mit seinen kritischen Äußerungen zu RB Leipzig im Vorfeld der Partie nicht zur Deeskalation beigetragen.
Kritik an BVB-Boss Watzke
Wendt sagte SPORT1: "Solche verbalen Kraftmeiereien und Vorwürfe im Vorfeld tragen natürlich nicht dazu bei, dass eine Stimmung gedämpft wird. Es liegt in der Verantwortung aller Verantwortlichen, Stimmungen nicht hochkochen zu lassen, sondern Stimmungen möglichst zu dämpfen. Und dazu haben insbesondere die Ausführungen von Herrn Watzke nicht gerade beigetragen."
Watzke war zuvor von einem Leipziger Fanklub vorgeworfen worden, er sei mitverantwortlich für die tätlichen Angriffe auf RB-Fans durch Dortmunder Ultras.
Wendt erklärte dazu: "Ich habe diese Äußerungen auch gelesen, aber ich glaube nicht, dass wir jetzt in dieses Feuer noch Öl gießen sollten. Jetzt ist die Vereinsführung in der Pflicht, an der Aufklärung mitzuwirken. Und was ich wahrnehme ist, dass sie diese Verantwortung auch annimmt. Im Rahmen dieser Aufklärung wird man aber sicherlich auch über die Rhetorik im Vorfeld des Spiels nachdenken müssen. Ich glaube aber, dass die Verantwortlichen jetzt genügend gewarnt sind."
Vor dem Spiel in Dortmund hatten BVB-Hooligans Fans der Gäste angegriffen und dabei zehn Personen verletzt.
Auf der Dortmunder Südtribüne waren zudem etwa 60 Plakate entrollt worden, die gegen den Aufsteiger gerichtet waren. Darunter waren auch Suizid-Aufrufe gegen RB-Sportdirektor Ralf Rangnick.
Wendt: "Sehr schwer verdauliche Kost"
Sicherheitsexperte Wendt kritisierte auch deswegen die Dortmunder Verantwortlichen: "Man wird sich natürlich die Frage stellen müssen, wie es möglich ist, dass solche Hass-Transparente ins Stadion kommen. Da wird sich sicherlich auch die Einlasskontrolle die eine oder andere Frage gefallen lassen müssen. Das muss besser kontrolliert werden. Denn solche Parolen über 90 Minuten lang zu sehen, das ist schon sehr schwer verdauliche Kost."
Im Sicherheitskonzept der Polizei habe es dagegen keine Fehler gegeben: "Nein, ganz bestimmt nicht. Die Einsatzkräfte haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles getan, was zu tun ist", sagte Wendt: "Man kann nicht immer mit allen Unwägbarkeiten rechnen. Die Polizei hat auch und gerade in Dortmund große Erfahrung mit Hochrisikospielen. Aber mit diesem Exzess war nicht zu rechnen."
Hoffen auf Videomaterial
Der 60-Jährige hofft, dass die Ultras, die Banner mit möglicherweise strafbarem Inhalt hochhielten, gefasst werden können: "Insbesondere im Stadion haben die Profivereine ja in der Vergangenheit gut nachgerüstet. Es gibt moderne Videotechnik. Man kann nur hoffen, dass die Polizei und Staatsanwaltschaft in die Lage versetzt werden, mit Hilfe guter Aufnahmen den Tätern auch einzelne Tathandlungen nachzuweisen."
Wendt schränkte jedoch ein: "Das bezieht sich natürlich nicht auf die Vorfälle, die vor dem Stadion stattfanden. Das dürfte außerordentlich schwierig sein. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Bereich videoüberwacht ist."