Kaum waren Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge mit düsterer Miene in Richtung Kabine geschritten, schlug Kapitän Philipp Lahm Alarm.
Lahm und Neuer schlagen Alarm
"Die Mannschaft muss sich bewusst sein, dass man die nächsten Wochen so nicht agieren kann, sonst sind wir ganz schnell in mehreren Wettbewerben auf einmal raus", warnte der Jubilar, dessen 500. Pflichtspiel für Bayern München zu einer Randnotiz verkam.
Der neuerlich schlechte und seltsam pomadige Auftritt des Rekordmeisters beim 1:1 (1:1) gegen Schalke 04 bestimmte die Diskussion.
Ancelotti brummt
Auch der sonst gelassene Trainer Carlo Ancelotti war ungewohnt brummig, seine Geduld scheint arg strapaziert. Der Gesichtsausdruck des Italieners ähnelte dem seiner Vorgesetzten, als er mit seiner Mannschaft ins Gericht ging.
"Wir waren nicht kompakt, auch im Mittelfeld. Wir müssen besser zusammenarbeiten, das ist keine Frage der Qualität", kritisierte der Coach.
War der Hinrunden-Meister dank seiner individuellen Klasse zuletzt noch in Freiburg (2:1) und Bremen (2:1) um einen Dämpfer herumgekommen, hätte er gegen überzeugende Schalker durchaus auch die erste Niederlage des Jahres kassieren können.
Neuer zeigt sich kritisch
Die Leistung gegen Schalke sollte vor den anstehenden englischen Wochen nun wirklich allen die Augen geöffnet haben.
"Man darf nicht davon ausgehen, dass man einfach so weitermachen kann. Man muss sich Gedanken darüber machen, wie wir Fußball spielen", sagte Torwart Manuel Neuer, der beim Ausgleich von Naldo (13.) keine glückliche Figur abgab.
Der Weltmeister-Keeper erklärte dazu: "Der Aufsetzer ist nicht so gesprungen, wie ich ihn erwartet habe. Normalerweise bekommt der Ball noch so einen Kick nach oben, da hatte ich meine Hände."
Wolfsburg und Arsenal warten
Angesprochen auf die derzeitige Schwäche der Münchner hörte sich Neuer fast so an, als würde er der Spielphilosophie früherer Tage nachtrauern.
"Es fehlen die Dinge, die uns ausgezeichnet haben", kritisierte der Torwart, "dieses selbstbewusste Passspiel, dass die Bälle mit guter Konzentration ankommen. Dass wir den Ball mit Tempo in den eigenen Reihen zirkulieren lassen und die Gegner in Bedrängnis bringen, sodass sie die Ordnung verlieren und dass wir dann zu Torchancen kommen."
Genau so hatten die Bayern unter Pep Guardiola die Liga dominiert - unter Nachfolger Ancelotti dagegen stottert der Angriffs-Motor der Bayern.
Andererseits macht der Italiener schon lange keinen Hehl daraus, dass er seine Mannschaft ohnehin erst in den entscheidenden Spielen der Saison auf dem Höhepunkt haben will. Doch genau diese Phase steht schon jetzt an.
Bereits am Dienstag müssen die Bayern im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg zulegen - und erst recht mit Blick auf das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal (15. Februar).
Verfolger Leipzig patzt
"Es ist noch nicht so dramatisch aktuell", meinte Lahm, der aber vielleicht genau deshalb den Finger in die Wunde legte.
Die Bayern haben 2017 aus drei Bundesligaspielen sieben Punkte geholt, sie sind weiterhin Tabellenführer. Durch die 0:1-Niederlage von Verfolger RB Leipzig bei Borussia Dortmund baute man den Vorsprung sogar noch aus.
Aber die Bayern haben eben auch nie überzeugt, nur drei Großchancen in diesen drei Spielen herauskombiniert. Sie haben in dieser Saison schon fünf Gegentore in der Anfangsviertelstunde bekommen, das gab es in den gesamten drei Jahren unter Pep Guardiola nicht.
Lahm: "Kreieren offensiv zu wenig"
Wenn offensiv gegen die Königsblauen, bei denen Bayern-Leihgabe Holger Badstuber einen emotionale Rückkehr erlebte, etwas passierte, war Robert Lewandowski immer beteiligt.
Der Pole erzielte auch das einzige Tor (9.). Von Arjen Robben kam zu wenig, Douglas Costa blieb blass und Thomas Müller war wieder nicht Thomas Müller, sondern nur eine schlechte Kopie seiner selbst. "Wir haben nicht immer so ein Glück, dass man die Kuh noch vom Eis kriegt", stellte Neuer fest.
Die Balance stimmt derzeit einfach nicht, findet Lahm. "Wir lassen zu viele Chancen zu, kreieren offensiv zu wenig", sagte der 33-Jährige, er mahnte trotz seines Appells aber zur Ruhe: "Wir werden analysieren wie immer, dass es noch hakt bei uns, ist ganz normal. Wie schnell wir uns verbessern, wird man sehen. Es ist überhaupt nichts passiert." Noch nicht.