Michael Zorc war mächtig angefressen nach dem 1:1 in Köln. Ein Stichwort reichte, und der BVB-Sportdirektor legte den Finger in die Wunde. Kurz, aber wirkungsvoll.
Dortmunds Königsklassen-Problem
Warum Borussia Dortmund keine Topleistung abgerufen habe, wurde er gefragt. Obwohl Trainer Thomas Tuchel genau die nach dem Gruppensieg in der Champions League eingefordert hatte. Eine Topleistung, um nicht nur einen Dreier einzufahren. Sondern, um vor allem Boden gutzumachen auf die so langsam enteilende Spitzengruppe. (Tabelle der Bundesliga)
Zorc sammelte sich kurz und legte dann los, kritisierte den "zu leichten Fehler", der zu einem Freistoß und dadurch zur Führung für den 1. FC Köln geführt hatte.
"Das war ja noch nicht einmal eine richtige Torchance, wir verteidigen das schlecht. Und dann läufst du dem Rückstand 90 Minuten lang hinterher. Man darf so einen Fehler nicht machen", sagte Zorc.
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Reus verschwindet durch die Hintertür
Wobei nicht alleine der Freistoß und das Gegentor durch Artjoms Rudnevs der Grund für das Remis war, auch sonst blieb der BVB über weite Strecken hinter den eigenen Erwartungen zurück, vor allem spielerisch. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Kann der BVB denn mit dem Punkt leben? "Wir müssen damit leben", sagte Zorc und rauschte nach exakt einer Minute ab. Da war Torschütze Marco Reus, der diesen Punkt in der Schlussminute gerettet hatte, bereits wortlos durch die Hintertür verschwunden. Auch er war angefressen.
Klar: Für den ambitionierten BVB ist ein 1:1 auch bei einem in dieser Saison starken FC trotz des Spielverlaufs kein gewonnener Punkt, sondern sind zwei verlorene Zähler. Und das mal wieder nach einem Feiertag in der Champions League.
Vierter Patzer nach der Königsklasse
Das Remis in Köln war der vierte Patzer in der Liga nach einer Partie in der Königsklasse, und das stets auswärts.
Nach dem 2:2-Hinspiel gegen Madrid setzte es ein 0:2 in Leverkusen, nach dem Sieg in Lissabon gab es ein 3:3 in Ingolstadt, nach dem Rekordsieg gegen Warschau (8:4) ein 1:2 in Frankfurt und nun nach dem erneuten 2:2 bei den Königlichen und dem damit verbundenen Gruppensieg das 1:1 in Köln.
Ein mittlerweile ausgewachsenes Kopfproblem? Schwierigkeiten, sich innerhalb weniger Tage wieder auf den Alltag einzustellen? Oder ist es schlicht die Belastung?
Kapitän Marcel Schmelzer wollte davon nichts hören. "Es ist von außen wahrscheinlich einfach zu denken, dass man Köln nach dem Spiel bei Real Madrid nicht ernst nimmt. Das war in Frankfurt aber genauso: Das sind direkte Konkurrenten, und wir wussten ganz genau, warum sie so weit oben stehen", sagte Schmelzer.
Es hapert vor allem auswärts
Matthias Ginter wollte die fehlende Konstanz ebenfalls nicht auf die englischen Wochen schieben. "Es ist schon auffällig, dass es vor allem auch auswärts nicht klappt. Wir dürfen das aber nicht als Ausrede nehmen", sagte der Weltmeister.
Für Tuchel spielt die Belastung allerdings schon eine gewichtige Rolle, die fehlende Frische ist für den BVB-Coach mit ein Grund dafür, warum die Formkurve seiner Mannschaft bedenkliche Dellen aufweist.
"Wir haben acht neue Spieler verpflichtet, die es nicht gewohnt sind, alle drei Tage zu spielen. Wir haben nicht die Zeit, die diese junge Mannschaft benötigt", sagte Tuchel und verwies auf den Prozess, den sein Team durchmache.
Tuchel diesmal Diplomat
Es ist aber nicht so, als würde beim BVB kein Lerneffekt zu verzeichnen sein. In Leverkusen war Tuchel noch mit der auf einem Zettel notierten Anzahl der gegnerischen Fouls zu den Interviews marschiert und hatte eine Debatte losgetreten.
Der FC hatte dem BVB auch aufgrund der harten Gangart, verbunden mit 26 Fouls, den Schneid abgekauft. Auch wenn der BVB mit seinerseits 18 Fouls auch ordentlich hinlangte.
Doch Tuchel blieb diesmal Diplomat: "Ich bin nicht begeistert von einem Spiel mit 44 Fouls. Wir müssen viel lernen, vielleicht müssen wir auch lernen, mit Härte umzugehen."