Als die Tabelle eingeblendet wurde, war der Jubel in Leipzig grenzenlos. Trainer Ralph Hasenhüttl hatte seine bärenstarke Mannschaft gerade im Mittelkreis versammelt, da entschied sich die Stadionregie, die ohnehin prächtige Stimmung noch mehr anzuheizen.
RB Leipzig schließt zu Bayern auf
Jeder der mehr als 40.000 Fans sah: Nur ein paar Tore Differenz trennen Aufsteiger RB Leipzig nach dem 3:1 (3:0) gegen den FSV Mainz 05 noch von Spitzenreiter Bayern München. (Bundesliga-Tabelle)
Ist beim Neuling also langsam das Träumen von der Champions League erlaubt? "So lange sie nicht während des Spiels träumen, hat keiner ein Problem damit", sagte Sportdirektor Ralf Rangnick bei Sky mit Blick auf seine Spieler.
Timo Werner: "Das ist ein Traum"
Sorgen muss er sich in dieser Hinsicht wohl keine machen: Vor allem Doppel-Torschütze Timo Werner war gegen Mainz hellwach, bereitete neben seinen beiden Treffern auch das dritte Tor vor und erklärte anschließend: "Das ist ein Traum. Aber wir blasen jetzt nicht zur Bayern-Jagd."
Zumindest öffentlich wird bei RB weiterhin tiefgestapelt. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)
"Es ist weniger als ein Drittel der Spiele gespielt", erklärte Rangnick ohne den geringsten sichtbaren Anflug von Euphorie. Seinem Team sei zwar "ein fantastischer Start" gelungen, "aber ich glaube, dass auf die Saison gesehen niemand den Bayern gefährlich wird, solange sie ihr Ding durchziehen".
RB Leipzig stellt Rekord des MSV Duisburg ein
Im Gegensatz zu den gegen Hoffenheim nicht zum ersten Mal anfällig wirkenden Münchnern beeindruckt der Aufsteiger aus Leipzig bisher jedoch im Wochenrhythmus. Wie abgezockt, lauf- und kombinationsstark die Leipziger den Europapokalteilnehmer aus Mainz nahezu über 90 Minuten dominierten, war eine erneute Demonstration der Stärke. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)
Hätte die Offensive beim letzten Pass und im Abschluss einen Hauch mehr Konsequenz an den Tag gelegt, die fünf zu den Bayern fehlenden Tore hätten bereits gegen Mainz fallen können.
Dennoch stellte RB dank der Treffer von Werner (3./44.) und Emil Forsberg (21.) am Ende mühelos den Rekord des MSV Duisburg ein, der 1993/94 als zuvor einziger Aufsteiger seine ersten zehn Saisonspiele nicht verloren hatte. "Wir wollen immer nur das nächste Spiel möglichst gut bestreiten. Alles andere macht auch keinen Sinn", sagte Rangnick.
Während RB seinen siebten Sieg feierte und das 1:1 der Bayern gegen die TSG Hoffenheim nutzte, rutschten die Mainzer von Trainer Martin Schmidt auf den zehnten Tabellenplatz ab. Dabei waren sie trotz des Tores von Stefan Bell (74.) ähnlich chancenlos wie beim desolaten 1:6 am Donnerstag in der UEFA Europa League beim RSC Anderlecht. "Wir haben kein Alibi. Das war schwach", sagte Abwehrspieler Giulio Donati.
Auch Fehlalarm bremst Leipzig nicht aus
Vor 42.558 Zuschauern in der ausverkauften heimischen Arena ließen sich die Leipziger auch von einem Fehlalarm kurz vor Spielbeginn nicht aus der Bahn werfen. Ein Feuermelder hatte ausgelöst, doch als die Besucher schon aus dem Stadion strömten, gab es Entwarnung. Als die Fans gerade wieder auf ihren Plätzen waren, nutzte Werner im Zusammenspiel mit Emil Forsberg die erste Chance zur Führung.
So klang Leipzigs Offensivgala bei SPORT1.fm:
Vier Tage nach der bislang höchsten Niederlage unter Schmidt enttäuschte Mainz erneut. Während die Gastgeber wie gewohnt von Beginn an wie entfesselt mit hohem Tempo spielten, konnten sich die Gäste nicht befreien und kassierten nach dem nächsten perfekten Zusammenspiel von Werner und Forsberg das zweite Gegentor. Kurz vor der Pause bediente Forsberg bei einem Konter erneut Werner zum 3:0.
Leipzig mit seiner bärenstarken Offensive hätte bis zur Mitte der zweiten Hälfte auch durch den ebenfalls starken Yussuf Poulsen durchaus noch mehr Tore schießen können, doch zum Glück für die Mainzer funktionierte dann doch nicht jeder Angriff perfekt.
In der Defensive konnte RB derweil den Ausfall von Bernardo (Meniskus-OP) durch die Hereinnahme von Stefan Ilsanker kompensieren, besonders viel Arbeit hatte die Abwehr jedoch lange Zeit nicht. Erst in der zweiten Halbzeit wurde der FSV zeitweise etwas mutiger - mehr als der Ehrentreffer durch Stefan Bell sprang am Ende jedoch nicht heraus.