Erst die Hochzeit eines Freundes in Zagreb am vergangenen Samstag, nun der eigene Geburtstag am kommenden Samstag: Hätte Niko Kovac die freie Wahl, die Termine hätte er irgendwie verlegt.
Der Kovac-Faktor kann Bayern aushebeln
Denn in der letzten Wochen zeichnete ihn der Deutsche Fußball-Bund mit der Fair Play-Medaille aus, und der Trainer von Eintracht Frankfurt hatte wirklich alle Varianten geprüft, um für die Ehrung persönlich nach Hamburg zu kommen - hat aber nicht geklappt.
Nun steht der nächste Festtag vor der Tür - er wird 45 Jahre alt - und wieder kann es keine richtige Feier geben. Dafür frisst das Bundesliga-Heimspiel gegen den FC Bayern (Sa., ab 15 Uhr LIVE in unserem Sportradio SPORT1.fm und im LIVETICKER) im Vorfeld zu viel Aufmerksamkeit. "Wir können ihn mit einem guten Spiel beschenken", hat der Außenverteidiger Timothy Chandler ausgemacht.
Gute Frankfurter Auftritte gegen den FC Bayern
Der in Frankfurt geborene US-Nationalspieler gehört zu denjenigen bei den Hessen, die es offensichtlich kaum erwarten können, dem Branchenführer die Stirn zu bieten. "Wenn an dem Tag alles passt, können wir was mitnehmen", sagt er. "Wir wollen morgen ein ordentliches Spiel abliefern und punkten", hielt auch Kovac bei der Pressekonferenz am Freitag fest.
Die letzten Resultate in den vergangenen fünf Jahren bei Heimspielen gegen die Bayern lauteten: 1:1, 0:1, 0:1, 0:4 und 0:0. Jedesmal verkaufte sich die Eintracht ordentlich, knöpfte im Vorjahr als erstes Team überhaupt den Münchnern einen Zähler ab.
Allerdings mit einer ultradefensiven Taktik unter Armin Veh. Der letzte Sieg im März 2010 (2:1) gegen den Rekordmeister gelang noch unter Michael Skibbe.
Kovac heckt Plan aus
Was führt Kovac im Schilde? Das bleibt für die Öffentlichkeit im Verborgenen. Ab Mittwoch war nur noch Geheimtraining hinter blickdichten Planen angesetzt. Die Einheiten - das ist unter dem in höchster Abstiegsnot installierten Coach mittlerweile üblich - dauern mindestens anderthalb, oft zwei Stunden.
Denn der ehemalige kroatische Nationalspieler und -trainer hat seiner Mannschaft genau jene Eigenschaften injiziert, die ihn einst in Berlin, Leverkusen, Hamburg und eben auch in München zu einem hoch geschätzten Profi haben werden lassen. Immer alles geben, nicht aufstecken, nie aufgeben.
Diese Mentalität haben sich Niko und Robert Kovac, sein jüngerer Bruder und Assistent, im Berliner Stadtteil Wedding angeeignet. Credo: Es wird einem im Leben nichts geschenkt. Lieblingssatz: "Man muss arbeiten."
Wille ist Macht
Weshalb Kovac auch fuchsteufelswild wurde, dass in der Länderspielpause ein Testspiel gegen Sandhausen (1:3) in den Sand gesetzt wurde. Schon bei der Bundesliganiederlage in Freiburg (0:1) hatte Kovac eine nachlässige Arbeitseinstellung, fehlenden Willen angeprangert.
Weil Frankfurt damit dem guten Eindruck der ersten Wochen widersprach: Speziell die Heimsiege gegen Schalke (1:0) und Leverkusen (2:1) kamen nicht zufällig zustande, sondern die Eintracht stellte das leidenschaftliche, lauf- und zweikampfstärkere Team. Dieser Kovac-Faktor kann an einem guten Tag auch den Bayern Probleme bereiten.
Mit den bislang damit erzielten Erfolgen wurde auch die anfängliche Kritik am nicht uneingeschränkt mit offenen Armen empfangenen Sportvorstand Fredi Bobic erstickt, der im Sommer nach Absprache mit Kovac einen radikalen Umbau vorgenommen hatte.
"Heißer Herbst"
Die meisten Neuzugänge kamen aus ausländischen Ligen, Profis aus 17 Nationen stehen unter Vertrag. Bobic ist überzeugt, damit den Kader stärker gemacht zu haben: "Die Mentalität ist top. Und die Spieler haben eine Qualität, die sich noch entwickeln lässt."
In einem "heißen Herbst" geht es jetzt gegen Bayern, Freitag in einer Woche nach Hamburg und dann kommt Mönchengladbach. "Ein gefährliches Programm", warnt Bobic, der von seinem Weg überzeugt ist.
Dazu gehört es, den Trainer, der in seinen 18 Liga-Spielen im Schnitt 1,6 Punkte holte, bald längerfristig zu binden. Die Verhandlungen mit Kovac werden "in aller Unaufgeregtheit" (Bobic) geführt - dann, wenn mal weder Spiele noch Feierlichkeiten oder Feste anstehen.