Es ist dem FC Bayern nicht zu verdenken, dass er sich diese Pointe nicht entgehen ließ.
Kimmich ist der Anführer der Zukunft
"Mit seinen auf 1,76 Metern verteilten 70 Kilogramm schaffte es Joshua Kimmich Arnold Schwarzenegger vom Sitz zu reißen", stand nach dem jüngsten Spiel gegen den 1. FC Köln auf der Homepage des Rekordmeisters.
Die Hollywood-Legende war ja Ehrengast zum Oktoberfest und in der Arena. Er sah dabei Kimmichs Tor zum 1:0, erhob sich vom Sitz und applaudierte. Wie er vermutlich jedem Münchener Torschützen applaudiert hätte.
Trotzdem: Kleiner Kimmich reißt großen Terminator vom Sitz, schöne Pointe, wie gesagt. Wobei die eigentliche Pointe ja die ist, dass man Joshua Kimmich inzwischen zutrauen würde, einen ausgewachsenen Terminator auch unfreiwillig aus dem Sitz zu befördern. Man traut diesem Joshua Kimmich inzwischen nämlich so ziemlich alles zu.
Mehr als nur der Sechs-Tore-Mann
Es sind ja nicht nur die sechs Treffer, die der Defensiv-Allrounder im September erzielt hat - dreimal Liga, zweimal Champions League, einmal Nationalteam.
Es ist die Gesamtentwicklung, die der 21-Jährige in etwas mehr als einem Jahr in München hingelegt hat.
Die Selbstverständlichkeit, mit der Kimmich mittlerweile den Eindruck erweckt, dass der FC Bayern ohne ihn nicht mehr denkbar ist - auf dem Platz wie neben dem Platz.
Kimmich wie der junge Sammer
Weder da noch dort wirkt Kimmich noch wie ein junger Lehrling, sondern wie ein Juniorchef: Er liest das Spiel, denkt ans große Ganze, strahlt Selbstbewusstsein aus - und auch eine gewisse Dosis produktiver Unzufriedenheit.
Sein alter RB-Leipzig-Teamkollege Dominik Kaiser berichtete am Sonntag bei Sky, dass Kimmich nach dem 1:1 gegen Köln "mächtig angefressen" gewesen sei. Eine Gemütslage, die Kimmich mimisch auch bestens auszudrücken versteht.
Beim Bayern-Anhang kommt das gut an. Nicht wenige erinnert der junge Kimmich an den jungen Matthias Sammer, ihm wird zugetraut, in ähnlicher Weise kritisch-korrigierend auf seine Teamkollegen einwirken zu können.
Bei Löw noch anspruchslos
Auch in der Nationalelf - die sich wie Bayern im Umbruch befindet - dürfte Kimmich irgendwann eine Führungsfigur sein, wenngleich er sich dort noch etwas mehr zurückhält.
Dort stieg er nach dem Köln-Spiel in der Mixed Zone schon voll ein in die kritische Debatte, was im Münchener Spiel gerade noch nicht rund läuft ("Uns fehlen ein bisschen die Zuspiele und die Bewegung in die Tiefe").
Beim Thema Nationalelf, die sich am Mittwoch in Hamburg für die beiden WM-Qualifikationsspiele gegen Tschechien und Nordirland trifft, gab Kimmich dagegen dann doch den Lehrling, der keine Ansprüche anmeldet.
"Ich bin einfach froh, dass ich dabei bin", hielt er fest. Dass er dort auf einer anderen Position spielt als im Klub? Auch kein Problem: "Hauptsache, ich darf auf dem Platz stehen."
Nächster Lahm? Oder nächster Mittelfeldchef?
Bei der EM schürte Kimmich begründete Hoffnungen, dass er Philipp Lahm in seiner Rolle als Rechtsverteidiger beerben könnte.
Bei Bayern scheinen sie Kimmich trotzdem langfristig eher als Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld zu sehen.
Kimmich ist zuzutrauen, dass er beides hinbekommt, wie auch immer in seiner jeweiligen Mannschaft der Bedarf ist.
Man traut ihm wie gesagt mittlerweile alles zu.