Der FC Bayern kann ein fast schon kitschiger Verein sein, wenn er sich aus reinstem Herzen für Schwache einsetzt und sagen wir mal: Fehler verzeiht, wie man das eben macht in einer großen Familie.
Bayern und Götze: Abservieren und kassieren
Mit einem Budget von über einer halben Milliarde Euro greifen die Münchner aber nicht nach Europas Spitze ohne eine große Portion Berechnung.
Götzes Bilanz ist nicht gut genug
Die Rechnung im Fall Mario Götze geht so: In drei Jahren absolvierte er beim deutschen Rekordmeister zwar nur zwei Pflichtspiele weniger als zuvor bei Borussia Dortmund, schoss insgesamt aber sogar fünf Tore mehr – doch "leider hat es nicht funktioniert", befand Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei SPORT1 stellvertretend für den ganzen Klub.
Bei den Bayern geht es in einer Saison um einige wenige große Spiele. Wenn Götze bei diesen Gelegenheiten mal auf den Rasen durfte, kam von ihm zu selten Erinnerungswürdiges.
Schöne Spielzüge gegen Frankfurt, Augsburg oder Bremen belustigen die Oberen zwar für den Moment, sind in deren Augen aber kein Argument für eine Bayerntauglichkeit.
Genug Zeit beim FC Bayern
"Man darf nicht vergessen: Er ist jetzt drei Jahre hier", erklärte Rummenigge. Genug Zeit in den Augen der Münchner, um sich zu beweisen.
Sie haben von ihrer Seite aus alle Voraussetzungen erfüllt, damit Götze das Versprechen seines herausragenden Talents einlöst – erfolglos. Sie glauben nicht mehr daran, dass sich die Lage ein Jahr vor Vertragsende unter dem neuen Trainer Carlo Ancelotti bessert.
Hier zeigt sich die knallharte Seite der Weltmarke FC Bayern. Götze wollte bleiben, es kam sogar zu einer einvernehmlichen Trennung von seinem Berater Volker Struth, der anderer Meinung war. Rummenigge und Ancelotti haben ihm wohl sehr deutlich gemacht: Ein weiteres Jahr in München hätte keinen Sinn für ihn.
Rummenigge nicht überrascht
Götzes "Sinneswandel" kam entsprechend für Rummenigge nicht überraschend, "es ist eine logische Entwicklung". Der Offensivstar hat noch nicht einmal die Hälfte seiner Karriere hinter sich und muss jetzt schon um seine Zukunft auf höchstem Niveau bangen. Umso mehr muss sein nächster Schritt sitzen.
Rummenigge tut jetzt gar nicht mehr so, als würde er Götze halten wollen. Dabei muss er aufpassen, seinen Angestellten nicht zu schwach zu reden. Schließlich sollen die Dortmunder noch um ein paar Millionen beim Preis hochgehen.
Und die Bayern können jetzt nicht mehr zurück. Das Geschäft auf den letzten Drücker wegen der Zahlen platzen zu lassen, wäre viel zu riskant. Die Ablösesumme dürfte am Ende etwas unter 30 Millionen Euro liegen.
In Dortmund ist es einfacher
"Der Junge ist jetzt 24 Jahre alt, er muss kontinuierlich spielen. Und ich glaube, das muss er bei einem anderen Verein versuchen", sagte Rummenigge. Da schwingt natürlich mit: Beim BVB erspielt sich Götze leichter einen Stammplatz.
Götze selbst äußert sich schon lange nicht mehr zum Thema, verbringt gerade seinen Urlaub in Kalifornien im Doppel-Pärchen-Modus mit Andre Schürrle und Anhang. Beide werden in der kommenden Saison wohl für Dortmund auflaufen.
In diesen Tagen wirkt Götze wieder wie ein Passagier seiner Karriere. Wieder bekommt man das Gefühl: Über andere Spieler könnten Vorstände nicht unwidersprochen so reden. Er kann nur hoffen, dass der Deal möglichst bald perfekt ist. Nächste Woche dürfte es soweit sein.
Der Transfer sei "auch nicht schlecht für Dortmund", richtete Rummenigge noch aus. Vor allem aber ist er eine neue Chance für Götze.