Drei Mal in Folge hat Thomas Müller mit dem FC Bayern die Meisterschaft gewonnen. Beim 0:0 in Dortmund haben die Münchner einen wichtigen Schritt zum vierten Titel in Serie gemacht.
Müllers Kampfansage an Barca
In der Champions League hat Müller mit den Bayern nach dem 2:2 im Hinspiel bei Juventus Turin gute Chancen auf das Viertelfinale. Für ein mögliches Duell mit dem FC Barcelona mit dem Startrio Messi, Suarez und Neymar sieht er den Rekordmeister gerüstet.
Trotz des Hypes um seine Person ist Müller am Boden geblieben. Als Star zum Anfassen präsentierte er sich auf einem PR-Termin seines Sponsors Gillette für die Promotion für die im April startenden "Gillette Uni-Liga" in München.
Im SPORT1-Interview spricht der Weltmeister über das Meisterduell mit Dortmund, den Aufstieg von Youngster Joshua Kimmich, das Rückspiel gegen Turin und die Chancen auf das zweite Triple nach 2013 (ab 18.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1 in Bundesliga Aktuell).
SPORT1: Nach 0:0 im Spitzenspiel in Dortmund sagen viele, die Meisterschaft sei schon entschieden. Wie ist Ihre Meinung?
Thomas Müller: Wir wissen, dass die Meisterschaft noch nicht entschieden ist. Wir wollen die fünf Punkte Vorsprung nicht mehr hergeben und ich bin überzeugt, dass wir den Vorsprung halten. Aber dafür sind noch viele Aufgaben zu meistern. Man hat schon im August gesehen, wie stark Dortmund in dieser Saison ist. An der Art, wie sie ihre Spiele gewinnen, sieht man, dass wir in diesem Jahr einen ganz engen Zweikampf haben.
SPORT1: Wie beurteilen Sie die Entwicklung in Dortmund?
Müller: Sie spielen nicht nur erfolgreich, sondern auch guten Fußball. Sie haben die Mannschaft leicht verändert, zum Beispiel Julian Weigl geholt. Vom Spielermaterial her waren sie im letzten Jahr auch schon super, aber sie haben das nicht mehr so auf den Rasen gebracht. Der Unterschied vom letzten zu diesem Jahr ist schon deutlich. Letztes Jahr waren sie zwischenzeitlich sogar Letzte, das war verrückt, aber diese Zeiten sind vorbei. Wir sind dieses Jahr voll unter Druck und vielleicht ist das genau das, was wir brauchen.
SPORT1: Der FC Bayern ist auf dem Weg zur vierten Meisterschaft in Folge. Was würde Ihnen persönlich dieser Rekord bedeuten?
Müller: Ich bin nicht so ein Rekordjäger. Was dieses Jahr die Meisterschaft ausmacht, ist, dass man einen Verfolger wie Dortmund hat. Es wäre dieses Jahr ein bisschen mehr Genugtuung, wenn man den Titel gegen einen so starken Herausforderer geholt hat. Das ist das Ziel, was uns antreibt.
SPORT1: Sie haben Ihren persönlichen Torrekord in dieser Saison verbessert. Was bedeutet Ihnen das?
Müller: Es ist schön, dass ich die 13 Saisontore in der Bundesliga mal geknackt habe, aber es ist nicht lebensnotwendig für mich. Wichtig ist, dass man als Spieler seinen Beitrag leistet, damit der Verein und die Mannschaft erfolgreich sind. Außerdem ist die Saison ja noch nicht vorbei.
SPORT1: Joshua Kimmich hat den Sprung in die Bayern-Mannschaft sehr schnell geschafft. Wie sehen Sie seine Entwicklung?
Müller: Joshua ist ein guter Typ, er war von Anfang an ehrgeizig und hat die nötige Frechheit. Er hat keine Angst und das ist wichtig, um bei einem Verein wie dem FC Bayern Fuß zu fassen. Die Spiele, die er bisher gemacht hat, waren alle gut. Jetzt gilt es, dass er weiter so spielt. Das gilt für ihn, für mich und für alle. Du musst immer im nächsten Spiel gute Leistungen bringen. Es bringt dir nichts, wenn du vor zwei Jahren einmal gut warst.
SPORT1: In Turin hat Kimmich sehr stark gespielt, dann aber auch Fehler gemacht. Wie wichtig ist es für ihn und auch die Mannschaft, jetzt schon solche Herausforderungen zu meistern?
Müller: Für die Mannschaft ist wichtig, dass er gute Leistungen bringt, und das macht er. Pep Guardiola stellt ihn ja nicht umsonst auf, sondern weil er sich etwas von ihm verspricht. Bisher hat er es gut umgesetzt. Wir erfahrene Spieler müssen schauen, dass er sich wohlfühlt, auf dem Teppich bleibt und weiter dazulernt.
SPORT1: Inwieweit haben Sie das Rückspiel gegen Juventus Turin schon im Kopf?
Müller: Das Wichtigste ist jetzt erst einmal Bremen, aber natürlich sind wir heiß auf das Spiel gegen Turin. Am liebsten hätte ich schon drei Tage nach dem Hinspiel wieder gespielt, weil das Ergebnis mit 2:2 nicht das war, was zu unserem Spiel in Turin zumindest über weite Strecken gepasst hat.
SPORT1: Wenn Sie nach Barcelona schauen, vor allem auf das, was Messi, Suarez und Neymar machen, sind Sie beeindruckt und denken, "Wow, das ist die beste Mannschaft der Welt?" Oder denken Sie: "Wir werden gerüstet sein!"
Müller: Eher das Zweite. Natürlich sieht man jede Woche, wie gut die sind. Aber die können genauso gut Spiele von uns anschauen und sagen: "Ja, die sind ja auch stark!" Falls es zu einem Aufeinandertreffen mit Barca kommen sollte, werden wir sicher gerüstet sein.
SPORT1: Sehen Sie sich auf einem Niveau mit Barca?
Müller: Der Niveauvergleich hinkt sowieso immer. Wir sind Erster in der Liga, noch im Pokal dabei und haben ein ordentliches Hinspielergebnis in der Champions League erreicht. Ich wüsste nicht, wo sie besser dastehen. Natürlich sind sie gerade in einer guten Phase und haben als aktueller Triple-Sieger die bessere jüngere Vergangenheit, aber grundsätzlich sehe ich Bayern absolut in der Spitze in Europa. Natürlich mit Barcelona.
SPORT1: Wäre eine Wiederholung des Triples von 2013 etwas ganz Besonderes?
Müller: Es ist etwas Besonderes, dass wir jedes Jahr um diese drei Titel mitspielen, weil sich der Verein super entwickelt hat. Aber alle drei zu holen, ist schon sehr schwierig. Das hat der FC Bayern in den 116 Jahren Vereinsgeschichte erst einmal geschafft.