Vor dem Spiel war Thomas Tuchel angesichts des Wiedersehens mit Julian Nagelsmann noch zu Scherzen aufgelegt.
Wie Tuchel den Zettel-Trick konterte
"Dass ich schon gegen ehemalige Spieler von mir spiele, macht ehrlich gesagt mein Alter nicht besser. Das fühlt sich an wie 52", witzelte der Dortmunder Trainer bei Sky.
Dass der neue Hoffenheimer Coach den Schritt in die Bundesliga trotz seiner gerade einmal 28 Jahre nicht zu früh gewagt hat, durfte Tuchel trotz des 3:1-Sieges seiner Borussia schnell am eigenen Leib erfahren.
Nagelsmann, einst bei der zweiten Mannschaft des FC Augsburg Spieler unter dem heutigen BVB-Coach, lieferte Tuchel vom Anpfiff weg ein Taktikduell auf höchstem Niveau.
Tuchel lobt Hoffenheims Pressing
"Ich glaube, dass wir in der ersten Halbzeit sehr, sehr gut ins Spiel gekommen sind", lobte Nagelsmann sein Team nach dem Spiel, "vor allem defensiv haben wir es gut gemacht".
Das musste auch Tuchel anerkennen. Seine Mannschaft habe zwar ordentlich begonnen, aber "dann haben wir ein bisschen Sicherheit verloren, durch gutes Pressing, gutes Anlaufen auch von Hoffenheim".
Die Folge: Der Tabellenvorletzte aus dem Kraichgau ging beim Tabellenzweiten durch Sebastian Rudy (25.) in Führung. Und das nicht einmal unverdient.
Nagelsmann macht's wie Guardiola
Tuchel reagierte, die Dortmunder stellten ihre Spieleröffnung um. Und Nagelsmann? Konterte rund fünf Minuten vor der Halbzeit mit der Guardiola-Methode, reichte seinen Spielern kleine Zettel aufs Spielfeld.
Hokuspokus, um den BVB weiter zu verunsichern? Keineswegs.
"Da standen die Namen drauf, also quasi eine taktische Grundausrichtung", beteuerte der 1899-Coach nach dem Spiel.
Rudy bestätigte bei SPORT1 den Inhalt der Zettel und erklärte: "Es ist immer schwer, von außen einzuwirken. Durch solche Aktionen ist es dann besser für die Spieler zu verstehen."
Rot für Rudy zerstört Nagelsmanns Konzept
Und sie verstanden. Bis ausgerechnet Torschütze und Geburtstagskind Rudy nach knapp einer Stunde alle Überlegungen über den Haufen warf.
Bei einem Dortmunder Konter grätschte Hoffenheims Kapitän dem davoneilenden Pierre-Emerick Aubameyang an der Mittellinie von hinten in die Beine und sah Rot. Eine harte, aber vertretbare Entscheidung - und Pech für Nagelsmann, der so erneut unter Zugzwang gesetzt wurde.
"Wir haben viel rumüberlegt, ob wir irgendwie noch umstellen können, um ein bisschen mehr Entlastung zu bekommen, ein bisschen mehr das Spiel in die gegnerische Hälfte zu verlagern", erklärte der Bundesliga-Neuling und gestand: "Da haben wir keine Lösung gefunden, die besser wäre als das, was wir gemacht haben."
Tuchels Ass im Ärmel: Adrian Ramos
Tuchel dagegen hatte noch ein Ass im Ärmel - namentlich: Adrian Ramos. Nachdem er zu Beginn der zweiten Hälfte schon durch die Einwechslung von Ilkay Gündogan frischen Schwung ins Spiel gebracht hatte, bewies der BVB-Coach mit der Einwechslung des Kolumbianers erneut ein goldenes Händchen.
Gündogan bereitete den Ausgleich durch Henrikh Mkhitaryan (80.) direkt vor und leitete das 2:1 mustergültig ein, ehe Ramos eine Flanke von Lukasz Piszczek sehenswert in die Maschen köpfte (85.).
Nagelsmann blieb nichts anderes übrig, als noch einmal alles nach vorne zu werfen - selbst Torwart Oliver Baumann stürmte bei Standards frühzeitig in den gegnerischen Strafraum.
Den Schlusspunkt aber setzten Tuchels Dortmunder mit dem 3:1 durch Top-Torjäger Aubameyang (90.+2) - und Nagelsmann hatte im ersten Duell mit seinem ehemaligen Trainer knapp das Nachsehen.
Treibt er die Entwicklung in Hoffenheim weiter so voran wie in den letzten Wochen, dürfte er in der kommenden Saison die Chance bekommen, es (noch) besser zu machen. Vielleicht hat er dann auch das Glück auf seiner Seite.
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