Ich mag Alexander Zornigers Art, Fußball spielen zu lassen. Seine Idee mit Pressing, Gegenpressing, vielen Sprints und schnellen Balleroberungen ist attraktiv und modern. Offensives Denken und mutiges Verteidigen soll den Fans des VfB Stuttgart beste Unterhaltung bieten. So viel zur Theorie.
Zorniger überfordert seine Mannschaft
Die Praxis sieht dagegen besorgniserregend aus. Der VfB stellt mit 31 Gegentreffern die Schießbude der Liga. Körpersprache und Zweikampfverhalten bei der 0:4-Heimniederlage gegen den FC Augsburg waren alarmierend. Stuttgart spielt in der aktuellen Saison körper- und emotionslos, begeht im Abstiegskampf überraschend wenig Fouls, ist dazu anfällig bei Standards.
Die in der Regel hoch stehende Viererkette ist durch einfachste Pässe auszuhebeln. Klare Indizien für die Überforderung einer Mannschaft - und dafür muss Cheftrainer Alexander Zorniger die Verantwortung übernehmen.
Dabei stellt sich die Frage: Hat Zornigers System-Treue wirklich nur was mit einer konsequenten Haltung zu tun? Für mich ist in der Krise eine zwischenzeitliche Kurskorrektur ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche. Schon in Dortmund müssen Spieler und Trainer zeigen, dass sie im Abstiegskampf bereit sind, Kompromisse einzugehen. Fußball muss in Stuttgart auch gekämpft werden dürfen.
Die Krise an Zorniger allein festzumachen, wäre aber falsch. Auch Präsident Bernd Wahler und Sport-Vorstand Robin Dutt müssen bessere Antworten auf die andauernde Talfahrt finden. Bei Wahler vermisse ich in schwierigen Zeiten eine öffentliche Präsenz und klare Kommunikation. Und Dutt muss sich fragen, warum der aktuelle Spielerkader der Fußball-Idee von Zorniger offenbar nicht genügt.
Ich würde mir trotzdem ein Festhalten an Alexander Zorniger wünschen, auch wenn die Ungeduld im Umfeld und damit der Druck wachsen werden. Beim VfB sind in der jüngsten Vergangenheit schon zu viele Trainer der sportlichen Entwicklung zum Opfer gefallen.
Zorniger, Dutt und Wahler werden daran gemessen, ob sie die Fehler aus der Vergangenheit korrigieren können. Noch ist es ihnen nicht gelungen.