Exakt 200 Tage nach seiner erneuten schweren Verletzung feierte Holger Badstuber am vergangenen Samstag beim 4:0-Sieg des FC Bayern München gegen den VfB Stuttgart sein Comeback, als der Verteidiger in der Schlussphase für Thomas Müller eingewechselt wurde.
Badstuber glaubt an EM-Teilnahme
Jetzt spricht Badstuber spricht im exklusiven SPORT1-Interview über seine emotionale Rückkehr, das Verhältnis zu Trainer Pep Guardiola, die Dominanz des FC Bayern in der Liga und seine persönlichen Ziele.
Holger Badstuber über...
sein Comeback gegen Stuttgart:
"Den Moment kann man nicht beschreiben, weil er unglaublich war. Ich war voller Emotionen, habe pure Freude verspürt. Natürlich muss man da kurz schlucken. Dazu haben wir zu null gewonnen, ein gutes Spiel abgeliefert und sind so positiv in die Länderspielpause gegangen.
Es war einfach ein schöner Tag für mich - mit der Einwechslung, der Kulisse und dem Sieg. Endlich wieder dabei zu sein, die Strapazen haben sich gelohnt, ich kann wieder mit der Mannschaft agieren und ihr helfen - das ist das A und O. Jetzt heißt es, Vollgas geben, dran bleiben und Leistung bringen."
die Fans und Glückwünsche danach:
"Klar bekommt man Nachrichten gesendet. Das ist immer toll, wenn sich der ein oder andere meldet. Das erwarte ich nicht. Basti (Bastian Schweinsteiger, Anm. d. Red.) hat sich zum Beispiel per SMS gemeldet. Der Bundestrainer hat nicht geschrieben.
Über die Fans habe ich mich am meisten gefreut. Die Fans sind mir sehr nah, dafür bin ich sehr dankbar. Ich habe da eine besondere Geschichte. Anschließend habe ich den Tag hier bei Bayern im Whirlpool ausklingen lassen - ganz entspannt, regeneriert. Und dann bin ich heim."
Trainer Pep Guardiola:
"Mir ist es wichtig, dass ich ein gutes Verhältnis zum Trainer habe. Wenn ich etwas zu bereden habe, kann ich auf ihn zugehen und bekomme Feedback. Was durch Dritte oder die Medien durchdringt, nehme ich zur Kenntnis und freue mich über Lob. Wichtiger ist mir aber, was ich aus dem Vier-Augen-Gespräch raushören kann.
Trainer und Verein haben mich immer unterstützt - das versuche ich, zurückzuzahlen. Während der Verletzungspause hat mir der Trainer viele Freiheiten gelassen. Ich weiß, was ich brauche und das lässt er mich machen. Ich habe viele Dinge selber in die Hand genommen in dieser Zeit."
seinen Fitnesszustand:
"Ich fühle mich gut, muss aber weiter in Form kommen. Fit und fit ist ein Unterschied. Bis ich auf einem Toplevel bin, braucht es noch seine Zeit. Da muss ich geduldig sein und dran arbeiten. Ich wünsche mir, dass ich Schritt für Schritt vorankomme und das dem Trainer zeigen kann.
Und dann will ich natürlich gesund bleiben - das wünsche ich jedem Anderen auch - und der Mannschaft helfen und meinen Teil dazu beitragen, um eine sehr gute Saison abzuschließen."
den emotionalsten Moment seiner Verletzungszeit:
"Über die Gesten der Menschen habe ich mich am meisten gefreut. Da spreche ich wieder über die Fans. Und auch über Leute, die man privat auf der Straße trifft. Dass die Leute mir Signale gesendet haben, wo ich gesagt habe: Wow, das hätte ich nicht erwartet.
Die positiven Reaktionen waren für mich völlig überraschend. Das waren ja teilweise wildfremde Menschen, die mir ein positives Gefühl geben wollten, die etwas Gutes loswerden wollten. Ich freue mich, dass die Leute so offen waren und weiß das zu schätzen."
die Dominanz des FC Bayern:
"Wir wollen natürlich dominieren. Und wenn wir dominieren und gewinnen, ist das die beste Konstellation. Momentan dominieren wir die Bundesliga, aber die Saison ist noch lang. Wir wollen uns weiter verbessern und nicht auf andere schauen.
Wir haben Sachen, die wir noch perfektionieren können. Insgesamt haben wir haben eine gute Mischung dieses Jahr. Einen guten Spirit, eine gute Energie in der Mannschaft, damit können wir viel erreichen. Über die Bayern-Dominanz sprechen ja vor allem die Anderen, wir wollen uns auf unseren Job konzentrieren."
die Ziele für das nächste Jahr:
"Erst einmal will ich gesund bleiben, auf ein Topniveau kommen und Spaß am Spiel haben. Mein Titelhunger ist natürlich nicht weggegangen durch die Verletzungszeit. Ich bin sehr hungrig.
Es soll alles kommen, was geht. Ich kann mir eine Teilnahme bei der EM vorstellen, warum nicht? Ich habe keine Angst, keine Schmerzen. Es geht voran und hoffentlich in einem guten Tempo."