Wie oft wurde in den vergangenen Jahren über die Abhängigkeit des FC Bayern von Arjen Robben und Franck Ribery diskutiert? Mal fehlte der Niederländer, mal der Franzose, häufig - wie im Moment - auch beide.
CoCo startet stärker als Robbery
Doch seit dieser Saison sorgt in Abwesenheit der verletzten "Rib und Rob" eine neue Münchner Flügelzange für Aufsehen. "CoCo", Douglas Costa und Kingsley Coman, mischt die Liga auf.
SPORT1 hat die beiden Neuzugänge auf der Basis der Daten des Dienstleisters Deltatre mit Ribery und Robben aus deren ersten Spielen für den Rekordmeister verglichen - und sowohl bemerkenswerte Parallelen als auch gravierende Unterschiede festgestellt.
Costa glänzt als Vorbereiter
In Sachen Scorerpunkte hat Costa im Vergleich mit Ribery deutlich die Nase vorn. Während der Brasilianer in seinen ersten sieben Speilen zehn Tore vorbereitete und eins selbst erzielte, brachte es Ribery in seiner Anfangszeit bei den Bayern auf eine Vorlage und einen Treffer.
Bei der Torausbeute sieht aber auch Trainer Pep Guardiola Verbesserungspotenzial bei Costa. "Er ist ein super Vorbereiter. Aber er ist noch jung und muss noch lernen, wie wichtig es ist, für den Verein Tore zu schießen", sagte Guardiola.
In Sachen Effektivität hat der Brasilianer ebenfalls noch Luft nach oben. Mit 26 Versuchen benötigt Costa doppelt so viele Chancen für ein Tor wie Ribery. 19,8 Prozent Fehlpässe (Ribery: 11,5 Prozent) sprechen zudem für eine ausbaufähige Passqualität.
Der blitzschnelle Linksfuß kommt im Durchschnitt auf 64,1 Ballkontakte pro Spiel. Der Franzose erreichte in der Saison 2007/08 einen Wert von 82,7. Ribery war also von Anfang an präsenter.
Kurios: Costa und Ribery kamen in ihren ersten sieben Spielen beide auf exakt 588 Minuten Einsatzzeit.
Coman passsicherer als Robben
In puncto Ballbesitz hat auch Robben (80 Ballberührungen pro Spiel) gegenüber Coman (58) die Nase vorn. Bei der Gegenüberstellung dieser beiden Akteure wurden jeweils die ersten drei Bundesligapartien herangezogen.
Mehr Fehlpässe hat sich Robben geleistet. Comans Anspiele fanden in 14,1 Prozent der Fälle nicht den Mitspieler. Bei Robben waren es 20 Prozent. Auch in Sachen Effektivität ist der 21-Jährige (3,5 Abschlüsse pro Tor) dem Niederländer (6,5) überlegen.
Während Coman jedoch zweimal einnetzte und eine Vorlage lieferte, brachte es Robben auf eine zusätzliche Vorlage.
Lob von Alaba und Boateng
Seine Teamkollegen halten jedenfalls viel von dem jungen Franzosen mit dem Irokesenschnitt. David Alaba findet: "Er hat schon angedeutet, dass er Spiele entscheiden kann." Jerome Boateng fügt hinzu: "Wir werden noch viel Spaß an ihm haben."
Auch die Ähnlichkeiten der Spielweisen des Quartetts stechen ins Auge. Wie es hervorragende Flügelspieler heutzutage auszeichnet, stehen Costa und Coman Ribery und Robben bei Geschwindigkeit, Dribblings und Durchsetzungsfähigkeit in Eins-gegen-Eins-Situationen nicht nach.
"Douglas und Kingsley haben eine enorme Qualität im Eins gegen Eins, und Bayern kann glücklich sein, solche schnellen Spieler zu haben", bestätigt Guardiola.
Guardiolas Luxusproblem
Dass der FC Bayern bereits in dieser frühen Phase der Saison eine derartige Dominanz an den Tag legt, bereitet der Liga Kopfzerbrechen. Nicht auszudenken, wie sich die Lage darstellt, wenn Robben und Ribery zurückkehren - und der Trainer die Qual der Wahl hat.
"Wir hoffen, dass Arjen und Franck so schnell wie möglich wieder fit sind. Ich denke, dass beide noch viel Zeit haben, um ihre Qualität bei Bayern zu zeigen", bewertet Guardiola auf SPORT1-Nachfrage die Situation und ergänzt: "Ich hoffe, dass Douglas und Kingsley die Qualität von Arjen und Franck erreichen können."
Ganz so weit wie die etablierten Weltklassespieler sieht er Costa und Coman also noch nicht - auch wenn Costa und Coman beim Datenvergleich durchaus schon zu brillieren wissen.