Die Karriere von Max Kruse lief in den vergangenen drei Jahren wie am Schnürchen. Der 27-Jährige wechselte 2012 vom FC St. Pauli zum SC Freiburg und 2013 vom Breisgau zu Borussia Mönchengladbach. Und er wurde Nationalspieler. Durch seine rasante Entwicklung wurde der VfL Wolfsburg auf ihn aufmerksam und verpflichtete den Stürmer im Sommer.
Kruse: Seitenhieb gegen Favre
Kruses Plan, Titel zu gewinnen, ging sofort auf. Im Supercup gegen die Bayern konnte er sich mit dem VfL über seine erste Trophäe freuen. Die Erfolgsstory geht also weiter.
Vor dem Erstrundenspiel im Pokal bei den Stuttgarter Kickers (Sa., 15 Uhr im LIVETICKER) spricht Kruse im SPORT1-Interview über seinen neuen Klub, Unterschiede zu Gladbach und das Titel-Rennen mit den Münchnern.
SPORT1: Herr Kruse, der VfL hat den Supercup gewonnen. Muss der FC Bayern nun wirklich Angst haben, dass der VfL zu gefährlich wird oder kommt auch von Ihnen das übliche "Die Bayern sind das Maß aller Dinge"?
Max Kruse: Ich glaube, wer die letzten Jahre der Bayern verfolgt hat, weiß, dass sie derzeit der Maßstab sind. Klar hofft man irgendwann, dass irgendein Verein die Bayern abfängt. Und wenn es einer wird, hoffen wir natürlich auch, dass wir es sind.
SPORT1: Was spricht dagegen, die Demut vor dem FC Bayern endgültig abzulegen?
Kruse: Einfach die Konstanz der Bayern in den letzten Jahren. Ich glaube nicht, dass diese Qualität einfach von irgendwoher kommt, sondern auch kontinuierlich hart erarbeitet wurde. Da wo die Bayern sind, müssen wir erst noch hinkommen, das geht nicht so einfach von heute auf morgen.
SPORT1: Ist der VfL Titelkandidat oder nicht?
Kruse: Bezogen auf meine ersten beiden Antworten schließe ich das erst einmal aus. (lacht)
SPORT1: Wo liegen die Unterschiede zwischen Gladbach und dem VfL?
Kruse: Das ist noch relativ schwer zu sagen nach ein paar Wochen, aber es gibt durchaus einige Parallelen. Das Niveau in der Trainingsarbeit ist ähnlich hoch, wobei der VfL Wolfsburg die besseren Einzelspieler in seinen Reihen aufweist. Wir müssen lernen, noch kompakter zu verteidigen, so wie Gladbach das letzte Saison bereits sehr gut praktiziert hat. Letztlich gibt es also durchaus ein, zwei Unterschiede, wobei sich beide Teams insgesamt auf einem sehr hohen Level bewegen.
SPORT1: Ein Fußballer sagt immer gerne, dass er den nächsten Schritt gehen will. Wo sehen Sie wirklich den nächsten Schritt außer auf Ihrem Gehaltszettel? Gladbach spielt auch in der Königsklasse.
Kruse: Was ich schon immer gesagt habe: die sportliche Perspektive war ausschlaggebend. Natürlich haben wir in Gladbach letztes Jahr eine überragende Saison gespielt, das zu bestätigen wird aber nicht einfach. Über die Jahre hinweg bietet der VfL Wolfsburg einfach eine bessere Perspektive oben mitzuspielen und langfristig in der Champions League vertreten zu sein.
SPORT1: Wo liegen die größten Unterschiede zwischen Gladbachs Trainer Lucien Favre und VfL-Coach Dieter Hecking?
Kruse: In der Kommunikation. Bei Dieter Hecking habe ich sofort gemerkt, dass es ihm sehr wichtig ist, wenn ein Spieler seine eigene Meinung vertritt. Bei einem Problem kann man jederzeit zu ihm kommen und man bekommt auch immer ein Feedback. Das ist mir persönlich auch sehr wichtig und ich denke, das ist der Hauptunterschied zwischen den beiden.
SPORT1: Zu Ihrer Zeit bei Werder Bremen war VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs Ihr Manager, aber offenbar hat er Ihr Talent verkannt. Haben Sie ihm jetzt einen Spruch reingedrückt oder eine Extra-Prämie beim Tore schießen ausgehandelt?
Kruse: Nein, und eine Torprämie brauche ich auch nicht. (lacht) Ich glaube auch nicht, dass er mein Potenzial verkannt hat. Es hat in der damaligen Konstellation einfach nicht gepasst. Das ist jedoch lange her und ich habe mich inzwischen weiterentwickelt. Ich bin ihm da nicht böse.
SPORT1: Am Wochenende kommt es im Pokal zum Duell mit den Stuttgarter Kickers. Wie gefährlich kann es werden oder wird es wie gewohnt David gegen Goliath?
Kruse: Ich persönlich habe bereits des Öfteren in der ersten Runde gegen vermeintlich kleine Gegner verloren und wir werden daher mit dem nötigen Respekt ins Spiel gehen. Natürlich sind wir als amtierender Pokalsieger der Favorit, aber wir wissen alle, dass solche Spiele in der ersten Runde zu den schwierigsten gehören. Der Gegner wird uns sicherlich ärgern wollen.