Der FC Bayern - ein Weltverein mit internationalen Superstars, der aber auch jungen Talenten eine Chance gibt. So bezeichnen sich die Münchner gern.
Harter Umweg für Bayerns Nachwuchs
Und Pep Guardiola, der Trainer von Welt, setzte in der Tat schon häufiger auf die Teenager – allerdings vornehmlich in den Testspielen. Im Herbst, wenn der Ernst der Bundesliga wieder beginnt und in der Champions League die ersten Millionen-Spiele anstehen, ist aber die Zeit der Talente auch unter Guardiola wieder vorbei.
Zu spüren bekommen es im aktuellen Fall die drei Nachwuchsspieler Gianluca Gaudino, Sinan Kurt und sogar US-Nationalspieler und WM-Torschütze Julian Green: Schon vor der Saison war klar, dass das Trio die Regionalliga-Mannschaft des Rekordmeisters verstärkt. Es heißt Memmingen statt Manchester, Bayreuth statt Barcelona.
Guardiola rechtfertigte die Entscheidung am Freitag bei der Pressekonferenz. "Sie brauchen Spielpraxis. Junge Spieler müssen spielen. Nur zu trainieren ist nicht gut, wenn sie am Wochenende nicht spielen", sagte Guardiola auf SPORT1-Nachfrage.
Doch das wahre, weit größere Problem ist: Alle drei müssen ab sofort unter Heiko Vogel bei der zweiten Mannschaft trainieren - und dies trotz abgeschlossener Lizenzspieler-Verträge und anderslautender Zusagen.
Guardiola will ihnen aber die Tür zurück ins Training des A-Teams offen halten: "Wenn ich sie brauche, trainieren sie mit."
Maurizio Gaudino: "Schwierige Situation"
Das Nachwuchstrio ist jedenfalls nicht begeistert.
"Es ist natürlich eine schwierige Situation, wenn man oben ist und dann runter muss. Das ist vom Mentalen her schwieriger als umgekehrt", sagte Maurizio Gaudino, Gianlucas berühmter Vater, bei SPORT1.
Sein Sohn sei nah an der ersten Mannschaft gewesen und habe deshalb einen Profivertrag unterschrieben, sagte der ehemalige Bundesliga-Profi vom VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt.
"Es war nicht so geplant. Es war geplant, dass er bei den Profis dabei ist. Drei Monate später ist die Situation anders", kann der 48-Jährige seine Enttäuschung über die Rückversetzung seines Sohnes nur schwer verbergen.
Er bringt jedoch auch Verständnis für die Entscheidung auf. "Bayern muss alle Titel holen, dafür hat sich der Verein verstärkt", spielt er auf die Millionen-Neuzugänge Arturo Vidal und Douglas Costa an. "Deshalb kann ich verstehen, dass der Trainer sagt: 'Ich arbeite mit diesen Spielern und die anderen hole ich, wenn ich sie brauche', sagt Gaudino - und sieht den Coach ganz besonders unter Druck.
Guardiola unter Druck
"Guardiola hat noch ein Jahr Vertrag und muss die Champions League gewinnen. Es ist einfach nicht die Zeit da, jetzt noch junge Spieler zu integrieren", erklärt er. Dazu sind mit Arjen Robben, Thiago und David Alaba zahlreiche Leistungsträger in den Kader zurückgekehrt und haben die jungen, viel versprechenden Talente verdrängt.
"Jetzt oder nie" heißt daher das Motto von Guardiola, der in seinem dritten - und womöglich letztem - Jahr bei den Bayern endlich die Champions League gewinnen will. Diesen Plänen muss sich auch der 19 Jahre junge Kurt unterordnen.
"Natürlich war es für ihn ein Traum, in der ersten Mannschaft zu trainieren. Man muss aber auch sehen, dass er in der jetzigen Saison keine Spielpraxis in der ersten Mannschaft bekommen wird", sagt sein Berater Michael Decker bei SPORT1, und betont: "Das Einzige, was sich geändert hat, ist, dass er ab jetzt auch in der U23 trainiert."
Mit der U23 in Liga drei
Umso wichtiger sei es daher jetzt, bei der zweiten Mannschaft regelmäßig zu spielen. "Sinan braucht Spielpraxis im Herren-Bereich. Natürlich macht es deshalb Sinn, wenn ein Spieler, der dazu beitragen soll, dass die U23 in dritte Liga aufsteigen soll, auch mit der Mannschaft trainiert."
Denn das ist neben dem Triple der Profis das zweite große Ziel der Bayern-Fußballer: endlich in der 3. Liga zu spielen. Sollte Kurt den FCB tatsächlich zum Aufstieg schießen, "kann er ein Thema für die erste Mannschaft sein", glaubt Berater Decker: "Oder er hat dann die Möglichkeit, entsprechend ausgeliehen zu werden."
Eines aber gilt nach den Aussagen von Vater Gaudino und Berater Decker für beide Talente: Eine Ausleihe zum jetzigen Zeitpunkt käme noch zu früh.
Schwacher Trost
Diesen Freitag werden Green, Gaudino und Kurt in der Regionalliga beim SV Schalding-Heining im Einsatz sein statt am Samstag mit den Stars bei 1899 Hoffenheim.
Immerhin hat Schalding Heining 11261 Einwohner, Hoffenheim als Stadtteil von Sinsheim nur 3263.
Für das degradierte Nachwuchs-Trio wird dies aber nur ein schwacher Trost sein.