Unmittelbar vor dem Abflug des FC Bayern nach China hat Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge das Kriegsbeil im Zwist mit Arturo Vidal begraben und somit den Weg des Chilenen von Juventus Turin nach München frei gemacht.
Rummenigge begräbt Kriegsbeil mit Vidal
Charakterlich sei Vidal immer in Ordnung gewesen, beteuerte Rummenigge und sprach den 28-Jährigen nachträglich vom geplatzten Wechsel 2011 von Bayer Leverkusen frei.
Demnach sei der Wechsel damals am Veto von Leverkusen gescheitert. Dies habe auch Michael Reschke, der inzwischen als Technischer Direktor beim FC Bayern tätig ist, bestätigt. Leverkusens Rudi Völler hingegen widersprach Rummenigge: Vidal habe seinerzeit schlichtweg lieber zu Juve als zu Bayern gewollt.
Rummenigge hatte nach dem geplatzen Wechsel noch Richtung Vidal geätzt: "Solche Spieler möchte ich nicht beim FC Bayern haben." Nun gilt: Schwamm drüber.
Schweinsteiger macht Weg frei
Zwar sei der Wechsel von Vidal "noch nicht fix", zugleich bestätigte Rummenigge aber das Interesse der Bayern.
"Wir waren uns alle einig, dass wir einen solchen Spieler suchen", sagte Rummenigge.
Auf SPORT1-Nachfrage erklärte Rummenigge, dass der Abgang von Bastian Schweinsteiger zu Manchester United den Bayern beim Werben um Vidal in die Karten spiele: "Das Interesse an Vidal hat zwar nur indirekt mit dem Abgang von Bastian Schweinsteiger zu tun. Aber wir haben jetzt natürlich mehr Möglichkeiten."
Boateng: "Einer der besten Sechser"
Die künftigen Mitspieler freuen sich schon auf Vidal.
"Er ist einer der besten Sechser, die es in Europa gibt", sagte Jerome Boateng im Gespräch mit SPORT1: "Ich weiß nicht, wie der Stand der Dinge ist, aber er ist ein sehr interessanter Spieler."
Die Bayern haben sich nach Informationen der Gazzetta dello Sport mit Juventus auf einen Transfer geeinigt. Juves Sportdirektor Beppe Marotta soll in München weilen, um die letzten Details mit Verantwortlichen des Rekordmeisters zu klären.
Die Münchner werden italienischen Medien zufolge eine Ablöse von 38 Millionen Euro zahlen, Bonuszahlungen eingeschlossen. Der Deal sei am Donnerstagmorgen in einer Telefonkonferenz zwischen den Bossen in München und Turin über die Bühne gebracht worden.
6,5 Millionen Euro über fünf Jahre
Vidal soll beim Deutschen Rekordmeister einen Fünfjahresvertrag erhalten, das Jahresgehalt wird auf 6,5 Millionen Euro geschätzt. Laut La Stampa soll Vidal nächste Woche zum Medizincheck nach München kommen.
Vidal spielte von 2007 bis 2011 für Bayer Leverkusen, ehe er zu Juventus Turin wechselte.
Bereits vor seinem Wechsel nach Italien hatte ein Engagement beim FC Bayern kurz bevor gestanden. Öffentlich beteuerte Vidal damals, unbedingt nach München zu wollen, sicherte das am Telefon auch Jupp Heynckes zu.
Juventus glänzt mit Vidal
Stattdessen ging er letztlich zum von ihm auserkorenen "Gewinnerklub" nach Turin, der sich zu jener Zeit nicht einmal für die Europa League qualifiziert hatte. Seit der Ankunft des Chilenen knüpfte die Alte Dame aber an glorreiche Zeiten an, gewann viermal in Folge die Meisterschaft. In der vergangenen Saison zogen Vidal und Co. sogar ins Champions-League-Finale ein.
Nachdem er diesen Titel im Finale gegen den FC Barcelona knapp verpasst hatte, durfte Vidal kürzlich mit der chilenischen Nationalmannschaft doch noch eine große Trophäe in den Himmel recken: Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes gelang der Titelgewinn bei der Copa America - auch dank Vidals unermüdlichem Einsatz im Mittelfeld.
Am Rande des Turniers sorgte Vidal mit einer Crashfahrt aber auch einmal mehr für Negativ-Schlagzeilen. Angetrunken verursachte er in der chilenischen Heimat einen Autounfall, entschuldigte sich später tränenreich. Er selbst sprach von "zwei Drinks" und davon, "das Leben meiner Frau und das von vielen anderen Menschen riskiert" zu haben.
Real und Arsenal winken ab
Wegen Vorfälle wie diesem hat Juventus nun wohl einem Abgang zugestimmt.
Auch andere europäische Top-Klubs soll Vidals unsteter Lebenswandel abgeschreckt haben. Real Madrids Trainer Rafael Benitez wollte Vidal unbedingt. Doch Präsident Florentino Perez legte sein Veto ein. Auch der FC Arsenal zog sein Interesse zurück.
Anders als der FC Bayern. Bei dem auch Rummenigge seine Meinung über Vidal revidiert hat.