Die Gelsenkirchener ziehen die Konsequenzen aus einer Bundesligasaison, in der sie sowohl spielerisch als auch tabellarisch weit unter den eigenen Erwartungen geblieben sind.
Bundesligist Schalke 04 hat sich mit sofortiger Wirkung von Trainer Roberto Di Matteo getrennt.
Nach Informationen der Sport Bild soll es zu einer einvernehmlichen Trennung gekommen sein. Allerdings stand eine offizielle Bestätigung des Vereins zunächst aus, da am Pfingstmontag noch letzte Formalitäten abgewickelt werden sollen. Mit Di Matteo müssen auch dessen Assistenten Attilio Lombardo, Massimo Battara und Sven Hübscher ihre Koffer packen.
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Die Königsblauen hatten am Samstag beim Tabellendrittletzten Hamburger SV 0:2 verloren, Tabellenplatz fünf an den FC Augsburg abtreten müssen und einmal mehr einen katastrophalen Eindruck hinterlassen. "Wenn da einmal der Wurm drin ist..", hatte Di Matteo die erneute Pleite fast schon fatalistisch kommentiert.
Platz 6 für Heldt "ein großes Ärgernis"
"Heute in der Tabelle noch einmal einen Platz tiefer zu fallen, ist ein großes Ärgernis", hatte Manager Horst Heldt schon nach der Begegnung in der Hansestadt gesagt. "Das werden wir in den nächsten Tagen zum Anlass nehmen, diese Situation zu analysieren. Und dann wird der Verein, werden wir Entscheidungen treffen, was die Zukunft angeht."
Di Matteo hatte Anfang Oktober die Nachfolge von Coach Jens Keller bei den Königsblauen angetreten. Nach dem vom Punkteschnitt her sehr erfolgreichen, aber unbeliebten Keller hatte der Italiener Schalke weltmännisches Flair bringen sollen.
Schließlich hatte Di Matteo den FC Chelsea 2012 zum Champions-League-Triumph im Elfmeterschießen gegen Bayern München in der Allianz Arena geführt. "Horst Heldt hat einen hervorragenden Trainer gesucht - und auch gefunden", hatte Aufsichtsratsboss Clemens Tonnies damals im Brustton der Überzeugung verkündet.
Doch als Erfolgstrainer erwies er sich für die Königsblauen nicht. Von den 33 Pflichtspielen unter seiner Leitung gewann Schalke ganze 14.
Keine Balance zwischen Verteidigung und Angriffsspiel
Zunächst schieden sich an seiner Defensivtaktik die Geister. In der zweiten Saisonhälfte schaffte er es nicht, eine Balance zwischen Abwehr und Angriff herzustellen. So verpasste Schalke mit zunehmender spielerischer Armut das erklärte Saisonziel Champions League deutlich.
In den finalen Saisonwochen verspielte der teure Kader fast auch noch die Teilnahme an der Europa League. In der gesamten Rückserie gelang Schalke kein einziger Auswärtssieg mehr, die letzten drei Gastspiele gingen allesamt ohne eigenen Treffer verloren.
"Es ist egal, wer da draußen steht. So eine beschissene Rückrunde dürfen wir in den nächsten zehn Jahren nicht mehr spielen", hatte Torhüter Ralf Fährmann nach der letzten Partie angefressen gesagt. Wird Borussia Dortmund DFB-Pokalsieger, müssten die Königsblauen auch in der Europa League noch zwei Qualifikationsrunden vor der Gruppenphase überstehen.
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"Die Fans auf Schalke erwarten, dass sich die Mannschaft aufopfert", meinte Ex-Nationalspieler Christoph Metzelder am Sonntagmittag im Volkswagen Doppelpass auf SPORT1. "Die zum Teil emotionslosen Auftritte in den vergangenen Wochen haben zu diesem Flächenbrand geführt."
Di Matteo sei "ein fleißiger, technokratischer Trainer, aber keiner, der diese Mannschaft emotionalisiert. Dann spiele ich so Fußball. Jeder Spieler versucht nur noch seine eigene individuelle Qualität einzubringen."
Auch Heldts Position geschwächt
Die teilweise blamablen Auftritte der Schalker kurz vor dem Saisonende hatten auch Heldt zunehmend von seinem ehemaligen Wunschtrainer abrücken lassen. "Wir werden alles auf den Tisch legen und über jede einzelne Person sprechen, die sportlich Verantwortung trägt", hatte der Manager am Samstagabend angekündigt. "Ob das Spieler sind, ob es das Trainerteam ist, ob es der Manager ist."
Heldts eigene Position ist durch den Fehlgriff Di Matteo nachhaltig geschwächt. Ob er den neuen Trainer - U-19-Erfolgscoach Norbert Elgert, Belgiens Nationaltrainer Marc Wilmots, Sascha Lewandowski, Andre Breitenreiter oder Huub Stevens sind nur einige der Kandidaten - noch auswählen darf, ist offen.
Im Schalker Umfeld wird bereits Metzelder als möglicher Nachfolger gehandelt. "Ich bin U-19-Trainer, sportlicher Leiter und Präsident von TuS Haltern", wiegelte dieser ab. "Ich habe mit Horst Heldt zusammen gearbeitet. Und es verbietet sich einfach, von Dingen auszugehen und dann im Konjunktiv zu sprechen."