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Felix Magath kritisiert den Hamburger SV und die Premier League

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Felix Magath kritisiert den Hamburger SV und die Premier League

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"Da darf man schon verwundert schauen"

Das "englische" Modell Trainer und Sportdirektor in Personalunion sei empfehlenswert, sagt Felix Magath. Über die Personalentscheidungen beim HSV kann er sich aber nur wundern. Die Premier League kritisiert er.
Felix Magath sitzt auf der Trainerbank
Felix Magath sitzt auf der Trainerbank
© Getty Images
Das "englische" Modell Trainer und Sportdirektor in Personalunion sei empfehlenswert, sagt Felix Magath. Über die Personalentscheidungen beim HSV kann er sich aber nur wundern. Die Premier League kritisiert er.

Trainer und Sportdirektor in Personalunion - das "englische Modell" ist in Deutschland eng mit dem Namen Felix Magath verknüpft. Als "Alleinherrscher" führte er so den VfL Wolfsburg zum ersten Meistertitel 2009.

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Jetzt erhält das Modell auch beim Hamburger SV Einzug. Peter Knäbel ist bis zum Ende der Saison für alle sportlichen Geschicke der Norddeutschen verantwortlich.

Hamburgs Ex-Trainer Magath reagiert dennoch mit Unverständnis auf die Personalentscheidungen beim abstiegsgefährdeten Bundesligisten. "Da darf man schon etwas verwundert schauen", meinte Magath. Er sei in Deutschland für das Modell noch stark kritisiert worden.

Im SPORT1-Interview kritisiert der 61-Jährige außerdem die Premier-League-Klubs für ihr Abschneiden in Europa und den falschen Umgang mit dem vielen Geld: "Wer zu viel Anerkennung erhält, den bekommt man aber schwer dazu, echte Leistung zu bringen."

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SPORT1: Herr Magath, wie beurteilen Sie die Trainerlösung des HSV?

Magath: Man findet für jede Entscheidung Argumente. Grundsätzlich hat der Sportdirektor eine andere Funktion als der Trainer. Als ich dieses englische Modell verkörperte, wurde ich dafür von vielen noch sehr stark kritisiert. Heute wird von einer Woche zur anderen ein Sportdirektor plötzlich Trainer, da darf man schon etwas verwundert schauen.

SPORT1: Peter Knäbel hat so gut wie keine Erfahrung als Trainer. Ist das nicht ein sehr großes Risiko?

Magath: Das will ich nicht beurteilen. Grundsätzlich ist es im Fußball so, dass etwas kurzfristig wirken kann, was langfristig niemals funktionieren würde. Deswegen kann man jetzt dazu noch keine Aussage treffen.

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SPORT1: Was muss passieren, um den HSV endlich wieder auf die Beine zu bringen?

Magath: Fest steht, der Klub hat mit den im letzten Jahr getroffenen Entscheidungen nichts bewirkt, was Erfolge getätigt hat. Mittlerweile zieht sich das - bis auf wenige Ausnahmen - durch die gesamte Liga: Es werden immer öfter Entscheidungen getroffen, bei denen ich mich frage: wo ist die Grundlage für eine perspektivische Entwicklung?

SPORT1: Ihr Name taucht immer wieder auf, wenn ein Trainerjob frei wird. Gibt es konkrete Angebote?

Magath: Es gibt immer wieder Interesse. Selbstverständlich müsste es für beide Seiten passen - für den Verein und für mich.

SPORT1: Bereuen Sie im Nachhinein den Schritt nach Fulham?

Magath: Nein, überhaupt nicht. Natürlich lief es sportlich nicht so, dass es große Freude gemacht hätte. Die Gründe dafür liegen aber tiefer. Fulham hatte im Februar 2014 große Probleme, war Tabellenletzter auch ohne mich. Ich dachte ich könnte mehr Einfluss nehmen in die Gestaltung und das Umfeld der Mannschaft, damit etwas bewirken. Aber das war nicht so. Das hat mich nur mehr davon überzeugt, dass es richtig ist, Trainer und Manager in einer Person zu vereinen. Dann kann man nämlich auch verantworten, was passiert.

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SPORT1: Hat Sie das enttäuschende Abschneiden der vier Premier-League-Klubs In der Champions League überrascht?

Magath: Eine Tendenz dorthin war zu erkennen. Dass im Viertelfinale von vier Mannschaften gar keine mehr dabei, ist für die Premier League absolut zu wenig. Da kann man nicht mehr nur von Pech sprechen.

SPORT1: Was sind die Gründe?

Magath: Im englischen Fußball gibt es strukturelle Defizite im Nachwuchsbereich. Es ist erstaunlich, dass eine Fußballnation wie England sich vom Glanz der Premier League derart blenden lässt. Natürlich findet die Premier League in der Welt deutlich mehr Resonanz als unsere Bundesliga. Aber darüber verdrängt man, dass der englische Fußball in Form von Länderspielerfolgen seit vielen Jahren sehr wenig vorzuweisen hat. Vielleicht kann man auf der Insel auf diesem Gebiet etwas vom Weltmeister lernen. Aber bitte nicht wie man Daten sammelt. Das Erheben von immer mehr Daten im Fußball - speziell in England - hilft nicht wirklich weiter.

SPORT1: Können Sie das erklären?

Magath: Mittlerweile werden unzählige Daten von Spielern erhoben, noch und nöcher. Wer läuft wie viel, wer läuft nach links, wer läuft nach rechts? Wie dick ist der Oberschenkel? Aus meiner Erfahrung ist das nicht zielführend. Von mir soll keiner gehindert werden, der glaubt, mit Daten bessere Fußballer zu entwickeln. Ich bezweifle aber, dass das Verhalten der englischen Fußballer und auch der Bundesligaspieler durch Datenerhebung besser wird.

SPORT1: Was macht einen Fußballer besser?

Magath: Daten jedenfalls nicht (lacht). Die Art und Weise, wie er sich in eine Mannschaft einbringt, ist entscheidend. Man sollte unbedingt die Bereitschaft fördern, sich für die Mannschaft und den Verein einzusetzen.

SPORT1: Ist das viele Geld, das die englischen Vereine zur Verfügung haben, ein Nachteil?

Magath: Geld ist nie ein Nachteil, aber in England wird es falsch eingesetzt. Es werden mehr Maschinen angeschafft und Dinge im Umfeld in ihrer Wertigkeit künstlich überhöht. Es gibt mittlerweile in vielen englischen Clubs einen Performance Director, der über sämtliche Daten der Spieler verfügt und anhand dieser entscheiden will, welcher Spieler, was wann und wie viel trainieren soll, ohne dass er jemals auf dem Platz war und gesehen hat, wie sich ein Spieler verhält oder wie dessen persönliche Situation gerade ist. Da wird das Geld wirklich falsch eingesetzt. In England wird außerdem auch sehr gut verdient. Das verstehen viele als eine Anerkennung für Leistung. Wer zu viel Anerkennung erhält, den bekommt man aber schwer dazu, echte Leistung zu erbringen.