Der FC Bayern ließ seinem Gegner keine Chance. 4:1 gewannen sie ihr Testspiel beim saudi-arabischen Klub Al-Hilal. David Alaba feierte nach langer Pause sein Comeback. Und das Stadion in Riad war mit 60.000 Zuschauern ausverkauft.
Schelte nach Bayerns Wüstentrip
Für den Rekordmeister war der Trip nach Saudi-Arabien gelungen. Für einige Bundestagsabgeordnete war er ein großer Fehler. Schließlich fand das Spiel in einem Land statt, das wegen ihrer Menschenrechtsverletzungen in der Kritik steht.
"Der Sport hat so eine starke Stimme, aber er nutzt sie leider nicht an den Stellen, an denen es sinnvoll und hilfreich wäre", sagte Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag der "Süddeutschen Zeitung".
Die SPD-Politikerin konnte es nicht nachvollziehen, dass die Münchner ein Spiel im autokratischen Staat bestreiten. "Fußballer müssen ja keine Politiker sein, aber sie sollen sich der Menschenrechtslage bewusst sein und durchaus mal ein Zeichen setzen", sagte Freitag.
Nach Fall Badawi im Fokus
Saudi-Arabien war zuletzt durch den Fall Raif Badawi in den Fokus der Weltöffentlichkeit geraten.
Ein Gericht verurteilte den Blogger, der die Website "Saudi-Arabische Liberale" zum Meinungsaustausch ins Leben gerufen hatte, zu zehn Jahren Haft und 1000 Peitschenhiebe.
Ein Teil der Strafe wurde bereits vollstreckt. Badawi erhielt auf einem Platz 50 Peitschenhiebe. Zeugen berichten, dass die Klänge über Lautsprecher eingespielt wurden. Diese grausamen Szenen trugen sich eine Woche vor der Ankunft der Bayern an.
Kritik vom Grünen-Sprecher
Deshalb erhielt der Rekordmeister auch Kritik vom Grünen-Politiker Özcan Mutlu. "Es liegt keine Ehre darin, ein Testspiel in Riad durchzuführen, wenn sozusagen neben dem Stadion dem Blogger Badawi mit 1000 Peitschenhieben die Haut vom Rücken gezogen wird", sagte der sportpolitische Sprecher der Fraktion.
Er hätte vom FC Bayern erwartet "auf die Öl-Millionen aus Saudi-Arabien zu verzichten und ein starkes Signal für Demokratie und Menschenrechte zu setzen."
Neben der Unterdrückung der Meinungsfreiheit und Anwendung der Todesstrafe steht der Staat am Persischen Golf auch wegen Frauendiskriminierungen am Pranger.
Das Spiel zwischen Al-Hilal und den Bayern durften nur Männer besuchen. Auch die Gäste mussten sich den Regeln vor Ort beugen. Die Teammanagerin und die Ernährungsberaterin der Bayern durften nicht in den Innenraum.
Für Pep Guardiola war es normal, Zugeständnisse zu machen. "Es ist ein kulturell komplett anderes Land, wir müssen uns anpassen. Wir sind nur einen Tag dort, um für die Leute zu spielen", sagte der Bayern-Trainer vor dem Spiel in Riad.
Gage vom Sponsor
Der Deutsche Meister spielte auch für Volkswagen. Der Autokonzern versüßte den Münchner das Trainingslager in Doha und den Trip nach Riad mit einer ordentlichen Gage. Wieviel es war, darüber schweigen sich die Beteiligten aus.
Karl-Heinz Rummenigge redete dafür über die sportlichen Vorzüge. "Dank der Unterstützung von Volkswagen kommen wir nun schon seit einigen Jahren in den Mittleren Osten. Dort finden wir alles vor, was wir brauchen, um uns auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge in Doha. Dafür nimmt sein Verein die öffentliche Kritik anscheinend in Kauf.
Übrigens: Die Bayern machten sich auch in Saudi-Arabien nicht nur Freunde. Der Mannschaft von Al-Hilal kamen nicht in einen Saal, in dem Franck Ribery, Arjen Robben und Co. saßen. Deshalb fiel das gemeinsame Bankett nach dem Spiel aus.
Aufregung beim Prinzen
Prinz Abduldrahman bin Musaid tobte. "Das ist unverschämt und inakzeptabel. Meinem Team wurde verboten, hineinzugehen", zitierte die "Bild" Al-Hilals Klubboss.
Die Bayern entschuldigten sich und sprachen von einem großen Missverständnis. "Wir hatten im Saal noch auf die Mannschaft gewartet. Als Gast konnten wir die Zugangsberechtigungen vor Ort gar nicht überprüfen", sagte Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick.
Sollte der Prinz seine Konsequenzen ziehen und künftig auf Spiele gegen den Rekordmeister verzichten, hätte Pep Guardiolas Klub ein Problem weniger. Der Vorwurf, sich nicht um die Menschenrechtslage vor Ort zu scheren, wäre nicht mehr haltbar.