Harvey Weinstein, Kevin Spacey, Steven Seagal - und nun Sepp Blatter? Nach den vielen Schlagzeilen in der US-Filmindustrie ist nun auch der Fußball in den Blickpunkt von Anschuldigungen sexueller Belästigung gerückt.
Belästigung? Blatter wehrt sich

Die frühere US-Nationaltorhüterin Hope Solo erklärte der portugiesischen Zeitung Expresso, der frühere FIFA-Präsident Sepp Blatter (81) habe sie am Rande des "Ballon d'Or" 2013 in Zürich unsittlich berührt.
"Sepp Blatter griff mir an den Hintern", sagte die 36-Jährige. Geschehen sei dies unmittelbar vor Solos und Blatters gemeinsamem Auftritt auf der Bühne, wo die viermalige Welttorhüterin ihre Landsfrau Abby Wambach zur Fußballerin des Jahres auszeichnen sollte.

Auf Videoaufnahmen zur damaligen Zeromonie ist zu erkennen, wie Solo Sekunden vor ihrer Laudatio zusammen mit Blatter hinter einem Vorhang hervorkommend die Bühne betritt .
Hope Solo: "Ich war geschockt"
"Ich war geschockt und wie vor den Kopf gestoßen", so Solo weiter. "Ich musste mich schnell zusammenreißen, um mit meiner Teamkollegin die größte Auszeichnung ihrer Karriere in diesem Moment zu feiern, also habe ich meinen Fokus komplett auf Abby gerichtet."
Auf die Frage, warum sie das Vorkommnis nicht schon früher an die Öffentlichkeit gebracht hat, antwortete Solo: "Ich konfrontiere Leute direkt." Allerdings sei Blatter ihr seitdem nie mehr begegnet.
Blatter wies Solos Vorwürfe zurück. "Die Anschuldigungen sind lächerlich und absurd", zitierte ihn die Nachrichtenagentur AFP. Zuvor hatte sich bereits Blatters Sprecher Thomas Renggli beim Boulevard-Blatt Blick zu Wort gemeldet: "Die Vorwürfe sind so lächerlich wie der Penalty für die Schweizer Nationalmannschaft am Donnerstag."
Solo meldet sich unter #MeToo zu Wort
Erst vor wenigen Tagen hatte sich Solo im Zuge der Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfe in Hollywood in den sozialen Netzwerken zu Wort gemeldet und Partei ergriffen für all die Frauen, die Opfer sexueller Übergriffe geworden sein sollen - und gestand dabei ein, mit ähnliche Situationen konfrontiert gewesen zu sein.

Unter dem Hashtag "#MeToo", unter dem sich momentan viele Frauen aus unterschiedlichen Branchen zu sexueller Belästigung äußern, postete die Weltmeisterin (2015) und Olympiasiegerin von 2004, 2008 und 2012:
"In den letzten Tagen habe ich darüber nachgedacht, welche unangenehmen Erfahrungen ich und meine Mitspielerinnen in all den Jahren machen mussten mit Trainern, Ärzten, Verantwortlichen und sogar Teammitgliedern. Das ging von anzüglichen Bemerkungen über ungewollte Avancen und Hintern-Betatschen durch Trainer und Manager - auch dass sich Presseleute hinsichtlich der Brüste von Spielerinnen und deren Erscheinungsbild im Ton vergreifen und sie sexuell belästigen, ist im Sport an der Tagesordnung."
Solo fügte an: "Ich hatte immer das Gefühl, ich würde damit klar kommen und habe in solchen Situationen Rückgrat bewiesen, aber es gab nie Konsequenzen für die Täter. Das muss sich ändern - Schweigen wird die Welt nicht ändern."