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Mediziner: Anabolika-Doping beim SC Freiburg und VfB Stuttgart

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Mediziner: Anabolika-Doping beim SC Freiburg und VfB Stuttgart

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Dopingvorwürfe gegen Bundesligisten

Die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin untersucht die Doping-Vergangenheit der Universität Freiburg
Die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin untersucht die Doping-Vergangenheit der Universität Freiburg
© Getty Images

Dem deutschen Sport droht ein Doping-Skandal bisher unbekannten Ausmaßes - und erstmals steht auch der Profi-Fußball im Fadenkreuz:

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Die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin, die sich mit der Doping-Vergangenheit an der dortigen Universität beschäftigt, hat Beweise für
flächendeckendes Doping im Radsport sowie für die Verabreichung von Anabolika bei den Bundesligisten VfB Stuttgart und SC Freiburg gefunden.

Diese gehen aus den gut 60 "Klümper-Akten" hervor, die sich mit dem abgeschlossenen Betrugsverfahren gegen den damaligen Leiter der Sporttraumatologischen Spezialambulanz Armin Klümper befassen.
"Erstmals" sei der "sichere Befund möglich, dass Anabolikadoping auch im Profi-Fußball eine signifikante Rolle spielte", schrieb Andreas Singler, Mitglied der Evaluierungskommission, der nach Informationen des Sportinformationsdienstes die Details ohne Rücksprache mit seinen Kollegen und gegen den Willen der Kommissionsvorsitzenden Letizia Paoli veröffentlicht hat.

In den "späten 1970er und frühen 1980er Jahren" sei beim Bundesligisten aus Stuttgart "im größeren Umfang" und "wenn auch nur punktuell nachweisbar" auch beim damaligen Zweitligisten aus Freiburg Anabolikadoping vorgenommen worden.

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Die Schwaben haben eine Stellungnahme abgegeben. "Dem VfB Stuttgart liegt das angesprochene Gutachten der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin nicht vor. Aus diesem Grund kann nach dem derzeitigen Kenntnisstand seitens des VfB Stuttgart nicht nachvollzogen werden, worauf die Vorwürfe fußen beziehungsweise ob und wenn ja in welcher Form sie zutreffend sind", erklärte der Verein.

Die Freiburger haben bei SPORT1 angekündigt, sich auch zu den Vorwürfen zu äußern.

DFB hält sich vorerst bedeckt

Beim DFB wollte man sich zunächst zum Thema nicht äußern. "Dazu liegen uns schlichtweg noch keine Informationen vor", sagte ein Sprecher SPORT1.

Die Schlüsselfigur der Untersuchungen heißt Klümper, es geht vor allem um das Anabolikum Megagrisevit, das auch von der von Klümper behandelten und 1987 verstorbenen Leichtathletin Birgit Dressel zeitweise eingenommen wurde.

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Keine konkrete Zuordnung möglich

Die Erkenntnisse werfen einen dunklen Schatten auf beide Vereine, für die in dem genannten Zeitraum auch der heutige Bundestrainer Joachim Löw gespielt hatte. Die Kommission hielt in ihrem Zwischenbericht aber ausdrücklich fest, "dass eine Zuordnung von Medikationen an einzelne, konkret zu benennende Spieler nach Auswertung der Akten der Staatsanwaltschaft Freiburg nicht möglich ist".

Der SC Freiburg spielte damals in der Zweiten Liga, der VfB Stuttgart befand sich mit Spielern wie Bernd und Karlheinz Förster, Hansi Müller, Karl Allgöwer oder Rainer Adrion auf dem Höhenflug und wurde 1984 deutscher Meister. Löw war damals bei beiden Klubs als Spieler aktiv: 1978 bis 1980 sowie 1982 bis 1984 in Freiburg, 1980/81 in Stuttgart.

Sundermann: "Das ist absurd"

"Das ist absurd", sagte der ehemalige VfB-Trainer Hans-Jürgen Sundermann (1976 bis 1979 und 1980 bis 1982) zu den Erkenntnissen: "Ich kann mir das überhaupt nicht vorstellen und halte das für völlig ausgeschlossen."

Kommissionsmitglied Singler betonte: "Gezeigt werden können erstmalig die Strukturen des Dopings im Fußball am Beispiel der
hauptverantwortlichen Mitwirkung von Prof. Dr. Klümper inklusive der Finanzierung solcher Aktivitäten durch die Vereine."

"Mensch Professor, ich muss am Samstag wieder ran"

"Wenn's Spitz auf Knopf ging, da haben wir gesagt: 'Mensch Professor, ich muss am Samstag wieder ran." Da hat man auch mal was Unvernünftiges gemacht", hatte Karlheinz Förster unlängst in einer SWR-Dokumentation gesagt.

Beim Bund Deutscher Radfahrer (BDR) fand "Doping vor allem mit anabolen Steroiden in den Jahren zwischen 1975 und 1980 nicht nur in fast flächendeckender Manier auf Veranlassung Klümpers statt", schrieb die Kommission.

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"Dieses Doping wurde, wie hier erstmals bewiesen werden kann, auch vom BDR aus einem eigenen 'Ärzteplan' finanziert. Dabei ist derzeit nicht auszuschließen, dass auch Minderjährige Dopingmittel erhalten haben könnten."
Die neuen Erkenntnisse zum Doping im BDR und im Profi-Fußball wurden in einem etwa 60-seitigen Sondergutachten zusammengefasst.

Evaluierungskommission berät sich

Die Evaluierungskommission werde in den nächsten Wochen darüber beraten, ob sie diesen Text als Zwischenbericht gegebenenfalls vor Abschluss sämtlicher Arbeiten veröffentlichen will, hieß es in Singlers Stellungnahme.

Singler, der am Heidelberger Zentrum für Dopingprävention arbeitet, veröffentlichte die Details, da er das "berechtigte Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit so zeitnah bedient werden soll, wie dies der Kommission nach wochenlanger intensiver Sichtung und Auswertung der Akten möglich war".

Singler bietet Rücktritt an

Gleichzeitig bot er den übrigen Kommissionsmitgliedern seinen Rücktritt an.

Paoli teilte mit, dass die Kommission über dieses Angebot beraten werde.

Die Mafia-Expertin von der belgischen Universität in Leuven bestätigte immerhin: "Die von Dr. Singler aus den bei Prof. Dr. Armin Klümper im Zuge der Ermittlungen 1983 und 1984 beschlagnahmten Unterlagen erhobenen Dopingvorwürfe gegen Prof. Klümper, dem Bund Deutscher Radfahrer, dem VFB Stuttgart und dem SC Freiburg sind nach meiner Kenntnis durch die Akten belegt."

Singler schrieb: Es sei mit den Ermittlungen der Nachweis möglich, "dass Doping in der Bundesrepublik Deutschland keineswegs  nur der individuellen Verantwortung einzelner Sportler überstellt war, sondern dass es über einzelne Sportverbände oder Sportvereine mitunter zentral organisiert und finanziert wurde"