Samsung Galaxy ist neuer World Champion in League of Legends. Das Team stieß am Wochenende den dreimaligen Titelgewinner SK Telecom T1 vom Thron. Dies gelang ein Jahr, nachdem das Quintett noch das große Endspiel verloren hatte.
Samsung: Vertrauen zahlt sich aus
Als Außenseiter zu den Worlds
Im Vergleich zum traditionellen Sport sind Karrieren in League of Legends eher kurz und Transfers somit häufiger der Fall. Selbst SK Telecom T1, der letztjährige World Champion, nahm in der vergangenen Off-Season zwei Änderungen vor. Ausgerechnet der damalige Finalgegner Samsung Galaxy entschied sich dafür, das gesamte Roster beizubehalten - und dies stellte sich als Glücksgriff heraus.
Schon der zweite Platz im Vorjahr beim wichtigsten Turnier des Jahres, sogar die Qualifikation für dieses waren eine große Überraschung gewesen. Aus diesem Grund war es nicht unangemessen, davon auszugehen, dass die Spieler eine derartige Leistung nicht noch einmal wiederholen würden. Am Wochenende wurden diese Szeneverfolger aber eines Besseren belehrt.
Dies gelang nach einem Jahr voller Aufs und Abs in der südkoreanischen LCK. Während alle anderen Top-Teams in der Region ihre Neuzugänge ins eigene Lineup einbringen mussten, hatte Samsung den großen Vorteil, dass sich die Spieler schon gut kannten und aufeinander abgestimmt waren. Mit 14 Siegen und nur 4 Niederlagen zog das Team als Zweiter direkt in das Halbfinale ein, war dort aber gegen KT Rolster chancenlos.
Auch im Sommer lief die reguläre Saison relativ gut, denn erst im letzten Match gegen Longzhu Gaming verpasste Samsung den ersten Platz und damit das direkte Finale. Wie im Frühling wurden die Probleme des Teams aber in den Playoffs deutlich: SKT überrollte Samsung im Halbfinale mit 3:0 und so musste das Team zum zweiten Mal in Folge an den Regional Finals teilnehmen. Dort wiederholte sich die Geschichte, denn Ambition und Co. schlugen KT erneut als Außenseiter mit 3:0.
Bemerkenswerte Adaption während des Turniers
Samsung startete mäßig in die diesjährige Weltmeisterschaft. Zwar gelang es den Südkoreanern, G2 Esports und 1907 Fenerbahçe jeweils in beiden Games zu schlagen, doch gegen Royal Never Give Up unterlag das Team in Hin- sowie Rückspiel klar.
Zu langsam war der übliche Spielstil von Samsung gewesen. Als Zweitplatzierter zog das Team ins Viertelfinale ein und traf dort auf den Titelfavoriten und LCK-Champion Longzhu Gaming. Basierend auf den Leistungen der Teams in der Gruppenphase sagten die meisten Experten einen Longzhu-Sieg voraus.
Samsung zeigte in dieser Serie aber die Fähigkeit, zu adaptieren. Viel stärker präsentierte sich das Team ab diesem 3:0 im Early- sowie Mid-Game und schien einen Großteil der Schwachstellen ausgemerzt zu haben. Auch Team WE und SK Telecom T1 konnten Samsung im weiteren Verlauf der Playoffs nicht in Bedrängnis bringen.
X-Faktor Ambition
Bei Samsung stach kein Spieler leistungstechnisch so richtig heraus. Das Lineup lebt vom Kollektiv und präsentierte von allen Teams bei den Worlds den besten Zusammenhalt und die präziseste Kommunikation im Spiel.
Trotzdem kann der Erfolg zumindest zu einem gewissen Teil einem Spieler zugeschrieben werden: Ambition. Der Veteran gehört mittlerweile zu den besten Junglern der Welt. 2015 wurde er noch belächelt, nachdem er von der Mid-Lane auf diese Position gewechselt war und zunächst keine guten Leistungen zeigte.
Mit seiner Erfahrung schätzte Ambition bei den Worlds viele Situationen und Gegner korrekt ein und konnte so seinen eigenen Einfluss maximieren. Zudem ist sein Anteil am Spiel von Samsung sichtbar, wenn die Games, in denen er spielte, mit denen verglichen werden, in denen Ersatzspieler Haru die Maus schwang.
Vom kalkulierten Makro-Play war ohne den Stamm-Jungler kaum etwas zu sehen. Samsung wirkte meist planlos. Harus einziger Einsatz bei den Worlds war in der Gruppenphase gegen 1907 Fenerbahçe. Dieses Match hätte der haushohe Favorit beinahe verloren.
Viele Teams suchen lange nach einem Spieler mit Führungsqualitäten, der auch im Spiel noch die nötigen Leistungen bringt. Bei Samsung hat sich Ambition zu diesem entwickelt und in seinem sechsten Jahr als Profi den größten Titel geholt. Das letzte Game des Endspiels gegen SKT war zugleich das 550. in seiner kompetitiven Laufbahn. Es wäre ein würdiges Ende einer großen Karriere, falls er sich dafür entscheiden sollte.