"Solche Geschichten schreibt nur der Fußball" ist eine Aussage, die in der Sportart Nummer eins immer wieder fällt. Der Donnerstag zeigte, dass sie auch auf die professionelle League of Legends-Szene angewendet werden kann. Fnatic sorgte am ersten Tag der Rückrunde in der Gruppenphase der Season 7 World Championship dafür.
Fnatic gelingt historischer Lauf
Denkbar schlechte Ausgangssituation
Die Ausgangssituation für das beliebte europäische Team um Rekkles war denkbar schlecht. Der Schwede und seine Mitspieler verloren in der Hinrunde alle drei Spiele - zwei davon deutlich - und standen noch vor Beginn des Tages kurz vor dem Aus. Noch nie hatte sich ein Team, das nach der Hinrunde sieglos war, für das Viertelfinale qualifiziert.
Fnatic musste zudem direkt zum Auftakt der Rückrunde gegen den Top-Favoriten Longzhu Gaming antreten. Der Dritte der EU LCS zeigte sich zwar verbessert, verlor aber trotzdem nach rund einer halben Stunde gegen die Südkoreaner.
Bereits zu diesem Zeitpunkt mussten Spieler und Fans des Teams auf ein Wunder hoffen. Der Sieg der GIGABYTE Marines gegen die Immortals zu Beginn des Tages war der erste Schritt in diese Richtung.
Fnatic macht es besser als 2014
Nach der Pleite gegen Longzhu musste Fnatic jedes Spiel gewinnen, um noch eine Chance auf das Viertelfinale zu haben. Den unglaublichen Lauf begann das Team mit einem knappen Erfolg gegen die Immortals. Diese sahen mit zunehmender Dauer des Spiels stärker aus, verloren dann aber einen Team-Fight auf der Bot-Lane.
Flame versuchte, die eigene Basis gegen mehrere Fnatic-Akteure zu verteidigen, bis seine Mitspieler wieder am Leben waren, doch Rekkles und Co. zerstörten den Nexus in einem nervenzerreißenden Finish noch. Die Szene erinnerte an die Worlds 2014, als Fnatic gegen OMG in einer ähnlichen Szene das Spiel verlor, da das Hauptgebäude denkbar knapp nicht fiel.
Im weiteren Verlauf brachten die GIGABYTE Marines Longzhu Gaming an den Rand einer Niederlage, doch die Südkoreaner kamen von einem 10.000 Gold-Defizit noch zurück. Mit diesem Comeback blieben die Hoffnungen von Fnatic am Leben, denn ein Sieg der Vietnamesen hätte das Aus der Europäer bedeutet.
Anschließend musste der fünfmalige EU LCS-Champion selbst gegen den GPL-Sieger ran und triumphierte verdient nach 31 Minuten. Nun war Fnatic erneut auf Schützenhilfe angewiesen. Gruppensieger Longzhu musste das letzte reguläre Match gegen die Immortals gewinnen, um den 3-Way-Tie-Breaker zu sichern.
Beim LCK-Champion debütierte mit Rascal ein Rookie im für das Team irrelevanten Match. Für die Immortals hätte ein Erfolg das Viertelfinale bedeutet. Die Fnatic- und Marines-Spieler drückten Longzhu zweifelsohne die Daumen und schauten gespannt zu, wie der große Favorit mit viel Mühe nach 51 Minuten siegte.
Mit dem Momentum zur Sensation
So kam es zum ersten 3-Way-Tie-Breaker in der Geschichte der Worlds. Da die Marines ihre beiden Siege schneller holten als Fnatic und die Immortals, wurden sie ins finale Match des Tie-Breakers gesetzt. Die beiden LCS-Teams trafen deswegen im ersten Spiel aufeinander und für beide Teams führte sich die Geschichte dieses Tages fort.
Fnatic ritt auf einer Welle des Selbstbewusstseins und zeigte dies in diesem Game. Die Immortals waren nach ihren drei Pleiten zuvor sichtlich getroffen und mussten ihre letzten Hoffnungen vom Viertelfinale nach nur 28 Minuten begraben. Die vierte Niederlage in Folge bedeutete das - nach einer guten ersten Woche - unerwartete Aus in der Gruppenphase.
Fnatic avancierte ins letzte Match des Tages und setzte sich in einem wahren Thriller nach 43 Minuten gegen die GIGABYTE Marines durch. Beide Teams gaben in diesem Duell noch einmal alles, doch am Ende sollte der sensationelle Lauf der Europäer einen glücklichen Ausgang haben. Für diesen und die mentale Stärke bekamen die Spieler in den sozialen Medien allergrößtes Lob ausgesprochen.
Am Freitag geht Gruppe C der diesjährigen Worlds in ihre Rückrunde. Summoner's Inn überträgt die Matches ab 6:00 Uhr im deutschen Livestream.