Tristan "PowerOfEvil" Schrage ist einer von zwei deutschen Mid-Lanern in der EU LCS. Trotz seiner erst 19 Jahre kann er auf reichlich Erfahrung als Profi zurückblicken.
PowerOfEvil: Taten statt Worte
Mit seinem Team Misfits peilt er die Spitze der Region an und zeigt es dabei seinen Kritikern.
Ein Einstand wie einst Faker
Sein erstes Event auf der großen League of Legends-Bühne hätte sich PowerOfEvil kaum schöner vorstellen können. Mit seinem damaligen Team, den Unicorns of Love, traf er im November 2014 bei den Intel Extreme Masters in San Jose auf Team SoloMid und Superstar Bjergsen, der schon damals als einer der besten Mid-Laner des Westens galt.
Diese große Aufgabe meisterte der junge PowerOfEvil nach denkwürdigen Auftritten mit seinen Signatur-Champions Syndra und LeBlanc. Dem damals 17-Jährigen gelangen beim schockierenden 2:0-Erfolg im Halbfinale des Turniers mehrere Solo-Kills gegen seinen dänischen Konkurrenten.
Der dreimalige Weltmeister Faker von SK Telecom T1 feierte einst sein Debüt auf der großen Bühne in einem ähnlichen Stil: Im April 2013 machte der Südkoreaner sein erstes Match als Profi und musste dabei gegen CJ Entus Blaze und Ambition ran.
Der heutige Jungler wurde zu dieser Zeit als bester Mid-Laner Südkoreas angesehen. Mit Respekt, aber definitiv ohne Angst begegnete Faker ihm und riss das Match an sich. Dabei blieb auch Ambition, dem Veteranen und ursprünglichen Star des Duells, der obligatorische Solo-Kill nicht erspart.
Mit Bescheidenheit und Ruhe zum Erfolg
PowerOfEvil gehört zu den professionellsten und vorbildlichsten LCS-Spielern. Der 19-Jährige fiel niemals negativ auf. Gesundes Selbstvertrauen ist durchaus vorhanden, wie der Deutsche gezeigt hat. Dass er sich zutraut, der beste Mid-Laner der Region zu werden, erklärte der Misfits-Akteur zu Beginn des Jahres.
Dies ging aber nie so weit, dass es arrogant wirkte oder den Gegner in einem schlechten Licht dastehen ließ. Nach Niederlagen wird das eigene Spiel kritisch betrachtet und nicht nach Ausreden gesucht.
Trotz eines durchaus senkrechten Starts als Profi verließ der Mid-Laner nie den Boden: In seinem ersten Split in der LCS erreichte PowerOfEvil das Finale, verlor dieses nur knapp mit 2:3 und avancierte in seinem ersten Jahr zu einem der besten Spieler in Europa auf seiner Position.
Kritik wird lauter
Der Titel "Starspieler" stieg dem 19-Jährigen nie zu Kopf. Mit Origen stand er 2016 ebenfalls im Finale des LCS Spring-Splits, verpasste aber den Triumph und erlebte im Sommer einen massiven Abwärtstrend.
Sein damaliger Mitspieler und Vorgesetzter, xPeke, ersetzte ihn in einzelnen Games. Es ist nicht abwegig, zu glauben, dass dies auf manche Spieler einen negativen psychischen Effekt haben kann, der dauerhaft Einfluss auf die Leistung des Akteurs nimmt.
Stattdessen nahm PowerOfEvil seine wenigen Auswechslungen zum Anlass, um noch härter an sich zu arbeiten. Das Jahr bei Origen, das mit dem knappen Klassenerhalt in der EU LCS endete, sah der Misfits-Akteur im Nachhinein als Lernerfahrung.
Während der schlechten Phase bei Origen wurde ihm teilweise auf den gängigen Plattformen wie Reddit sein Talent, der Beste werden zu können, abgesprochen. Andere LCS-Spieler hätten irgendwann auf Twitter mit wütenden Worten gegen ihre Kritiker ausgeholt, doch PowerOfEvil verblieb stumm, arbeitete weiter an sich und antwortete mit seinen Leistungen bei Misfits.
Auf dem Weg an die Spitze
Zum aktuellen Zeitpunkt scheint der Deutsche auf dem Höhepunkt seines Schaffens zu sein. Er führt eine Reihe von Statistiken vor allen anderen Mid-Lanern in der EU LCS an und ist einer der Gründe, warum LCS-Aufsteiger Misfits zu den besten Teams der Liga gehört.
PowerOfEvil bewies in diesem Split zudem seine Fertigkeit auf einer Reihe von Meta-Picks und ließ mit seinen Auftritten die Kritiker auf seine eigene Art und Weise verstummen.