Von Maximilian Eichgrün
Blaue Seite mit großen Vorteilen
Nachdem die ersten beiden Wochen in der LCS und der LCK nun gespielt sind, lohnt sich ein Blick auf die Statistik. Riot Games muss weiter am Spiel arbeiten, um es ausgeglichener zu gestalten.
Die Seitenwahl als spielentscheidender Faktor
Die EU LCS und die NA LCS haben ihre ersten beiden Spielwochen hinter sich. Europa hatte 34 Spiele zu bieten, Nordamerika sogar ganze 51 Spiele. Die erstaunliche Gemeinsamkeit: In beiden Regionen haben bisher zu 64,7 Prozent die Teams gewonnen, die auf der blauen Seite spielten.
In Südkoreas LCK sieht es ähnlich aus. Mit 34 Spielen bisher wurde in der Liga bis jetzt so häufig gespielt wie in Europas LCS. Die Teams, die auf der blauen Seite vertreten waren, gewannen 20 der 34 Spiele und liegen somit bei einer 58,8 prozentigen Win-Rate.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Dominanz der blauen Seite also deutlich gestiegen, bei der Weltmeisterschaft lag die Win-Rate beispielsweise noch bei 52,9 Prozent für denjenigen, der seine Basis unten links auf der Karte hat. Natürlich ist die in 2017 bisher absolvierte Zahl an Spielen noch nicht sehr aussagekräftig, doch diese deutliche Dominanz in allen drei Regionen kann wohl kaum bloßer Zufall sein.
Die Gründe für die Differenz
Die deutschen League of Legends-Kommentatoren und -YouTuber Jona "Johnny" Schmitt und Maxim Markow nennen die Gründe für diesen Unterschied.
Aus Johnnys Sicht liegt die Dominanz der blauen Seite nicht am neuen 10-Ban-System: "Die blaue Seite ist derzeit so dominant, weil die rote Seite zu Bans gezwungen wird. Mit "Camille", "Rengar" und "LeBlanc" haben wir derzeit einfach Champions, die man bannen muss. Die rote Seite muss diese Champions bannen und die blaue Seite hat trotzdem die Möglichkeit, extrem starke First-Picks zu landen. Dass zurzeit die blaue Seite stärker ist, liegt meines Erachtens also nicht am 10-Ban-System, sondern daran, dass die rote Seite einfach Champions bannen muss und die blaue Seite von den First-Picks profitiert."
Johnnys Einschätzung lässt sich belegen: In 74 von 119 Spielen in der LCS und LCK sah sich die rote Seite gezwungen, Camille, Rengar und Leblanc zu bannen. Die drei Champions haben in allen drei Regionen eine Pick-Ban-Rate von 100 Prozent. Ein klarer Hinweis darauf, dass die drei Charaktere aktuell zu stark sind.
Maxim sieht das Ganze ähnlich wie sein Kollege Johnny: "Es ist klar, dass man auf der roten Seite auf gewisse Bans forciert wird. Das ist dem geschuldet, dass die blaue Seite immer den First-Pick hat und Rot einfach reagieren muss. Der Ausgleich soll sein, dass die rote Seite den Last-Pick hat, doch bis dahin steht längst fest, was tonangebend ist."
"Ich habe das Gefühl, dass die Pick-und Ban-Phase teilweise sehr monoton ist. Es sind wirklich oft die gleichen Champions dabei. Man muss außerdem sagen, dass wir erst in der dritten Woche sind", führt der YouTuber fort. "Wir hatten zwar viele Spiele, aber man muss daran denken, wer wie gegeneinander gezockt hat. Viele Siege sind auf dieser Seite geholt worden, weil sie eben auch vom Gewinnerteam ausgewählt werden durfte. Das ist meiner Meinung nach auch ein wichtiger Faktor. Die Hauptgründe bleiben aber die Pick- und Ban-Phase beziehungsweise die entsprechenden Champions, die aktuell noch zu stark sind."
Was kann Riot Games tun?
Johnny ist allerdings der Ansicht, dass Riot der roten Seite bei der Pick- und Ban-Phase keine weiteren Vorteile geben sollte: "Normalerweise sollte durch das 10-Ban-System die rote Seite im Vorteil sein. Ich glaube, dass wenn es eine Anpassung geben sollte, sie zurzeit definitiv nicht heißen darf, dass die rote Seite gestärkt wird. Prinzipiell sollte Riot als Ziel haben, dass nur wenige Champions mal einen Tick zu stark sind. Dann wird die rote Seite den Vorteil haben, da sie die Option hat, zu reagieren."
Das Einzige, was Riot also aktuell tun kann, um die Differenz zwischen den beiden Seiten zu verkleinern, ist, die aktuell stärksten Champions im kompetitiven Bereich, also vor allem "Rengar", "Camille" und "LeBlanc", zu schwächen. Dann sollte es nicht länger ein klarer Nachteil sein, auf der roten Seite spielen zu müssen.