Von Matthias Holländer
Asiatische Teams in CS:GO im Check
Die asiatische Szene in Counter-Strike: Global Offensive ist im internationalen Vergleich bisher nicht konkurrenzfähig. Dennoch blickt die Welt immer wieder interessiert auf ihre Entwicklung.
Bei den StarLadder StarSeries Season 3 Offline-Finals hat kein asiatisches Team gegen ein nicht-asiatisches Team gewinnen können. Die Gründe dafür liegen nicht unbedingt auf der Hand.
Starke Matches, aber keine Siege
Trotz der ausbleibenden Erfolge bei der StarSeries können insbesondere die Spieler von TyLoo erhobenen Hauptes in die Heimat zurückkehren.
Die Chinesen verloren in der ersten Runde mit 16:12 gegen SK Gaming auf Mirage und in der zweiten Runde mussten sie sich Gambit Gaming mit 16:13 auf Cobblestone geschlagen geben. Beide Ergebnisse sind beeindruckend und übertreffen die Erwartungen, die viele vor dem Turnier an asiatische Teams hatten.
Auch die weiteren Ergebnisse der asiatischen Teams waren akzeptabel. Im Durchschnitt holten asiatische Teams 8,75 Runden pro Match gegen nicht-asiatische Lineups. In lediglich zwei Matches blieben asiatische Teams unter fünf Runden.
All das ändert aber nichts an der Tatsache, dass keine einzige Map gewonnen wurde und das zeigt das erste große Problem, das asiatische CS:GO-Teams haben.
Es fehlt der Clutch
Clutch in CS:GO ist zu gleichen Teilen individuelle Klasse, ein starkes Nervenkostüm und Erfahrung. Besonders an den letzten beiden Eigenschaften fehlt es den meisten asiatischen Top-Teams immer noch.
Bei den Spielern von TyLoo, die bereits andere internationale Turniere gespielt haben, sollten die Nerven keine Rolle mehr spielen. Was allerdings auch bei ihnen noch fehlt, ist die Erfahrung gegen die besten Spieler der Welt.
Diese Erfahrung, die es den Spielern ermöglicht, in einer Clutch-Situation die richtige Entscheidung zu treffen, ist gleichzeitig essentiell und unglaublich schwer für asiatische Teams zu erlangen, da diese wenig internationale Turniere spielen.
Neben vielen verlorenen Clutches spielt die Erfahrung auch beim nächsten Problem der asiatischen Szene eine Rolle.
Es fehlen die Lehrer
Im europäischen Raum, insbesondere in Ländern wie Schweden, Dänemark und Frankreich, gibt es eine Fülle an Spielern, die Counter-Strike als Spiel bereits viele Jahre spielten, bevor CS:GO erschien.
Viele aktuelle Top-Spieler haben ihre Karriere in Counter-Strike: Source oder Counter-Strike 1.6 begonnen und konnten ihr Wissen über die Jahre weitergeben. Diesen Vorteil hat die asiatische Szene nicht.
Ab einem gewissen Punkt verbessern sich Spieler in Counter-Strike nur noch über zwei Wege: mit erfahrenen und besseren Spielern zu spielen oder gegen erfahrene und bessere Spieler zu spielen. Beides fehlt in Asien.
MVP Project hat mit Rambo eine Legende des amerikanischen Counter-Strikes als Coach verpflichtet und das Team innerhalb von sechs Monaten zu einem Top-5-Team der asiatischen Region gemacht. Hoffentlich ein Trend für die Zukunft.
Standard top, dynamisch flop
Während im westlichen Raum Forcebuys, Halfbuys und der Aufstieg der UMP das Meta dominieren, scheinen die asiatischen Teams immer noch sehr traditionell zu spielen. Sie spielen noch Full-Ecos und legen wert darauf, optimales Equipment zu haben.
Ihr Standard-Spiel ist als Resultat auch sehr stark, ihr Spiel mit und gegen dynamische Einkäufe und Spielzüge allerdings mangelhaft. Während westliche Teams mit rund 2500$ in einen Buy gehen, ist das für asiatische Teams keine Option.
Ein weiterer Punkt, wo es den Asiaten an Dynamik fehlt, ist in ihren Mid-Round-Calls. Es fehlt an pragmatischen, kompakten Spielzügen, die auch unter suboptimalen Bedingungen oder in Unterzahl funktionieren.
Im Allgemeinen scheint es den meisten asiatischen Ingame-Leadern an mehreren der folgenden Eigenschaften zu mangeln: Pragmatismus, Entschlossenheit und Kreativität.