Von Mike Koch
mouz scheitert an alten Schwächen
Die Hoffnungen waren groß, als mousesports im Decider Match der Gruppe C auf Team Liquid traf: Kann das deutsche Team hier siegen und endlich vor heimischen Publikum spielen?
14.000 Zuschauer werden in der LANXESS Arena erwartet und das einzige, was die Stimmung noch besser machen könnte, wäre ein Weiterkommen der Lokalmatadoren.
Map-Wahl wahrt Hoffnung
mousesports hat keinen umfangreichen Mappool. Das Team ist lediglich auf Maps wie Cache, Dust 2 und Mirage berüchtigt, wo Spieler wie nex Aim-Duelle suchen können, in denen sie teils brillieren.
Diese kleine Auswahl an Karten limitiert die Deutschen natürlich beim Auswahlverfahren, doch bei Team Liquid hatte man Glück. Auch die Amerikaner bevorzugen diese Maps und so kam es, dass man nach dem Auftakt auf Cobblestone noch Mirage und Dust 2 vor sich hatte - gute Bedingungen für mousesports.
Einer der vielen Stolpersteine war aus dem Weg geräumt und es musste nur noch gespielt werden.
jdm64 mit wenig Einfluss
Bei dem Setup der Deutschen war eindeutig zu erkennen, dass mousesports über Nacht ihre Hausaufgaben gemacht hatte. Man achtete von Anfang an darauf, die Räume dicht zu machen und die Spieler von Team Liquid zu isolieren.
In der ersten Waffenrunde war direkt erkennbar, dass chrisJ im AWP-Duell mit jdm64, dem gefürchteten neuen AWP-Spieler von Liquid, unübliche Winkel wählte.
Durch die Konzentration auf die gefährliche AWP von jdm64, den mouz auch oft aus dem Spiel nehmen konnte, schuf man jedoch Raum für nitr0, der sich Frag für Frag nach oben arbeitete und das Spiel der Deutschen zerstörte.
Langsames Play ohne Erfolg
Bekannt für ihre aggressiven Pushes, die häufig gekontert werden, versuchte mouz nun ein langsames Spiel auf Cobblestone. Sie versuchten, die Liquid-Spieler aus dem Konzept zu bringen, indem sie lange warteten, bevor sie Spots bespielten.
Der Plan ging nicht auf, da ihre Kontrahenten weiterhin geduldig ihre Positionen hielten.
Aus diesem Grund war mousesports gezwungen, innerhalb kürzester Zeit den Spot zu klären und die Bombe zu legen.
Dadurch schlichen sich typische Fehler ein: Unvorsichtige Bewegungen, ungedeckte Winkel und fehlende Informationen über den Standort der Gegner. mousesports verließ sich einzig und allein auf Aim.
Der einzige Lichtblick auf Map eins: NiKo zeigte die erste gute individuelle Leistung auf dem Major.
Mentale Schwächen erlauben Liquid leichtes Spiel
Gleich zu Beginn der zweiten Map merkte man, dass sich die mousesports-Spieler auf Mirage wohler fühlten: Man wirkte gelassener und die Pushes gingen flott und reibungslos von der Hand.
Nach ein paar knapp verlorenen Runden verließ die Deutschen jedoch womöglich die Zuversicht. Der größte Makel des mouz-Lineups kam nun zum Vorschein: Mentale Schwäche.
Liquid variierte die eigene Taktik perfekt, so dass mousesports kein Gefühl dafür entwickeln konnte, wo die Gegner stehen. Sie wurden nervös, pushten sinnlos durch Smokes und verwarfen ihre Rauch- und Blendgranaten.
Die Spieler der Mäuse versuchten durch Einzelaktionen eine Wende zu bringen. Der Nachteil dabei wurde zugleich deutlich: Wenn das Aiming nicht mehr sitzt, verliert man deshalb früh wichtige Positionen und Spieler - man kämpft immer in Unterzahl. Ein taktisches und aimstarkes Team wie Liquid kann daraufhin mit großer Vielfalt das Spiel der Mäuse zerstören.
Sinnbildlich ist das Ende des Matches: mousesports verliert und ein Spieler verlässt fluchtartig den Platz – kein "Wir-Gefühl", jeder kämpft für sich.