Von Mirko Zaake
Knochen glaubt an das neue mouz
In der deutschen Szene ist das Szene-Urgestein für seine Auftritte als Kommentator sowie seine Tätigkeit als Projektleiter von 99Damage bekannt. Er, und seiner Meinung nach auch die ganze Community, erwartet bei der DreamHack Leipzig ein Weiterkommen der Mäuse.
SPORT1: Am kommenden Wochenende startet die DreamHack Leipzig und 99Damage wird die Spiele in deutscher Sprache für die Zuschauer übertragen. Was erhoffst du dir vom ersten Großevent im deutschen Raum im Jahr 2016?
Knochen: Ich denke, es wird der deutschen Community und der deutschen eSports-Szene insgesamt noch einmal einen guten Schub geben. Sowohl bei der ESL One Frankfurt im Stadion mit Dota 2 als auch bei der ESL One Cologne in der LANXESS Arena mit Counter-Strike hat man einen starken Impuls in der deutschen Szene verspürt.
Die DreamHack als Traditionsveranstaltung im eSport mit ihrem ersten Stopp in Deutschland wird auf jeden Fall ein besonderes Flair ins Land bringen.
Gepaart mit der Leipziger Messe als ehemaliger Veranstaltungsort der Games Convention bringt es ebenfalls einen Nostalgie-Faktor mit sich.
Ich hoffe, dass die deutschen Fans die Spiele auf unserem deutschen Stream von 99Damage verfolgen und genießen können und wir mit unserem deutschen Vertreter, mousesports, ein Team haben, was es weit im Turnier schafft.
SPORT1: Mit mousesports wurde auch ein deutsches Team eingeladen, das kurz vor Jahresende noch einmal etwas an ihrer Aufstellung gefeilt hat. Fatih "gob b" Dayik, der das Lineup verlassen musste, ist ein alter Bekannter von dir. Wie hast du seinen Rausschmiss gesehen und denkst du, dass es ohne ihn besser laufen kann?
Knochen: Ich habe den Wechsel mit stark gemischten Gefühlen gesehen, da er einen wichtigen Faktor als Ansager erfüllt und sein Team, gerade auf Offline-Events, immer stark einschwören kann. Nichtsdestotrotz ist auch die Leistung im Spiel entscheidend und da helfen nicht nur gute taktische Anweisungen, sondern das eigene Spiel muss ebenfalls stimmen. Hier hat sich mousesports nun stärker aufgestellt.
Ich bin aber gespannt, wie man den Faktor als Einheit umsetzen wird. Es ist nun die erste Feuerprobe für das neue Lineup und sie selbst müssen und wollen beweisen, dass sie auch ohne festen Ansager funktionieren und gegen die großen Teams mithalten können.
Dem Event ist ein einwöchiges Trainingslager vorausgegangen, wo man sich auf die Gegner und das eigene Spiel vorbereitet hat. Einen Einzug in die Playoffs erwarte ich und daran werden sie auch von der deutschen Community gemessen.
SPORT1: Das deutsche Team hat mit Astralis, Virtus.pro und Team Dignitas eine schwere Gruppe erwischt. Wie siehst du die Chancen der Jungs und denkst du, dass dieser Härtetest noch etwas zu früh für das Quintett kommt?
Knochen: Die Gruppe B ist auf jeden Fall die Todesgruppe, aber Virtus.pro ein Team, das mousesports extrem liegt. Durch den Best-of-One-Modus sind die Spiele auch immer etwas tagesformabhängig.
Die beiden dänischen Teams müssen sich selbst erstmal besiegen und Astralis, die ehemaligen TSM-Jungs, haben in den letzten Wochen auch nicht mehr so stark aufgespielt. Das kann sich jetzt durch die neue Organisation wieder ändern, aber beide Teams sind in einer guten
Verfassung seitens mousesports schlagbar. Wenn man diese Gruppe übersteht, hat man auf jeden Fall gute Chancen.
Ich schätze dass sich Na‘Vi und Luminosity in der Gruppe A durchsetzen werden und in den Playoffs könnten dann die deutschen Fans vor Ort eine große Wirkung auf mousesports haben, sollte es für sie soweit gehen.
SPORT1: Neben mousesports hat auch PENTA Sports zuletzt wieder gewechselt, sodass die wohl besten deutschen Teams ohne festen Ansager auskommen. Ist dieser Trend deiner Meinung gerechtfertigt oder bist du der Meinung, dass man einen Spieler braucht, der das Heft in die Hand nimmt und seinen Kameraden sagt, wo es lang geht?
Knochen: Ich bin der Meinung, dass eine solche Position im Team nach wie vor eine große Bedeutung hat, aber nicht mehr unbedingt von einem der fünf Spieler selbst kommen muss. Diese Rolle kann auch von einem Coach hinter den Spielern eingenommen werden. Aber auch da hinken wir in Deutschland etwas hinterher, sodass ich diesen Schritt etwas zu verfrüht finde.
Ich bin gespannt, wie es konzeptionell in den nächsten sechs bis zwölf Monaten für die Teams aufgehen wird. Vielleicht ist es für die Teams der nächste Schritt, um das nächste Level und den Anschluss an die Weltspitze zu erreichen.
Aber gerade strux1, der PENTA Sports verlassen hat, war sowohl als Ansager, aber auch als Spieler sehr konstant und stark. Gerade bei der letzten ESL Meisterschaft hatte das Team ihm durch starke Szenen den Titel zu verdanken. Daher fand ich diesen Schritt noch etwas überraschender als bei mousesports. Für mich gehört diese Funktion in ein Team, das sehen wir auch bei den aktuell erfolgreichsten Teams der Welt.
SPORT1: Du bist schon über ein Jahrzehnt in der Szene vertreten und hast alle Bereiche von Counter-Strike durchlebt. Wie denkst du über den großen Aufschwung von Counter-Strike und wo kann es die nächsten Jahre noch hingehen?
Knochen: Dieses Jahr wird noch einmal ein sehr wichtiges für Counter-Strike werden und ein Gradmesser, wo die Reise hingeht. Immer mehr große Turniere mit viel Preisgeld etablieren sich und vor allem werden die TV-Ligen in diesem Jahr einen großen Einfluss auf die Zuschauerzahlen und die Teams selbst haben. Davon profitiert natürlich die Szene und auch wir von 99Damage als Community-Seite.
Weiter gehe ich davon aus, dass in diesem Jahr die Tier 2 und Tier 3-Teams, also die Teams hinter der Weltspitze, eine größere Rolle spielen werden. Die Topteams werden sich auf weniger Turniere vorbereiten.
Im vergangenen Jahr ist durch den Boom von Counter-Strike sehr viel an Turnieren und Ligen gelaufen, an denen man sich fast schon satt gesehen hat. Das wird vor allem Teams zu Gute kommen mehr ins Rampenlicht zu rücken und Nachwuchs in die Szene zu bringen.
Aus deutscher Sicht kann man nur festhalten, dass man sich mehr Vorbild an den Teams der Weltspitze nehmen und mit einem Jahresplan arbeiten sollte. Sie müssen sich als Team einschwören und nicht versuchen häufig zu wechseln, sondern eine Teamchemie aufbauen, an der man gemeinsam wächst und arbeitet.
Counter-Strike ist nach wie vor das FPS-Spiel in der eSports-Szene und wenn der Publisher VALVe gemeinsam mit den großen Turnierveranstaltern weiterhin die richtigen Schritte geht, wird der Boom auch die nächsten 2-3 Jahre noch weiter anhalten.