Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft zurück zu den Olympischen Spielen geführt.
DEB löst Olympia-Ticket im Thriller
Mit seinem Tor fünf Minuten vor Schluss zum 3:2 (1:0, 1:1, 1:1) gegen Gastgeber Lettland im entscheidenden Spiel beim Qualifikationsturnier in Riga sicherte der 24-Jährige von den Pittsburgh Penguins dem mit NHL-Profis gespickten deutschen Team das Ticket für Pyeongchang 2018.
Für Bundestrainer Marco Sturm, der die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) im Mai in Russland bereits zurück ins WM-Viertelfinale geführt hatte, gibt es eine besondere Belohnung: Sturms Vertrag verlängert sich automatisch um ein Jahr bis 2018. Sein Vorgänger Pat Cortina hatte vor dreieinhalb Jahren die Qualifikation für Sotschi 2014 verpasst.
"Haben als Team zusammengestanden"
"Ich glaube, es geht derzeit nicht besser für mich", sagte Kühnhackl, der im Juni mit Pittsburgh die NHL-Krone gewonnen hatte, nach einem wahren Krimi in Riga bei SPORT1: "Wenn man schon 2:0 vorne gelegen hat, dann sind natürlich die Nerven im Spiel. Aber wir haben als Team zusammengestanden."
Goalie Philipp Grubauer meinte: "Das ist einfach supergeil. In einem solchen Spiel wird jeder Fehler bestraft - aber die Jungs haben das super gemacht."
523 Tage vor den Winterspielen in Südkorea brachte Jungstar Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers das DEB-Team in Führung (17.), Schweden-Legionär Felix Schütz erhöhte mit seinem vierten Turniertreffer auf 2:0 (25.). Miks Indrasis (35.) war der erste Spieler, der Torhüter Philipp Grubauer von den Washington Capitals in Riga überwand - nach 154:55 Minuten.
Martins Karsums (47.) glich für die Letten aus - doch Kühnhackl ließ Deutschland jubeln.
Hohes Tempo
Die DEB-Auswahl ließ sich von den 10.000 Fans in der Arena Riga, die ihr Team frenetisch anfeuerten, nicht beeindrucken und ging von Beginn an hohes Tempo. In einem hochklassigen Duell hatten allerdings die Letten zunächst die besseren Torchancen.
NHL-Goalie Grubauer jedoch machte sie zunichte. Beim ersten Überzahlspiel schlug Sturms Mannschaft zu: Nach einem intelligenten Querpass von Patrick Reimer setzte Draisaitl die Scheibe zur verdienten Führung ins Netz. Es war bereits das sechste deutsche Powerplaytor.
Stärkstes Team seit vielen Jahren
Als Schütz eine Vorlage von Patrick Hager verwertete, schien das Olympia-Ticket gelöst. Zumal Grubauer auch bei einem Alleingang von Lauris Darzins zweimal hervorragend reagierte (32.). Doch mit dem Anschlusstreffer war die Souveränität plötzlich dahin. Die Letten drängten auf den Ausgleich.
Sturm hatte in Riga die stärkste Nationalmannschaft seit langer Zeit aufs Eis gebracht. Bis auf Torhüter Thomas Greiss (New York Islanders), der aus privaten Gründen abgesagt hatte, zogen alle aktuellen NHL-Profis das Adler-Trikot über - auch Stanley-Cup-Sieger Kühnhackl, der sein erstes Turnier für die DEB-Auswahl bestritt.
Die Stars aus Übersee zauberten nicht für die Galerie, sondern stellten sich in den Dienst des Teams.
Mutiges Eishockey führt zum Erfolg
"Marco hat die Mannschaft auf den Punkt fokussiert und fit gemacht, alles passt", lobte DEB-Präsident Franz Reindl, der den einstigen Weltklassestürmer vor einem Jahr zum Bundestrainer gemacht hatte. Mit dem 37-Jährigen, der keine Erfahrung als Coach hatte, stoppte die DEB-Auswahl nicht nur ihren Abwärtstrend unter den Vorgängern Jakob Kölliker und Cortina.
In St. Petersburg führte Sturm das deutsche Team erstmals seit fünf Jahren wieder unter die besten Acht der WM - mit mutigem, angriffslustigem Eishockey.
"Marco ist richtig in die Aufgabe hineingewachsen", sagte Reindl, "erst war er noch ein Spieler, der seine Funktion geändert hat, jetzt ist er der Bundestrainer". Der ehemalige NHL-Star wird in Südkorea seine vierten Olympischen Spiele erleben. Dreimal hatte er als Spieler teilgenommen - mit dem Viertelfinaleinzug 2002 in Salt Lake City als Höhepunkt.