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Eine Fußball-Hauptstadt stürzt ab

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Eine Fußball-Hauptstadt stürzt ab

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Eine Fußball-Hauptstadt stürzt ab

Einst war Wien auch die Fußball-Hauptstadt Österreichs, gleich vier Vereine kämpften regelmäßig um die Meisterschaft, Doch ein Klub nach dem anderen verschwindet im sportlichen Niemandsland.
Guido Burgstaller und mehrere Rapid-Stars wurden nach homophoben Gesängen hart bestraft
Guido Burgstaller und mehrere Rapid-Stars wurden nach homophoben Gesängen hart bestraft
© IMAGO/GEPA pictures
Alexander Kortan
Alexander Kortan

Die Fußball-Geschichte Wiens war in der Vergangenheit von außergewöhnlichen Erfolgen geprägt. Mit dem SK Rapid Wien stellt die Hauptstadt Österreichs bis heute den Rekordmeister der Alpenrepublik (32 Titel) und mit Austria Wien (24x Meister) auch noch den Zweiten im ewigen Ranking. First Vienna (6x) und der Wiener Sport-Club (3x) waren zwei weitere Erfolgsvereine.

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Mittlerweile weht in Österreichs Hauptstadt allerdings ein anderer Wind. Red Bull Salzburg mutierte zum Serienmeister (seit 2007 holte RB 14 von 17 Titeln, zuletzt 10 in Serie), die ersten Verfolger kommen mit Sturm Graz und dem Linzer ASK längst nicht mehr aus der Hauptstadt.

Der älteste Klub hat eine kuriose Entstehungs-Geschichte

Mit der First Vienna verfügt Wien über den ältesten Fußballverein Österreichs. Die Blau-Gelben wurden bereits 1894 gegründet, sind somit haarscharf der älteste Klub im Land.

Denn die Vienna reichte ihren Antrag zur Vereinsgründung am selben Tag wie der First Vienna Cricket and Football-Club ein. Da der Antrag des First Vienna Football-Club aber einen Tag früher bearbeitet wurde, dürfen sich die Kicker aus dem Stadtteil Döbling bis heute ältester Fußballklub Österreichs nennen.

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Die Cricketer erhielten den Antrag einen Tag nach den Döblingern und mussten sogar das Wort „First“ aus ihrem Namen streichen.

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Von der Gründung an war die First Vienna dabei einer der größten Vereine der Alpenrepublik. In der Zwischenkriegszeit gewannen die Döblinger zwei Meisterschaften und wurden auch dreimaliger Pokalsieger.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich gewann die Vienna sogar den Vorläufer des heutigen DFB-Pokals, den Tschammer-Pokal. Im Finale von 1943 setzten sich die Wiener in Stuttgart gegen den LSV Hamburg durch.

Auch Krankl kann First Vienna nicht retten

Nach dem Krieg ging der Erfolgslauf munter weiter, bis man 1955 den bislang letzten Meistertitel einheimsen konnte. In den sechziger Jahren folgte dann der sportliche Abstieg.

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Die Vienna entwickelte sich zur Fahrstuhlmannschaft zwischen der ersten und zweiten Liga. Selbst der Leihspieler und spätere Superstar Hans Krankl konnte den Verfall nicht verhindern. Nachdem er mit seinem Doppelpack beim 3:2 Österreichs gegen Deutschland bei der WM 1978 die „Schmach von Córdoba“ mitprägte, absolvierte Krankl 1980 ganze 17 Spiele für die Vienna und erzielte 13 Tore.

Hans Krankl (r.)) traf bei der "Schmach von Córdoba" doppelt gegen Deutschland
Hans Krankl (r.)) traf bei der "Schmach von Córdoba" doppelt gegen Deutschland

Nach finanziellen Problemen und vielen Jahren in der Regionalliga Österreichs ist die Vienna mittlerweile wieder in der zweithöchsten Spielklasse angekommen. Ein Aufstieg in die Bundesliga scheint jedoch in weiter Ferne, in dieser Saison steht die Vienna im gesicherten Mittelfeld.

Wiener Sport-Club - vom Europacup in die Regionalliga

Ein weiteres Beispiel für den sportlichen Verfall Wiens ist der Wiener Sport-Club. 1907 gegründet, zählte der Sport-Club viele Jahre zu den besten Vereinen Österreichs, sorgte sogar in Europa für Schlagzeilen.

Legendär ist das bis heute in der österreichischen Fußball-Geschichte einzigartige 7:0 im Meistercup 1958 gegen Juventus Turin (1. Runde) mit Ikone Omar Sivori. Dazu konnten die Schwarz-Weißen aus dem Stadtteil Hernals drei Meisterschaften und einen Pokalsieg erringen.

Das Wiener Praterstadionwar Schauplatz des 7:0 des Wiener Sport-Clubs gegen Juve
Das Wiener Praterstadionwar Schauplatz des 7:0 des Wiener Sport-Clubs gegen Juve

Anfang der 2000er-Jahre folgte dann aber auch beim Sport-Club der Weg nach unten. Über zehn Jahre lag der Verein aufgrund finanzieller Probleme auf Eis. Nun ist die Fußballsektion des Stammvereins seit der Saison 2016/17 wieder aktiv und wurde im Sommer 2017 mit dem zwischenzeitlich gegründeten Wiener Sportklub (mit k) zum „neuen“ Wiener Sport-Club fusioniert.

Heute spielt der Verein in der Regionalliga (dritthöchste Spielklasse), hat jedoch wieder größere Ambitionen. Der WSC plant derzeit die Sanierung seines altehrwürdigen Stadions in Hernals. Ab 2026 soll der Spielbetrieb dann in einer rundum modernisierten Arena aufgenommen werden.

Vizepräsident David Krapf-Günther meinte dazu, dass man nach der Eröffnung auch „sportlich nachziehen“ wolle und wieder die „höchstmögliche Leistungsklasse“ anvisiere.

Austria Wien - der letzte Meister vor Red Bull

Etwas besser sieht es unterdessen bei der Wiener Austria aus. Die Veilchen holten noch 2013 die österreichische Meisterschaft - als letztes Team, bevor Red Bull zu zehn Titeln in Serie marschierte.

Der damalige Trainer Peter Stöger wechselte nach diesem Erfolg zum 1. FC Köln. Seitdem geht es auch mit dem Klub aus Wien-Favoriten stetig bergab. Während man 2013/14 noch in der Gruppenphase der Champions League war, sind solche Erfolge für der FAK mittlerweile außer Reichweite.

Peter Stöger holte 2013 mit Austria Wien die letzte Meisterschaft
Peter Stöger holte 2013 mit Austria Wien die letzte Meisterschaft

Finanzielle Probleme sorgen fast jede Saison zu Problemen mit der Lizenz für das nächste Jahr. Zwischenzeitlich wurde sogar ein Verkauf der 2016 sanierten Generali Arena angedacht.

Sportlich ist die Austria längst nur noch Mittelmaß. In den letzten fünf Jahren verpassten „die Jungs aus Favoriten“, wie sie bei den Anhängern oft genannt werden, gleich drei Mal den Einzug in die Meistergruppe der österreichischen Bundesliga.

Während der FAK (Fußballklub Austria) früher Spieler wie Toni Polster oder Herbert Prohaska, beides Legenden des österreichischen Fußballs, hervorbrachte, schafft es nun kaum noch ein Austrianer ins Nationalteam. Auch unter ÖFB-Coach Ralf Rangnick hat sich das nicht geändert.

Rekordchampion Rapid Wien sogar Deutscher Meister

Der erfolgreichste Klub Wiens und auch ganz Österreichs (32 Meistertitel) ist bis heute Rapid Wien. Der SK (Sportklub) ist nicht nur österreichischer Rekordmeister, 1941 wurden die Wiener nach dem Anschluss sogar Deutscher Meister im Finale gegen Schalke 04. Doch auch beim Verein aus der Hütteldorfer Vorstadt überwiegen in den letzten Jahren die Probleme.

Nachdem man 2016 das altehrwürdige Gerhard-Hanappi-Stadion abgerissen hatte und das neue Allianz Stadion eröffnet wurde, wollte Rapid wieder oben angreifen. Die neue Arena erweist sich seit dem aber eher als Unglücksort für die Grün-Weißen.

In der neuen Heimstädte kommt der SK Rapid nicht einmal auf eine Siegquote von 50 Prozent. Während das alte Stadion noch als Festung galt, bei den Fans war der Name St. Hanappi sehr populär, ist der Heimvorteil der Rapidler scheinbar verschwunden.

Homophobe Gesänge! Skandal um Burgstaller und Co.

Und selbst wenn Rapid zu Hause mal erfolgreich ist, sorgen die Hüttedorfer für einen Skandal. So geschehen nach dem 3:0 Sieg über die Wiener Austria Ende Februar.

Nach dem ersten Erfolg über den Stadtrivalen im neuen Stadion leisteten sich einige Rapid-Spieler einen handfesten Skandal, als sie nach dem Spiel homophobe Gesänge anstimmten. Die Folgen waren drastisch: Gleich gegen sieben Akteure wurden Sperren ausgesprochen, dazu kommt ein Punktabzug auf Bewährung.

Guido Burgstaller und mehrere Rapid-Stars wurden nach homophoben Gesängen hart bestraft
Guido Burgstaller und mehrere Rapid-Stars wurden nach homophoben Gesängen hart bestraft

Besonders hart belangt wurde Kapitän Guido Burgstaller: Der frühere Bundesliga-Profi (1. FC Nürnberg, Schalke 04, FC St. Pauli) wurde wegen Diskriminierung für sechs Pflichtspiele gesperrt - davon wurden drei Spiele auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.

Ärger nach verlorenem Pokalfinale

Immerhin schaffte es Rapid diese Saison in die Meisterrunde und kämpfte im Finale des ÖFB-Cups sogar um den Titel.

Doch dort gab es auch für den deutschen Trainer Robert Klauß (bis Oktober 2022 beim 1. FC Nürnberg) ein 0:2 gegen Sturm Graz - allerdings unter strittigen Umständen.

Unter anderem eine Foul-Szene vor dem zweiten Gegentor ließ Trainer Klauß im ORF-Interview mehrfach von „Wahnsinn“ schimpfen.

Robert Klauß ist seit November 2023 Trainer bei Rapid Wien
Robert Klauß ist seit November 2023 Trainer bei Rapid Wien

„Da brauchen wir uns nicht mehr über Leistungen zu unterhalten. Jede Entscheidung heute am Platz war furchtbar, das war die Krönung. Keine Lust mehr, wirklich“, giftete der Rapid-Coach: „Da fehlt mir jegliches Verständnis.“

Somit wurde es auch nichts mit dem ersten Titel für Rapid seit 2008: Damals konnte der SCR zum letzten Mal die Meisterschaft für sich entscheiden. So aber geht die Durststrecke in Wien weiter.